Das sehe ich komplett anders

Es gab wohl angeblich Tests von Telefónica was 5G in der Berliner U-Bahn angeht im letzten Winter, aber die waren im Ausbaubereich, wo TEF mehrere Bänder zur Verfügung stehen. Das hat in der Pandemie niemand so richtig mitbekommen und ist auch nicht gesichert. Das ist gar nicht so einfach, wie man gleich sehen wird. Es reicht nämlich nicht, dass "5G" im Handy steht. So lange das Telefónica nicht bestätigt, sollte man es auch nicht rausposaunen. Schauen wir uns die Fakten an.

Der U-Bahnhof Berliner Str. aus dem Bericht ist noch nicht für die anderen Anbieter ausgebaut und dort in der U-Bahn wird auch bisher kein 5G aufgebaut.
Allerdings hat Telefónica oberirdisch in Wilmersdorf und Schöneberg derzeit eine Art "5G-Teppich" gelegt, der etwas an den Anfang von 4G mit B20 erinnert. D.h. das Handy bekommt eine 5G-Signalisierung, ist aber weiterhin weitgehend im 4G-CA. Das liegt nun daran, dass bei Telefonica Intersite Aggregation inzwischen funktioniert. D.h. es ist jetzt möglich 4G von einer Station mit 5G einer anderen zu mischen.

Beispiel: Am Bayerischen Pl. (eine Station neben der Berliner Str.) hat TEF 4G mit B3/7/20 und neuerdings auch n78 im 5G gebaut. Das 5G ist aber ganz neu und noch nicht angeschaltet, sondern der benachbarte BTS an der Grunewaldstr. hat seit wenigen Monaten laufendes 5G. Mein 5G-Handy mischt nun also das 4G von der nahen Station mit etwas 5G von weiter weg und zeigt 5G an. Daher kann ich auch nur etwa 20% mehr Geschwindigkeit im 5G-Modus ggü. LTE-only messen. Die n78-Sender reichen meist nur gut über 1-2 Blöcke, die Signalisierung reicht aber doch deutlich weiter.

Zurück zum U-Bhf. Berliner Str., wo 5G gebaut sein soll. Ich konnte das dort bei genaueren Tests gestern Abend nicht feststellen. Die Sonderversorgung kommt weiter alleine über LTE 1800 und die Altanlage. Vodafone und Telekom sind weiter auf EDGE. Wenn man sich den Bahnhof genauer anschaut, wird man auch klar feststellen, wie diese Einstrahlung zustande kommt. Der U9 Bahnhof liegt im ersten Tiefgeschoss beidseitig parallel neben den Straßentunneln der Bundesallee. Möglichweise ist in den Straßentunneln ein Repeater der oberirdischen Anlage verbaut. Das weiß ich nicht, da ich in den Straßentunnel nicht reingehe.

So kommt es zur Einstrahlung von außen, denn oberirdisch über dem Bahnhof hat man deutliche 5G-Signalisierung. Die kommt vom 5G Sender einen Block weiter an der Uhlandstr., der direkt versorgende 4G Sender an der Bundesallee hat noch kein 5G. Wir haben wieder hier Intersite-Aggregation, die auch etwas reinstrahlt. Im zweiten Tiefgeschoss des Kreuzungsbahnhofs in der U7 ist dann auch davon nichts mehr zu sehen. Das spricht auch für Außeneinstrahlung. Ein ähnliches Phänomen mit "5G"-Signal kann man eine Station weiter im U-Bhf. Blissestr. wiederfinden, da dort der TEF 5G Sender direkt an der Kreuzung steht. Die gemessenen Werte sind für TEF in der U-Bahn gut, aber nicht 5G mit ca. 60 Mbit/s. Da kommt man bei n78 schon auf höhere Werte, aber nur im Nahbereich.

Ein weiteres Argument gegen einen 5G Test in der U-Bahn gerade dort, wo gar noch nicht ausgebaut ist, besteht darin, dass das 5G auch hier auf n78 ist. Das eignet sich ziemlich schlecht dazu, gerade die U-Bahn auszuleuchten, vielleicht allenfalls einzelne Bahnhöfe. Da wird dann etwas kommen wie DSS auf niedrigeren Frequenzen. TEF aggregiert inzwischen im Neuausbau auch verschiedene 4G-Bänder. Da könnte man dann nach der kompletten 3G-Abschaltung (die in Berlin noch nicht erfolgt ist) z.B. Band 1 (2100 MHz) wie bei der Telekom im DSS mischen.

Ich könnte mir auch denken, dass Telefonica irgendwann 5G in der U-Bahn mischt. In München hat die Telekom ja gezeigt, dass das leicht über bestehende Anlagen geht. Die Münchner U-Bahn-Anlage ist ja von Vodafone. Dazu müssten sie ein Band im DSS aufteilen. Wo aber nur ein Band (wie hier L1800 mit 20 MHz im 4G läuft) ist das zu knapp. Erst muss dort ausgebaut werden, was dann hoffentlich bald passiert. Es kann nicht angehen, dass einer schon 5G baut, der noch nicht mal 4G für die anderen hinbekommt.