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Kind im Brunnen/Sündenbock/Indizieren - was denken sich die Politiker eigentlic


19.05.2002 16:35 - Gestartet von icy
Es ist immer das gleiche. Wenn so was wie in Erfurt passiert wachen die Politiker auf und verfallen in Aktionismus.
Wer hätte es gedacht das gerade die konservativen CSU Politiker jetzt den Mund aufmachen.

Schnell muss was gemacht werden und jemand muß Schuld an dem Problem sein (aber kein Politiker/bzw. wenn dann nur von der anderen Partei) - ein Sündenbock muß her um eigene Fehler zu verschleiern.

Weil es so gut ankommt in einer Bevölkerung von nicht Computernutzern (60% Senioren + sonstige) und die ältere Mehrheit nichts von LAN-Partys u.ä. versteht, vertretten die Politiker immer die Meinung der Mehrheit.

Indizierte Spiele werden automatisch interessanter und werden auch öfter auf den Schulhöfen getauscht werden.
Das verbotene ist viel interessanter in einenem Land wie Deutschland wo alles gesetzlich geregelt ist.

Was man spiele darf muss geregelt werden - ob die Unternehmen sich am Euro (der Euro ist ein Problem das sich die CDU-Regierung unter Kohl ausgedacht hat!) bereichern und die Kunden abzocken, das muss nicht gesetzlich geregelt werden - das kann locker gesehen werden.

Was denken sich eigentlich die Politiker ? Das die machen können was die wollen ?




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[1] Devil_MC antwortet auf icy
19.05.2002 21:00
100 % Zustimmung !

Das Schlimme ist, quer durch die Parteien (ist ja Wahlkampf) wird geschrien und gebrüllt über die bösen Spiele, die bösen Videos, das böse Internet etc.

Dumm bloß, daß die Erfurter Polizei nach Erstellung des Täterprofils davon ausgeht, daß die familiäre Situation (Abidruck) der eigentliche Auslöser gewesen sein soll.
Natürlich ist es nicht auszuschliessen, daß bei psychisch instabilen Menschen Gewaltdarstellungen zu Verrohung usw. führen - allerdings nur dann (!), wenn in der Familie kein Gegengewicht dazu da ist und das Kind (der Heranwachsende) mit seinen Sorgen und Nöten alleine gelassen wird !!!

Denn wenn man der Beckstein'schen Argumentation konsequent folgen würde, wäre
a) die Koreaner ein Volk von Amokläufern (sehr viele Koreaner spielen Online)
b) müsste man alle Nachrichtensendungen verbieten, da das Maß an _echter_ Brutalität dort um ein vielfaches höher ist, als z.B. bei Counterstrike (wo es eh kaum Blut zu sehen gibt und bei "blutrünstigen" Spielen die Effekte von den meisten eh für die Spielgeschwindigkeit abgeschaltet werden).

Aber es ist halt Wahlkampf - ich wähl dann den Guido - der hat so ein sympathisches Lächeln *kicher*
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[1.1] guidod antwortet auf Devil_MC
19.05.2002 22:44
Benutzer Devil_MC schrieb:

Natürlich ist es nicht auszuschliessen, daß bei psychisch instabilen Menschen Gewaltdarstellungen zu Verrohung usw. führen - allerdings nur dann (!), wenn in der Familie kein Gegengewicht dazu da ist und das Kind (der Heranwachsende) mit seinen Sorgen und Nöten alleine gelassen wird !!!

naja, die wahrheit ist da etwas komplexer, aber es waere aber falsch von mir hier seitenlange abhandlungen zu posten. Wichtig zu wissen ist, dass abstumpfungen und nachahmungen zwei verschiedene dinge sind, und jeweils verschiedene grade von realitaetsnaehe haben. Ein beliebtes beispiel ist Tom-und-Jerry, dass trotz ausgreifender gewaltdarstellung voellig ungefaehrlich ist, weil voellig realilaets(ent)fremdet. Wird man in der darstellung realitaetsnaeher, muss man sich vemehrt gedanken ueber probleme von 'bildungs'effekten fuer heranwachsende machen - der aufgeklaerte gutvorbereitete jugendliche ist in wahrheit ja eher die ausnahme, jeder hat sein paeckchen probleme zu tragen, und fuehlt sich an manchen stellen mal ungerecht behandelt (auch wenn man an anderer stelle unberechtigt mal glueck hat). Aber realitaetsferne braucht man nicht immer durch comic-zeichnungen zu erzeugen, man kann bzgl. nachahmungs-entfremdung eben auch unrealistische ausgangssituationen waehlen (zombie-wolfenstein statt schulgebaeude), unrealistische aktionsformen (ein paar laser-schwerter sind nicht schlecht), unrealistische feindmodelle (die beliebten robots und zombies). Dieses ist der teil, der zum beginn einer handlung gehoert - abstumpfung bezieht sich auf fortfuehrung oder wiederholung einer handlung.

Und um es hier klar zu sagen, wer CS gesehen hat, dem ist dann auch klar, dass es nicht zur abstumpfung geeignet ist, ebensowenig wie es zur nachahmung anregt, da die gewaehlte spielsituation realitaetsfremd ist. Von vielen spielen, die heutzutage zu kaufen sind, hat es so geringe bedenkliche anteile, dass man es auch als fast unbedenklich einstufen kann, was die BpS ja auch getan hat, und folgend als ueblichen handelsgegenstand erlaubt hat. Und wer sich jetzt extremistisch zeigt, und auf die verbleibenden bedenklichen anteile hinweist, dem kann ich nur zurufen, wie denn ein heranwachsender die unterschiede von darstellung und realitaet erlernen soll, wenn ihm nie solche vorgesetzt werden. Irgendwo muss ein sorgender elter den einbruch solcher dissonanzen zulassen, und man kann zwar nun gerne behaupten, dass da dann eine lehrperson in der naehe sein sollte, dass zu besprechen, in wahrheit waere das ziemlich viel arbeit, die regelmaessig kaum lohnt, da der uebliche heranwachsende das auch so kapiert. Es genuegt fuer den elternteil, wenn er ein solches spiel wie CS auf dem bildschirm seiner kids gewahr wird, einfach einen spruch zu machen wie 'ganz schoen heftig', und dem kid damit eine anregung zur bewertung zu geben, von deren richtigen ausgang wir ausgehen koennen.

Eine drastische fehlbewertung der realitaet, wie bei einem gezielten amoklauf, ist davon weit weit weit weit weit entfernt. Ich hab zwar schon wieder zuviel gequasselt, dabei ist das thema amoklauf sogar noch sehr viel komplexer, aber vielleicht sind auch so ein paar nuetzliche hinweise oben enthalten, die ihr in eurer ganz privaten aufklaerungskampagne wider den CS-wahn nutzen koennt. Von themen wie moeglichkeiten zum aggressionsabbau aus realen problemen, hab ich hier noch nicht mal angefangen....

auf gutes gelingen, guido