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Konsequente Entwicklung im 21. Jhd.


27.07.2015 10:19 - Gestartet von spandauer
Warum fordert hier eigentlich niemand vehement die Kündigung per Telegramm, Telex oder BTX?

Ich teile die Einschätzung, dass der Schritt in die richtige Richtung geht.

Eine Kündigung ist ja eine einseitige "ich will nicht mehr" Willenserklärung. Dafür bietet die Telekom mittlerweile ganz einfach zu bedienende Kanäle wie ihr Online-Portal oder eine E-Mail an.

In anderen Kommentaren habe ich ganz viele Liebeserklärungen an das Fax gelesen. Aber mal ehrlich: Wer am Computer ein Faxdokument entwirft, wird den Inhalt doch auch ganz einfach per E-Mail verschicken können. Solange der Anbieter nicht rumzickt (und das wird Telekom im Eigeninteresse nicht tun), ist es doch kein Problem.

Schon vor Jahren hat die HUK24 auch schon einfach eine E-Mail zur Kündigung von mir akzeptiert. Ergebnis: Weil sie so unkompliziert waren und gute Preise machen, bin ich nun wieder bei ihnen. Wer sich höflich verabschiedet, zu dem kommt man auch gerne wieder, wenn der neue Anbieter sich als unzuverlässig erweist.

Insgesamt ist die Telekommunikationsbranche ja auf dem Weg, endlich das analoge Zeitalter hinter sich zu lassen. Auch beim Anbieterwechsel wird immer mehr auf papierlose, faxlose Verfahren gesetzt:
http://blog.qsc.de/2013/12/vereinfachung-beim-tk-anbieterwechsel-qsc-ganz-vorne-dabei/

Wer kein quasierotisches Verhältnis zu Papier und old-school TK-Systemen aufgebaut hat, wird hier also ein "gefällt mir" geben. Neben mir sind das vermutlich über 80% der Kunden.
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[1] wolfbln antwortet auf spandauer
27.07.2015 13:26

2x geändert, zuletzt am 27.07.2015 13:31
Benutzer spandauer schrieb:
Warum fordert hier eigentlich niemand vehement die Kündigung per Telegramm, Telex oder BTX?

Ich teile die Einschätzung, dass der Schritt in die richtige Richtung geht.

In anderen Kommentaren habe ich ganz viele Liebeserklärungen an das Fax gelesen.

Schon vor Jahren hat die HUK24 auch schon einfach eine E-Mail zur Kündigung von mir akzeptiert.

Insgesamt ist die Telekommunikationsbranche ja auf dem Weg, endlich das analoge Zeitalter hinter sich zu lassen.

Hallo von Schöneberg nach Spandau

Es ist doch nicht so, dass wir hier Fax-Fetischisten sind und an einer sehr in die Jahre gekommenen Technik des letzten Jahrtausends anhängen, wie Du suggerierst.

Aber es gibt leider bisher keine juristisch wasserdichte Alternative zum Fax, außer des Einschreibens ggf. Rückschein für inzwischen 3.95 €. In den meisten AGB steht, dass die Kündigung "schriftlich" erfolgen muss. Das ist deutsches Vertragsrecht des 19. Jahrhunderts.

Im der Telko-Branche des 21. Jahrhunders wird um jeden Kunden mit harten Bandagen "gekämpft". Hoch provisionierte Verträge werfen für den Anbieter halt erst nach über 2 Jahren etwas ab und da sind viele bereit, bis an die rechtlichen Grenzen zu gehen (oder auch darüber hinaus). Gerade erst bei Vertragsverlängerungen klingelt die Kasse, wenn kein neues Handy ausgegeben werden muss und die SMS dann immer noch 19 Cent kostet.

Besonders problematisch ist es, dass ein Anbieter gesetzlich nicht verpflichtet ist, den Eingang oder die Durchführung der Kündigung schriftlich zu bestätigen. Viele machen dies, manche aus o.g. Gründen aber eben nicht. So hängt man immer in der Luft, was die Kündigung betrifft, wenn sie nicht bestätigt ist.

Hier mal ein Beispiel von 2013, das mir passiert ist. Nicht bei der Telekom, sondern einem kleineren Anbieter, den ich hier mal nicht nenne.

Die Kündigung muss laut AGB "schriftlich" erstellt werden. Der Anbieter verweist auf sein Online-Portal für den Customer Support. Dabei lässt er absichtlich offen, ob auch Kündigungen gemeint sind, denn Kündigungen gibts in den FAQ natürlich gar nicht. Das ist schon grenzwertig, weil nun die AGB gilt und eben nicht die Sprüche des Anbieters. Dann habe ich dort per Support-Formular online gekündigt. Man bekommt (auch auf Nachfrage) dafür keine Bestätigung vom Anbieter. Und schwupps: der Vertrag läuft für ca. 500 € die nächsten 2 Jahre weiter.

Die Lage: Eine Beschwerde beim Anbieter führte zu nichts, weil keine "schriftliche" Kündigung laut AGB vorliegt. Anfrage bei menem Anwalt: keine Chance, da keine rechtsverbindlicher Nachweis meinerseits gegeben werden kann, dass eine Kündigung abgegeben wurde. Bei einem Fax wäre dies allerdings anders.... Nix zu machen, 500 € weg.

Nochmal, zeige mir juristisch belastbare Wege zur Kündigung, die möglichst nicht 3.95 € und einem Weg zum Briefkasten kosten auf, und ich werfe auch mein Fax-Gerät weg.

Gruß nach Spandau
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[1.1] spandauer antwortet auf wolfbln
27.07.2015 14:31
Benutzer wolfbln schrieb:

Aber es gibt leider bisher keine juristisch wasserdichte Alternative zum Fax,

In dem von Dir geschilderten Beispiel war es natürlich so und daher nehme ich meinen plakativen Vorwurf eines Fax-Fetisch gerne zurück. 500 € für den alten 24-Monats-Rabatt-Trick tun ganz schön weh.
Dank einer hilfreichen Info auf Teltarif habe ich auch gerade so einen Vertrag, der nach 24 Monaten deutlich teurer wird:
https://www.teltarif.de/sparhandy-sparkabel-...

Ich werde mal schauen, wie hier mit Kündigungen umgegangen wird. Erstmal nur proforma, denn aktuell sehe ich nicht, warum ich in 2017 die superfixe Leitung mit 120 MBit/s (real zw. 50 und 80) überhaupt los werden will...

In Bezug auf die rechtliche Bewertung der "Schriftform" sehe ich es ganz genauso wie Du:

Das ist deutsches Vertragsrecht des 19. Jahrhunderts.

Genau. Und wie veraltet die gesetzliche Regelung ist, zeigen die diversen Fax-Dienste in der Cloud: http://www.computerwoche.de/a/fax-loesungen-aus-der-cloud,2539727 .
Nutzen sowohl Sender wie auch Empfänger dieses Services, gibt es die juristisch fiktiv angenommenen "Schriftdokumente" einfach nicht. Das Faksimile ist zu 100% virtuell. Dennoch ist es wegen der Nutzung des G3-Faxprotokolls und des Telefonnetzes einfach rechtlich verbindlicher als eine E-Mail mit PDF.

Aber der Gesetzgeber hat hier ja schon Wege aufgezeigt, mit denen Unternehmen in ihren AGB dem 21. Jahrhundert Rechnung tragen können. Dafür gibt es z.B. heute schon die "Textform", die auch E-Mail und andere Wege erlaubt.

Es geht mir also um lobende Erfährung von Firmen, die dem Trend folgen, ihren Kunden eben es nicht so schwer zu machen, eine Kündigung auszusprechen. Die Telekom bietet hier sogar eine eigene Online-Seite:
https://hilfe.telekom.de/hsp/cms/content/HSP/de/31588 .

Diese Telekom-Seite verlinke ich hier sogar neidvoll anerkennend, da mein Arbeitgeber (nicht Telekom!) bei seinen Online-Services in den meisten Fällen selber immer noch auf der gesetzlichen Schriftform beharrt. Unter anderem aus den von Dir genannten Gründen der Rechtssicherheit.

Nochmal, zeige mir juristisch belastbare Wege zur Kündigung, die möglichst nicht 3.95 € und einem Weg zum Briefkasten kosten auf, und ich werfe auch mein Fax-Gerät weg.

Da gibt es noch die erwähnte DE-Mail. Aktuell noch ein Nischenprodukt, aber genau für solche Einsatzzwecke ist das sinnvoll. Da kommt einem kein Poststreik in die Quere. Allerdings kannst Du hier natürlich das Faxgerät immer noch nicht wegwerfen, da längst nicht alle Firmen eine De-Mailadresse anbieten.

Du kannst aber auf den Rückschein verzichten. Das hat mir meine Anwältin mal sehr deutlich mitgeteilt. Wenn ein Geschäftspartner rumzickt, nimmt er auch das Einschreiben mit Rückschein oft nicht entgegen. Daher setzen auch die Behörden auf das "Einwurfeinschreiben", bei dem der Briefträger einfach nur den Zugang bestätigt. Das kann im Gegensatz zum Einschreiben mit Rückschein nicht bei der Annahme verweigert werden und ist gerichtlich genauso verwertbar.

Gruß nach Spandau

Gruß ins schöne Schöneberg, wo ich mal lange und gerne in einem Internetcafé gearbeitet habe.