Hallo St. Peter
Danke für deine Antwort. Wir liegen da gar nicht so weit auseinander.
Die 24-monatige Mindestlaufzeit ist in der Tat nicht ideal, aber bei Mobilfunkverträgen kann ich trotzdem verstehen, dass es durch die „Handydreingabe“ sinnvoll sein kann, dieses Modell aufrecht zu erhalten, auch für den Kunden!
Genau darum ging es, das "1€-Handy" am Leben zu erhalten.
Es gibt kein iPhone für 1€, kapiert ihr das nicht endlich? Sondern nur Kreditverträge, die man häufig auf der Bank günstiger bekommt, wenn es schon das neueste Gerät sein muss.
Wie schon der Nutzer VoLTEler angemerkt hat, stimmt das so pauschal nicht. Besonders Neukundenangebote über 24 Monate bieten oft einen deutlichen Bundle-Vorteil gegenüber dem Vertrag plus Einzelkauf.
Ich habe auch nicht pauschal ausgeschlossen, dass in Einzelfällen bei genauer Beobachtung der Marktlage ein Bundle sich durchaus lohnen kann. VoLTEler glaube ich seine Spezialkenntnisse und sicher können so findige das ein oder andere Schnäppchen machen.
Im Großen und Ganzen lohnt sich das Modell nur für die Industrie, insbesondere die Telkos. Sie bekommen zwar die Ware zu besseren Konditionen vom Hersteller, die wir als Kunden vielleicht nicht so günstig bekämen, aber verkaufen sie mit Gewinnabsicht. Und wenn man in die Bilanzen schaut sind das gute Gewinne.
Wenn ein uninformierter Kunde in einen Handyladen eines Anbieters kommt, hat er eigentlich schon verloren. Er müsste so viele Zusatzinfos wissen, um wirklich entscheiden zu können, ob diese Option für ihn billiger wäre. Im Laden bekommt er die aber nicht. Dort wird er mit den neuen Features des Handys oder Vertrags berieselt.
Wie gesagt: man kann sich diese Infos holen im Internet usw. und dann verschiedene Optionen durchspielen: Handy extern kaufen, Bundle-Vertrag, Handy aus Vertrag wieder verkaufen, SIM in die Schublade legen usw.
Man müsste den Verbrauchern eher noch das Wechseln beibringen!
Nur wer soll das machen? Wechseln ist das böse Wort für die Telkos, das den Churn erhöht in der Bilanz. Die Senkung des Portierungsentgelts durch die BNetzA war schon ein erster Schritt. Nur warum schaffen die das in anderen Ländern mit hoch dynamischen Märkten kostenlos in einem vorgegebenen Zeitfenster. Bei uns ist das immer Zitterpartie.
Aber müssen die Anbieter nun nicht auch 12-Monatsangebote offerieren, wenn sie 24-Monatsverträge anbieten wollen? Hatte das im Vorfeld iwo gelesen.
Das findet sich in einzelnen Quellen und war auch im Gesetzentwurf vom Februar noch drin. Inzwischen ist es gestrichen worden im finalen Gesetzentwurf, wie man der Bundestag Drucksache entnehmen kann.
Ich finde das auch nicht so tragisch: Wenn man die Alternative hätte den gleichen Vertrag mit 2 Jahren Laufzeit für 20 € oder mit 1 Jahr Laufzeit mit 25 € zu wählen, würden viele die 2 Jahre nehmen. Die Telkos können die Kunden auch mit Anschlussgebühren in die langen Verträge steeren, die dann natürlich erlassen werden. Fitnessstudios machen es ja ähnlich.
Was ich persönlich schlimmer finde, ist, wenn Anbieter die Zuzahlung fürs Handy auch nach 24 Monaten weiter laufen lassen (macht z. B. die Telekom so). Wenn sich der Vertrag dann um 12 Monate verlängert hat, wurde es richtig teuer. Im Gegensatz dazu wirbt o2 mit dem Prinzip, dass das Gerät nach 24 Monaten auch wirklich abbezahlt ist.
Das wird ja jetzt nicht mehr möglich sein, denn man kann nach der Mindestvertragslaufzeit monatlich kündigen.
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Es sind maximal 2.000 EUR (vielleicht auch 2.500 EUR), die so ein Vertrag in 24 Monaten kosten kann. Das allein wird junge Erwachsene nicht unbedingt in die Insolvenz treiben - bestimmt aber in Kombination mit weiteren teuren Verträgen und Entscheidungen.
Ja, um den sozialen Status zu demonstrieren braucht man halt einige Werte, die man sich über Leasing- oder Ratenkaufverträge sichert. Die Kombi daraus macht meistens das Problem. Es ist halt schon ein gewaltiger Unterschied von einen 18-jährigen einen mehreren Tausend Euro teuren Handyvertrag abgeschlossen zu bekommen, der 2 Jahre vorher gerade mal Taschengeld bekam.
M. E. hätte man die Anbieter vielmehr dazu verpflichten sollen, Gesamtpreise über 24 Monate und/oder rechnerische Durchschnittspreise anzugeben. Das würde auch die Vergleichbarkeit von Angeboten verbessern.
Das Thema Preistransparenz ist im Gesetz gar nicht angegangen worden. Wieso können Anbieter mit niedrigeren Preisen im 1. Jahr werben, wenn eine MVLZ von 2 Jahren besteht und sich der Preis im 2. Jahr zwangsläufig erhöht?
Da ist man in Ausbildung - Lehre, Studium, Bundeswehr - und weiß nicht, ob es den Betrieb noch lange gibt oder ist auf Probezeit oder Praktikum und kann morgen auf der Straße sitzen. Für die Reputation in der Gruppe ist aber das iPhone unerlässlich. Sicher, es gehören immer zwei dazu, aber die Anbieter haben alle Tricks drauf.
Verstehen die Politiker nicht, dass ein eklatante Widerspruch zwischen Hire&Fire besteht und 2-jährigen Konsumentenverträgen? Man soll spontan ein Überseesemester zwischenschieben oder total flexibel am anderen Ende der Welt anfangen, weil unsere globalisierte Welt das verlangt. Aber Roaming in der Schweiz ist schon 100x teurer in deutschen Verträgen und raus kommt man gleich 2 Jahre nicht + Kündigungsfrist.
Aber das ist doch bei allen Verträgen und Krediten so ich kann auch eine Wohnung auf Kredit kaufen und später dauerhaft erkranken oder als Messebauer, Pilot, Hotellier, etc. meinen Beruf pandemiebedingt nie wieder ausüben.
Ach, je länger ich Dir hier antworte, desto mehr kann ich deine Argumentation nachvollziehen. Mir geht es eher darum, dass man viel eher in Bildung/Aufklärung investieren könnte, anstatt immer gleich alles zu regulieren. Mir gefällt das Bild vom bösen Mobilfunkkonzern und dem unmündigen Verbraucher einfach nicht.
Mobilfunkkonzerne sind nicht von sich aus böse. Verbraucher nicht zwangsläufig unmündig. Warum können sich die Mobilfunkkonzerne nicht auf das konzentrieren, was sie sollen und können? Den Verkauf von Mobilfunkleistungen.
Sie fungieren dagegen einerseits wie ein Zwischenhändler von Hardware und andererseits wie eine Bank, die einen Verbraucherkredit herausgibt. Das ist nicht die Kernaufgabe von Mobilfunkkonzernen. Wenn ich aber in ihre Bilanzen schaue, macht das inzwischen eine beträchtlichen Anteil vom Umsatz und Gewinn aus.
Noch zum Schluss: Die Mobilfunkpreise sind in Deutschland deshalb meistens höher als anderswo, weil die 3G-Lizenzen zu horrenden Preisen versteigert wurden. Das Geld muss doch wieder reingeholt werden. Die Politik, die einerseits Lizenzen versteigern und andererseits 24-Monatsverträge verbieten will, verschließt sich m. E. der Realität.
Im Kapitalismus ist die Versteigerung ein probates Mittel zur Verteilung knapper Güter. Wenn wir uns im Rahmen unseres Wirtschaftssystems bewegen, gibt es nur wenig andere Formen, die eine Fehlallokation genauso verhindern und Korruption/Absprachen oder Begünstigungen vermeiden. Es werden ja ggw. auch andere Verteilungsformen neu angedacht, was aber aufgrund des neuen Players 1&1 ziemlich schwierig werden wird, da er ja gleiche (oder bessere) Chancen zum Markteintritt haben sollte.
Die Belastung aus der UMTS-Versteigerung von 2000 ist inzwischen schon Legende und wird von den deutschen Telkos ständig angeführt als Grund. Sicher hat sie in den Nachfolgejahren die Preise etwas hoch gehalten bei uns. Erst hat man es nicht gemerkt, denn die Voice-Flats wurden immer günstiger, aber als mobiles Internet auf die Matte kam einige Jahre später war Deutschland plötzlich teurer als viele anderen Länder. Heute wird das Geschäft nur noch darüber gemacht.
Dennoch ist die 2000er Versteigerung eine Legende. Die Kosten sind längst abgeschrieben, die Lizenzen abgelaufen. Pro-Kopf der Einwohner (und nur so lassen sich unterschiedlich große Märkte vergleichen) war die Auktion in Großbritannien sogar teurer. Die Mobilfunkpreise sind dort aber niedriger. LTE-Auktionen gingen im Folgejahrzehnt in Deutschland ziemlich günstig weg (immer verglichen mit der Marktgröße), deutlich billiger als in Österreich oder Polen. Nur haben wir dort günstigere Preise. 5G war bisher in Italien am teuersten - wo haben wir die niedrigsten Preise in Westeuropa gegenwärtig? Italia!
Was ich nur sagen will. Die Mär von der teuren Auktion ist eine Legende an der die Telkos gerne stricken. Sie hatte zwar einen gewissen Effekt auf die Preise, aber einen eher geringen. Viel größeren Effekt hat die jeweilige Wettbewerbssituation in dem Land/Markt. Da wäre es wichtig, vom Staat zumindest die Rahmenbedingungen dafür richtig zu setzen. Das bedeutet: die Wechsel nicht zu behindern und flexible Verträge mit kurzfristigen Kündigungsmöglichkeiten den 2-Jahren-Knebel-Verträgen vorzuziehen.
Es ist kein Zufall, dass wir in Westeuropa die niedrigsten Preise in Ländern mit 4 Netzanbietern haben, die eben nicht auf das Bundle-Modell bauen, sondern auf monatlich kündbare Verträge (post- wie prepaid), leichte Wechsel ohne Kosten für Portierungen im festen Zeitrahmen und viel Wettbewerb wie in Frankreich, Spanien, Italien oder Großbritannien. Mit unseren lahmen Kunden, den falschen Rahmenvorgaben des Staats und einem Oligopol von 3 Telkos werden wir aber nie dahin kommen.