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Hoffnung auf bessere Preise und mehr Wettbewerb


06.02.2021 14:40 - Gestartet von wolfbln
2x geändert, zuletzt am 06.02.2021 15:00
Wie es aussieht, wird Drillisch jetzt doch ein eigenes 5G Netz aufbauen. Viele hatten darauf spekuliert, dass sie nur die Lizenzen steigern und dann weiterverkaufen.

In der EU hat sich gerade die Erkenntnis durchgesetzt, dass 4 Netzbetreiber mehr Wettbewerb und bessere Preise bedeuten.

Die letzten beiden Beispiele sind Italien, wo Iliad einen Preiskrieg angezettelt hat und inzwischen 100GB für 10€ verkauft werden. Auch Spanien kann als Beispiel dienen, wo Másmóvil nach der Übernahme des Yoigo-Netzes die Preise nach unten treibt und dort sogar Lyca und Lebara gekauft hat.

Alles dies ist ohne Roaming nicht machbar, denn sowohl Iliad, als auch Másmóvil haben zunächst nur schwächere Teilnetze, müssen aber auf ca. 10% Kundenanteil kommen, um zu überleben.

Bei Iliad geht das über staatlich verordnetes RAN-Sharing mit WindTre, bei den Spaniern durch Roamingabkommen mit 2 anderen Netzen.

Es ist einfach statistisch erwiesen, dass die Preise in MNO3 Ländern höher sind als in MNO4 Ländern. Die 4 zu 3 "Konsolidierungen" bei uns, in NL (Tele2) und Österreich (Orange) haben das wieder gezeigt.

Drillisch steht vor der Aufgabe, seine Nutzerzahlen von 5% auf 10% etwa zu verdoppeln. Das geht nur über Dumping-Preise. Sie müssen allerdings nicht bei 0 anfangen, sondern haben schon heute Kundenstamm und Glasfasernetz. Sie werden aber die ersten sein, die einen MNO-Markteintritt über 5G wagen.

Dazu brauchen sie viele Basisstationen und hohe Investitionen und da 5G NSA zunächst 4G braucht eben langfristiges Roaming. Die MVNO- Verträge mit Telefonica laufen zwar bis max. 2030. Darauf können sie nicht bauen. Bis 2022 müssen schon 500 Basisstationen ans Netz um die Lizenz nicht zu verlieren, teures Low-Band-Spektrum muss her und der Unterschied zu den jeweils 20000-30000 LTE Stationen der großen Drei ist schier uneinholbar.

Dommermuth geht damit hohes unternehmerisches Risiko, aber sein Geschäftsmodell als Reseller und Capacity MVNO läuft nicht mehr lange. 1&1 gehört nicht zu einer großen internationalen Telko-Gruppe. Dennoch kann er mit einen MNO-Markteintritt den Markt hier neu aufteilen. Die drei Großen, insbesondere Telefónica werden Kunden verlieren, aber alle geraten unter Preisdruck und Mondpreise der Telekom oder der vermeintlichen Konkurrenz durch billigere und neue Preismodelle ersetzt werden.

Das hilft zwar wenig den Landbewohnern, die auf eine gute Netzabdeckung warten, aber der Mehrheit der Nutzer, die sie schon haben und dafür zu viel zahlen.

Im neuesten Quartalsbericht (Oct-Dec 20) der Vodafone-Gruppe ist Deutschland mit einem EBIDTA von über 40% am Gesamtkonzern, das einzige europ. Land, das wirklich fetten Gewinn abwirft. Einen Angriff darauf hat es seit E-Plus in den Nuller-Jahren hierzulande nicht mehr gegeben und Preise für mobiles Internet liegen bei uns deutlich über denen von Italien, Spanien, Frankreich oder Großbritannien mit 4 Netzen (womit man uns noch am ehesten vergleichen kann).

Darum dürfen wir und Teltarif uns auf interessante Jahre freuen. Aus der ersten Aufbruchsstimmung in den Neunzigern ist dieses Portal entstanden. Es wird Zeit, dass sie wiederkommt. Geben wir Dommermuth eine Chance. Wir merken gerade wieder, dass wir nicht als Vorzeigeland der Digitalisierung dienen. Im Mobilfunk waren wir führend auch preislich bis etwa vor 10 Jahren sich alle bequem eingerichtet und -genischt hatten und vor 5 Jahren dann noch der einzige richtige Angreifer aufgekauft wurde.
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[1] lucky2029 antwortet auf wolfbln
09.02.2021 22:52
Gut geschrieben und teilweise würde ich das auch so sehen.

Aber:
Sehen wir das aus einer größeren Sichtweise. Mittel bis langfristig wird es in Europa 3 oder 4 Anbieter geben. Kleine lokale Netze haben dann kann eine Chance oder bieten Nischenprodukte an. Die Investoren, also idr die Aktionäre wollen einen Profit sehen. Das geht zum Einstieg mit günstigsten Preisen, aber irgendwann kommt die Erkenntnis das gerade hier in Deutschland die Rahmenbedingungen dafür nicht passen. Die Regierung hat viel dazu beigetragen so günstige Preise wie bei einigen unserer Nachbarländer zu verhindern. Noch schlimmer, es fehlte viel Geld für notwendige Investitionen in die Netze.
Es wird also weitere Konsolidierungen auf dem europäischen Markt geben und wer weiß, vielleicht schauen die richtig großen bald vorbei und kaufen sich fleißig in Markt bei uns ein.