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Die Regeln sind klar, aber deren Umsetzung nicht


07.04.2017 11:05 - Gestartet von wolfbln
4x geändert, zuletzt am 07.04.2017 11:27
Es ist schon erstaunlich, dass selbst die EU-Pressestelle die Regeln nicht zu kennen scheint. Die BEREC, das ist der europäische Dachregulierer, hat sie für die nationalen Regulierer ausführlich auf 40 Seiten dargelegt:

http://berec.europa.eu/eng/document_register/subject_matter/berec/download/0/7005-berec-guidelines-on-regulation-eu-no-531_0.pdf

Die gibts leider nur auf englisch. Dann werden alle offenen Fragen klar.

Tarife ohne internatl. Roaming sollen wohl gestattet sein. Nur ein schneller Tarifwechsel zur Umgehung der Roamingverordnung ist nicht möglich. Interessant wird sein, ob die österr. Variante durchgeht, dann nur Datenroaming abzuschalten.

Es gibt weiter verschiedene FUPs insbesondere bezüglich mobilen Internet:
- die "stabilen Bindungen", die der User nachweisen müsste bei Dauerroaming
- Mengenbegrenzungen für "offene Datenpakete"
- eine "Ausstiegsklausel" für Anbieter, die Verluste befürchten

Das ist in dem Dokument genau erklärt. In der Praxis wird es jetzt interessant sein, wer welche Grenzen zieht. "Stabile Bindungen", deren Fehlen nach 4 Monaten Dauerroamen zur Abschaltung führen, hat bisher keiner neu eingeführt. Man könnte die auch mit 3 SIM-Karten im Rotationsbetrieb leicht umgehen. Denn nach 1 Jahr muss zurückgesetzt werden.

Auf die Mengengrenzen für "offene Datenpakete" werden wohl einige in den Billigländern gehen. Da könnten sie oberhalb der Menge 2,25 GB für 10€ Paketpreis (oder halt Anteile bzw. Vielfachem dieses Verhältnisses) Volumen begrenzen.

Es können, wie im Artikel genannt, auch Betreiber auf Antrag beim Regulierer ganz aussteigen, aber unter genau geregelten Bedingungen (s. Dokument).

Was passiert denn jetzt ab Juni???? Das ist die große Frage. In Deutschland und anderen eher teureren Ländern wird es wohl Roam like at Home im Prepaid und größtenteils im Postpaid ohne Einschränkungen geben.

Holland und z.B. Belgien ziehen auch nach, in Spanien fällt der Aufschlag auch einfach weg ohne irgendeine FUP (gerade dort von Vodafone angekündigt) und auch Großbrittannien macht erstmal mit, bevor es dann wohl wieder aussteigt. Aber überall dort sind die Inlandspreise relativ hoch.

Das Problem sind weiter die "Billigländer" mit Preisen um 1€ pro GB fürs Inland in den Paketen: Baltikum, Skandinavien, Polen, Rumänien, Österreich, bestimmte Tarife in Frankreich u.s.w. Und da bleibts weiter spannend....

In 4 Wochen müssen sich die polnischen Betreiber erklären, was sie machen (Roaming abschalten, begrenzen - oder was?), denn dort müssen Tarife 4 Wochen vor Inkraftreten veröffentlicht werden. Es bleibt spannend.
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[1] Wiesodenn antwortet auf wolfbln
07.04.2017 12:46
Ich habe mal ein wenig gelesen. Schwer auf englisch. Ich finde aber nichts über abgeschloßene Verträge, die bereits das Roaming regeln. Verträge, die zb ein Jahr alt sind. Wo also der Anbieter Einschränkungen im Roaming eingebaut hat. Die Frage ist: Brechen die neuen EU regeln am 15 Juni einen laufenden Vertag in welchem der Anbieter zb nur 1GB zulässt obwohl man 3,6,12 wie auch immer in D zur verfügung hat.
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[1.1] wolfbln antwortet auf Wiesodenn
07.04.2017 15:59

2x geändert, zuletzt am 07.04.2017 16:05
Benutzer Wiesodenn schrieb:
Ich habe mal ein wenig gelesen. Schwer auf englisch. Ich finde aber nichts über abgeschloßene Verträge, die bereits das Roaming regeln. Verträge, die zb ein Jahr alt sind. Wo also der Anbieter Einschränkungen im Roaming eingebaut hat. Die Frage ist: Brechen die neuen EU regeln am 15 Juni einen laufenden Vertag in welchem der Anbieter zb nur 1GB zulässt obwohl man 3,6,12 wie auch immer in D zur verfügung hat.

Kurze Antwort: JA.
Du wirst dann das Inlandskontingent grundsätzlich auch im EU-Ausland zur Verfügung haben. Gilt für Sprache, SMS und (mit ein paar Ausnahmen oder Grenzen auch) für Daten. Dein Betreiber muss dich umstellen oder zumindest dir die Wechseloption ab 15.6. zum nächsten Abrechnungszyklus jeweils einräumen müssen. Beim Roaming wird der Vertrag "gebrochen", im Inland ändert sich nichts.

Wenn Du aber XY GB in der EU zusätzlich zum Inlandskontingent zur Verfügung hast, kannst du dir aber auch überlegen, in einem anderen Roamingtarif des Anbieters zu gehen, den er dir alternativ zum EU-Tarif anbieten kann. Denn beim EU-Tarif geht das Roamingvolumen immer vom Inlandsvolumen-Topf ab.
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[1.1.1] Wiesodenn antwortet auf wolfbln
07.04.2017 16:22

>

Wenn Du aber XY GB in der EU zusätzlich zum Inlandskontingent zur Verfügung hast, kannst du dir aber auch überlegen, in einem anderen Roamingtarif des Anbieters zu gehen, den er dir alternativ zum EU-Tarif anbieten kann. Denn beim EU-Tarif geht das Roamingvolumen immer vom Inlandsvolumen-Topf ab.

Ah, das ist interessant. Ein Anbieter kann sich also BEI ROAMING nicht auf den Vertrag berufen. Die Anbieter wussten ja auch, dass das kommt.
JA guter Hinweis mit dem "anderen Roamingtarif"! Ist mir mal passiert. Hatte mein inländisches Datenvolumen nahezu aufgebraucht uns musste dann Vereisen. Da hatte ich dann 1GB Volumen im EU Ausland zu Verfügung. Also generell nicht schlecht wenn der Anbieter eine alternative anbietet.
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[1.1.1.1] wolfbln antwortet auf Wiesodenn
07.04.2017 16:28
Benutzer Wiesodenn schrieb:
Also generell nicht schlecht wenn der Anbieter eine alternative anbietet.

Darf er auch weiter und sie auch dementsprechend bewerben. Z.B. könnte er auch andere Länder aufnehmen in seinen eigenen Tarif oder auch den EU-Tarif. Drillisch hat die Schweiz mit drin oder Vodafone in Spanien die USA in der Euro-Zone oder in England die Türkei. Das ist dem Betreiber freigestellt.

Lediglich der Wechsel per Knopfdruck zwischen roamingfreien und Roaming-Tarifen ist verboten, weil man ja dadurch die ganze Regelung unterlaufen könnte.
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[1.1.2] H N I K A R antwortet auf wolfbln
07.04.2017 22:59
Benutzer wolfbln schrieb:
Kurze Antwort: JA.
Du wirst dann das Inlandskontingent grundsätzlich auch im EU-Ausland zur Verfügung haben. Gilt für Sprache, SMS und (mit ein paar Ausnahmen oder Grenzen auch) für Daten.

Die Kurzantwort war aber schon lange klar. Die große Frage, wie die einzelnen Anbieter in der Praxis mit der "hergebrachten" Roaming-Tarifierung umgehen werden ist aber viel spannender und es hat sich bisher noch keiner so klar geäußert.

In meinem jetzigen Tarif ist ist beispielsweise für das europäische Ausland (EU-Staaten, Schweiz, Liechtenstein, Norwegen) vorgesehen;
1. Telefonieflat nach Deutschland aus dem EU-Ausland,
2. SMS für 0,07 €
3. 1 GB Datenflat

Die Roamingregulierung "überlagert" diese alten Vereinbarungen. Nichts destotrotz sind diese Tarifbestandteile ja bewertet und bepreist. Dass sich das nun einfach so in Wohlgefallen auflösen soll, nur weil nun das gesamte nationale Gefüge zu Verfügung steht, wird nicht immer gut funktionieren. Wenn keine Kompensation in Form von Mehrleistungen oder Preisreduktionen erfolgt, muss eine wie auch immer geartete Umtarifierung ermöglicht werden. Andernfalls fällt die Attraktivität des relativ teureren Alttarifs u. U. deutlich ab.

Dein Betreiber muss dich umstellen oder zumindest dir die Wechseloption ab 15.6. zum nächsten Abrechnungszyklus jeweils einräumen müssen.

Umstellen? Eher Freischalten eines neuen Tarif-Grundbestandteils.