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Vorgaben für Großhandelspreise


05.04.2017 12:37 - Gestartet von whalesafer
Soso, klare Vorgaben für Großhandelspreise machen also Flatrates unmöglich, oder wie soll man das lesen? Das ist natürlich Quatsch, denn die Preise sind nur Obergrenzen. Kein Provider muss zu diesen Preisen abrechnen. Sie könnten sich z.B. auch gegenseitig pauschal Zugang zu den Netzen gewähren. An welcher Seite das scheitert, darf man auch klar sagen: Es sind die deutschen Provider, die immer noch Mondpreise verlangen, die viel günstigere ausländische Konkurrenz im eigenen Netz fürchten, und die Regulierung fest im Griff haben, die ihnen auch Wholesale weiter Mondpreise erlaubt.
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[1] trzuno antwortet auf whalesafer
05.04.2017 13:07

einmal geändert am 05.04.2017 13:09
Benutzer whalesafer schrieb:
Soso, klare Vorgaben für Großhandelspreise machen also Flatrates unmöglich, oder wie
soll man das lesen?

Nein, es ist halt nur Tatsache, dass es derzeit keine Vorleistungsflatrates gibt.

Das ist natürlich Quatsch, denn die Preise sind nur Obergrenzen. Kein Provider muss
zu diesen Preisen abrechnen. Sie könnten
sich z.B. auch gegenseitig pauschal Zugang zu den Netzen gewähren.

Ja, aber warum sollten sie das tun?
Da wäre sie ja schön doof.

An welcher Seite das scheitert, darf man auch klar sagen: Es sind die deutschen Provider,
die immer noch Mondpreise verlangen,

Falsch, das betrifft nicht nur die deutschen Provider. Auch die Netzbetreiber in anderen Ländern geben fürs Roaming keine Großhandelsflatrate.

Und wie sollte so eine Flatrate überhaupt funktionieren?

Sagen wir mal im Heimnetz verlangt ein Provider 30 € monatlich.
Wenn der Kunde dann in Deutschland ist, was erhält dann der deutsche Provider davon?
20€ Großhandelspreis, sofort bei der ersten Nutzung?
Oder pro Tag 1/30 ?
Oder pro Stunde 1/720 ?

Und was wenn so ein Kunde im Länderdreieck ständig die Länder und Netze wechselt? Wer erhält dann was von der Flatrate? Jeder der beiden Fremdprovider die vollen 20 €? Oder wie?

Flatrates sind ja immer Mischkalkulationen über viele Kunden mit unterschiedlichen Nutzerverhalten. Im eigenen Netz kann man so etwas machen, weil man dabei ja nur selber das Risiko mit seinen eigenen Kunden hat.

Bei Nutzung von Fremdnetzen ist eine verbrauchsabhängige Bezahlung für die Fremdnetze viel fairer, denn warum sollten die das Flatrate-Risiko des Kunden-Providers mittragen müssen.
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[1.1] whalesafer antwortet auf trzuno
05.04.2017 13:58
Benutzer trzuno schrieb:
Benutzer whalesafer schrieb:
Kein Provider muss zu diesen Preisen abrechnen. Sie könnten
sich z.B. auch gegenseitig pauschal Zugang zu den Netzen gewähren.

Ja, aber warum sollten sie das tun?
Da wäre sie ja schön doof.

Weil sie dann beide mehr Leistung verkaufen könnten und nicht das Roaming sperren müssten. Ist bei Internetprovidern auch nicht anders: Die intelligenten ISPs peeren und sparen sich teure Umwege über Transitprovider. Solange die Last ungefähr gleich ist, haben beide Seiten etwas davon. Wie gesagt, das scheitert aber an den deutschen Providern, die weiter Mondpreise nehmen wollen.
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[1.1.1] trzuno antwortet auf whalesafer
05.04.2017 14:48
Benutzer whalesafer schrieb:
Benutzer trzuno schrieb:
Ja, aber warum sollten sie das tun? Da wäre sie ja schön doof.

Weil sie dann beide mehr Leistung verkaufen könnten und nicht das Roaming sperren müssten.

Wenn ich Netzbetreiber wäre und vor der Wahl stünde nun von irgendwelchen ausländischen Billig Providern künftig statt zB 5 Cent/MB nur noch irgendeinen Pauschalbetrag zu erhalten, warum sollte ich dem zustimmen?

Das Risiko bei einer "Flatrate" ist immer, dass Nutzer im Schnitt mehr Ressourcen verbrauchen als bei der Kalkulation der Flatrate angenommen wurde. Und das Risiko liegt immer bei dem der die Flatrate anbietet.

Seine eigenen Kunden kann man ggf. noch einschätzen. Aber warum man das Risiko eingehen, dass ein ausländischer Provider ggf. besonders surffreudige Kunden hat, die dann das Netz für einen Pauschalbetrag zuroamen?

Deswegen gibt es hier in Deutschland schließlich auch keine günstigen unbegrenzten Flatrates, weil die Provider hier ihre Kunden recht genau einschätzen können und auch aus Versuchen (zB Vodafone) wissen, dass eine unbegrenzte Flatrate zu Netzengpässen führt.

Aus dem Grund ist ja auch die angekündigte Streaming Flatrate der Telekom nicht wirklich unbegrenzt, sondern statt im Volumen, halt in der Bandbreite begrenzt und die Partner sorgen dafür, dass ihre Streams die Bandbreitenbeschränkung einhalten.

Ist bei Internetprovidern auch nicht anders: Die intelligenten ISPs peeren
und sparen sich teure Umwege über Transit-
provider. Solange die Last ungefähr
gleich ist, haben beide Seiten etwas davon.

Zwischen Netzbetreibern könnte das sogar klappen, aber was wenn einer der beiden nur ein Provider ohne eigene Netze ist? So ein Provider zahlt immer für die Datenübertragungen seiner Kunden, egal in welchem Netz die gerade sind. Ausländische Provider Roamen außerdem im Netz eines Netzbetreibers und nicht bei einem Provider ohne Netz. Wo soll da also der Ausgleich herkommen?
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[1.1.2] Christian_Wien antwortet auf whalesafer
06.04.2017 12:11
Benutzer whalesafer schrieb:

...
Die intelligenten ISPs peeren und sparen sich teure Umwege über Transitprovider. Solange die Last ungefähr gleich ist, haben beide Seiten etwas davon.
...

Richtig.
Allerdings mußt du dich beim Peering sowohl selber um die dafür notwendigen Anbindungen an die jeweiligen Peering-Knotenpunkte kümmern und je asymmetrischer dein Traffic ist, desto teurer werden die Peering-Kosten.
Außerdem wird auch der Aufwand für die Netzkonfiguration bei mehreren Peering-Knoten größer.
Beim Transit übergibst du einfach irgendwo möglichst (technisch) "billig", dafür kostet es im Betrieb eben mehr.

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[1.2] flyer213 antwortet auf trzuno
05.04.2017 14:41

einmal geändert am 05.04.2017 14:44
Dem würde ich nicht so zu stimmen, besonders die dt.Provider können eben kein zusätzlichen Gebühren mehr verlangen. Dann erhöht man die Preise s. Winsim,oder nur national nutzbar, bloß schlecht das der Kunde auch nicht so naiv ist und wechselfreudig ist.
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[1.3] uwest antwortet auf trzuno
05.04.2017 15:31
Benutzer trzuno schrieb:
Sagen wir mal im Heimnetz verlangt ein Provider 30 € monatlich. Wenn der Kunde dann in Deutschland ist, was erhält dann der deutsche Provider davon?

Ganz einfach: Die Möglichkeit, seine eigenen Kunden ebenfalls im Fremdnetz roamen zu lassen.

20€ Großhandelspreis, sofort bei der ersten Nutzung? Oder pro Tag 1/30 ?
Oder pro Stunde 1/720 ?

Das ist eine typisch deutsche Krankheit, alles gegenrechnen zu wollen, nach Ungleichheiten zu suchen und diese zwanghaft ausgleichen wollen.

Und was wenn so ein Kunde im Länderdreieck ständig die Länder und Netze wechselt?

Das wird dann bei den Kunden der Anbieter in den anderen angrenzenden Ländern ähnlich sein. Es wird sich im Mittel ausgleichen.

Bei Nutzung von Fremdnetzen ist eine verbrauchsabhängige Bezahlung für die Fremdnetze viel fairer, denn warum sollten die das Flatrate-Risiko des Kunden-Providers mittragen müssen.

Weil es umgekehrt genauso vereinbart werden kann. Und dann ist das Risiko wieder ausgeglichen.

Warum sollte eine bestimmte Abrechnungsart in bestimmten Netzen "fairer" sein als in anderen Netzen oder als eine andere Abrechnungsart?
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[2] legro antwortet auf whalesafer
05.04.2017 17:02

einmal geändert am 05.04.2017 17:03
Benutzer whalesafer schrieb:
.., klare Vorgaben für Großhandelspreise machen also Flatrates unmöglich, .. Das ist natürlich Quatsch, ..

Ich finde, damit hast du Recht!

Diese Vorgaben haben sogar einen regulativen Effekt, der hilft, Missbrauch zu verhindern. Hierzu ein Beispiel ..

Jemand kauft sich bei einem ausländischen Billigmichel eine SIM-Karte und betreibt sie hierzulande. Dann kommt das den Anbieter teuer zu stehen und er muss sich überlegen, ob er nicht die Preise anheben muss.

Denn man muss nunmal auch objektiv einsehen, dass die Betriebskosten für die Anbieter in den verschiedenen Ländern höchst unterschiedlich sind. Beispielsweise sind in einigen Ländern "bloß" ein paar Millionen, in anderen hingegen Milliarden für die Frequenzen zu bezahlen - das ist das Tausendfache!

Oh nein, oh nein, ich möchte nicht Anbieter sein. ;-)