Benutzer wolfbln schrieb:
Daran habe ich auch schon gedacht, aber Depriorisierung ist sehr problematisch:
denn es verstößt gegen die Netzneutralität und darf nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden.
Welches Interesse sollte auch O2 UK haben, eingehenden Roamingverkehr abzustufen? Sie nehmen ja dafür ein, je mehr Daten, desto mehr €. Die Verträge können nicht so schlecht sein, dass sie beim eingehenden Roaming noch draufzahlen. Anders sieht es beim Anbieter aus, der abgehendes Roaming hat, insbesondere, wenn er sehr niedrige Inlandspreise nimmt und nun Roam Like at Home rausgeben muss. Das mit den niedrigen Inlandspreisen trifft ja auf deutsche Anbieter nicht zu.
Eine Depriorisierung im Roaming ist allerdings praktisch nicht nachweisbar. Denn durch das Routing übers Heimatland über das Roaming läuft, entsteht immer eine höhere Latenzzeit und die Leitung "erscheint" oft langsamer als sie nach Speedtests ist.
Roaming wirkt da wie ein VPN.
Ich habe heute O2-Kunden im Ausland mal testen lassen. Die max. 21,6 Mbit/s Upload werden erreicht, wenn es das Gastnetz hergibt.
Aus der Sicht der Netzneutralität sollte eine Depriorisierung einer Kundengruppe eigentlich unproblematisch sein. Bei der Netzneutralität geht es hauptsächlich um die technische Gleichbehandlung der unterschiedlichen Dienste. Beim Preis ist anscheinend solche Gleichbehandlung nicht notwendig. Es ist jedoch üblich, dass der Kunde die Qualitätsstufe seines gesamten Internet-Zugangs wählen kann und dafür auch die Preise unterschiedlich sind. Z.B. Kabelzugang mit 10, 50, 100, 200, 400 usw. Mbit/s. Oder Lidl ohne LTE und max. 32 Mbit/s und CallYa mit LTE ohne Geschwindigkeitsbegrenzung.
Die RTR schrieb mal dazu: "In der Netzneutralitätsdiskussion wird eine differenzierte Behandlung des Verkehrs im Sinne des ersten Falls für bestimmte Kunden bzw. Kundengruppen als eher unproblematisch erachtet, solange der Endkunde die freie Wahl hat. ... sollte aber transparent und klar verständlich kommuniziert werden, wie sich die unterschiedliche Behandlung auf die Qualität seines Internetzugangs auswirkt."
Die Freie Wahl zwischen O2 und den Anderen hat man ja. An der Transparenz mangelt es aber anscheinend.
Ich kann mir schon vorstellen, dass o2-uk den anderen Netzbetreibern mehrere Qualitätsstufen fürs Roaming anbietet. o2-de bucht dann bei o2-uk eine niedrigere Stufe, damit sich die Kosten in Grenzen halten. Gerade bei o2-de gibt es schon manche Kunden, die ordentliche Datensnacks von mehreren 10 GB zu sehr günstigem Preis bekamen. Die Netze finanzieren sich hauptsächlich aus den Einnahmen von eigenen Kunden und nicht von den roamenden Kunden. Wenn o2-uk schon sehr ausgelastet ist, wäre es verständlich wenn man die eigenen Kunden bevorzugen würde, um nicht noch zusätzlich den Ruf eines überlasteten Netzes zu stärken. Wie du schon sagtest, Wolf, ist es beim Roaming sehr schwierig herauszufinden, ob und wo wirklich gedrosselt oder depriorisiert wird.