Benutzer hustensaftheinz schrieb:
staatlich funktioniert ja allerseits besser als privat, wie wir wissen.
Erinnern wir uns: Wie war es mit der Privatisierung der Deutschen Post bzw. Telekom?
Die Postboten der Deutschen Bundespost hatten ein sicheres Gehalt und eine entsprechende Altersversorgung - eine Frage der Menschenwürde. Was heute ein Briefträger verdient und über welche irrsinnigen Vertragskonstrukte über irgendwelche Subunternehmer er angestellt wird, möchte ich lieber nicht wissen.
Die höheren Etagen der Bundespost verdienten auch damals sicher mehr als der Postbote, jedoch war das Gehalt staatlich festgelegt und somit begrenzt. In den heutigen, privaten Chefetagen von Post- und Telekommunikationskonzernen verdienen sich die Vorstände allerdings dumm und dämlich und können gar nicht genug Millionen anhäufen - selbstverständlich auf Kosten der Belegschaft, ohne die der Erfolg des Unternehmens gar nicht möglich wäre. Und die Kunden werden mit vermeintlichen Billigangeboten geködert und hinterher gnadenlos abgezockt - mit versteckten Preiserhöhungen bis hin zu nie beauftragten Produktbuchungen. DAS ist doch ein reales Beispiel für Selbstbedienungsmentalität!
Sollten wir uns nicht lieber darüber beschweren? Das ist aber gar nicht so einfach, bei einem privaten, nur seiner eigenen Gewinnmaximierung verpflichteten Unternehmen!
was ist denn hier mit privat gemeint? doch bestimmt andere Pay-TV-angebote. Denn es wäre ja ein schiefer Vergleich, wenn man das Staats-Tv, für das 17,50 Euro Monatsbeitrag vom Volk erpresst werden, mit privatem Free TV vergleichen würde.
Wobei Sie bedenken müssten, dass RTL und Co. schon seit langem versuchen, parallel zur FTA-Verbreitung kostenpflichtige Modelle zu etablieren, Stichwort Grundverschlüsselung und HD+. Eine Erhöhung des Niveaus der Programminhalte durch die zusätzlichen Einnahmen ist dabei nicht festzustellen.
Nicht alles, was im öffentlich-rechtlichen Rundfunk läuft, entspricht meinem Geschmack. Nicht alle Sendeinhalte würde ich als wertvoll erachten. Doch derart menschenunwürdige Formate wie bei RTL und Co. habe ich bei ARD, ZDF und Deutschlandradio trotzdem noch nie erlebt.
Mal sehen, was dann noch von der Behauptung übrig bleibt, dass ARD und ZDF ein besseres Programm bieten als andere vergleichbare Angebote.
Nun, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt es Angebote, die ich sonst auf keinem privaten Free- oder Pay-TV-Sender finden würde. Bildungssendungen, Kultur, investigativen Journalismus. Gut recherchierte Nachrichten, Satiresendungen, die in die Tiefe gehen, und auch werbefreie Unterhaltung ohne menschenverachtende Inhalte.
Für diejenigen Sendungen, die ich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nutze, wäre gewiss nur ein Teil des Rundfunkbeitrags nötig. Allerdings weiß ich, dass es auch Bürger gibt, die gerne andere Inhalte sehen, im Gegenzug aber auch für die von mir genutzten Inhalte zahlen. Auf diese Weise entsteht ein Gesamtpaket, von dem alle Generationen profitieren können - vom jungen Internetformat FUNK über den seriösen DEUTSCHLANDFUNK bis zu diversen Ü60-Formaten im ARD-/ZDF-Hauptprogramm.
Und selbstverständlich bestehen auch bei den Öffentlich-Rechtlichen Kritikpunkte und Verbesserungsbedarf. Warum werden immer weniger Mitarbeiter fest angestellt, während die Gehälter der oberen Etagen immer weiter angehoben werden? Warum müssen ARD und ZDF aus den Rundfunkbeiträgen Einspeiseentgelte an private Kabelgesellschaften wie Vodafone abgeben, die bereits mehr als genug Kabelgebühren von Kunden und Mietern erhalten?
Ein Privatunternehmen müsste sich um solche Fragen einen Dreck scheren, es bräuchte nur auf die eigene Gewinnmaximierung zu achten. Ein tatsächlich staatlicher Rundfunk wäre hingegen nicht beitrags-, sondern steuerfinanziert und müsste ständig um die Gunst der herrschenden politischen Klasse buhlen, die ihm entsprechende Mittel zuweisen oder streichen könnte.
Aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland wird von jedem einzelnen Haushalt finanziert und ist somit letztlich jedem einzelnen Bürgern verpflichtet! Daher sollten auch kritische Meinungen und Verbesserungsvorschläge der Beitragszahler nicht ungehört verhallen, sondern ernstgenommen und konstruktiv verarbeitet werden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte dabei meines Erachtens nicht beschnitten werden, sondern in einen ernsthaften Dialog mit der ihn finanzierenden Bevölkerung treten und einen ständigen Austausch zwischen Beitragszahlern und Medienmachern garantieren.
Gerade der Rundfunkbeitrag ist in der Lage, für weitestgehende Unabhängigkeit vor politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen zu sorgen. Das Privileg eines von den Bürgern direkt finanzierten Medienangebotes sollte nicht leichtfertig aus den Händen gegeben werden. Ein Blick in die Medienlandschaft anderer Länder zeigt, dass sich das Einsparen von weniger als 60 Cent am Tag als großer Fehler erweisen könnte.