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Die Revolution im Mobilfunkmarkt?


05.10.2021 13:33 - Gestartet von wolfbln
4x geändert, zuletzt am 05.10.2021 14:36
Mal ehrlich. Das hätte das neue TK-Gesetz eigentlich bringen müssen: Gleichberechtigung für Tarife ohne Laufzeit (und ohne Hardware) zu Tarifen mit 24-Monats-Knebel und Hardwaresubvention. Dagegen dürfen die ungebundenen Tarife immer noch teurer sein, als jene die über Bindung Hardware finanzieren.

Die Telkos haben sich mit Händen und Füßen und viel Lobbyarbeit dagegen gewehrt. Das wäre angeblich das Ende des 1€-Handys. Dabei ging es nur darum beide Modelle preislich fair gegeneinander zu stellen und den Kunden frei wählen zu lassen, wo und wie er sein Handy kauft.

Der Ansatz ist nicht ganz neu. O2 hat es mit "Monstertarifen" vor 10 Jahren probiert - hat sich aber damals auf dem Markt nicht durchgesetzt. O2 und 1&1 haben momentan auch beide Optionen im Programm, aber mit Aufpreisen wenn man sich nicht bindet.

Telekom und Vodafone haben bisher nur ihre abgespeckten "Discounter-Tarife" wie SIMon oder Frænk ohne Bindung herausgebracht oder eben Prepaid. Jetzt meint die Telekom wohl die richtige Zeit, das aufs ganze Portfolio auszuweiten.

Das ist nicht mehr als eine kleine Revolution im Mobilfunkmarkt oder zumindest ein Gezeitenwechsel. Erstmals reagiert die Telekom auch auf die Konkurrenz von o2 und 1&1, die sie bisher nicht so richtig ernst nahm.

Ihre Tarife sind zwar immer noch teurer, aber jetzt zumindest ohne Aufpreise, wenn man keine Bindung (und Gerät) will.

Das war überfällig. Ja, die Preise sind weiter viel zu teuer mit 40€ für 6GB und nochmal 40€ zur Begrüßung. Aber der Knebel fällt weg. Und das macht Druck auf Vodafone, endlich mehr Tarife ohne Bindung einzuführen und auf o2 und 1&1 die Aufpreise für die Bindungslosigkeit zu streichen.

Damit sind beide Modelle tariflich gleichberechtigt nebeneinander:
- Verträge ohne Bindung (und ohne Gerät)
- Verträge mit 2-Jahres-Bindung und mit neuen Gerät.

Nach der zusätzlichen Aufschaltgebühr von o2 für kündbare Flex Verträge und den irreführenden 6-Monats-Discount von 1&1 auf 2-Jahres-Verträge eigentlich der nächste logische Weg.

Wir werden im deutschen Mobilfunkmarkt den Weg einschlagen, den auch unsere Nachbarn gehen. In einer spanischen Shopping-Mall sind die Telko-Shops klein, dafür aber Samsung-Stores oder Mi oder Oppo und natürlich iStores riesig. Die Kunden kaufen das Gerät beim Hersteller oder auf dem freien Markt. Notfalls mit Verbraucherkredit, den Mediamarkt und Co. vermitteln.

Man muss neu rechnen, ob ein 24-Monats-Knebel lohnt, der den Kreditvertrag für die Hardware mit überhöhten Tarife gegenfinanziert oder ob man beides nicht besser separat sich zulegt, weil das jetzt zunehmend angeboten wird.

Dann sind die Mobilfunkanbieter endlich das, was ihr Name sagt. Man geht dahin und holt sich Beratung oder Tarif. Vieles wird auch online gehen, wenn das mit der eSIM mal klappt. Momentan ist ein Telco-Store ja eher ein Hardwarestore mit Kreditvermittlung.

Jetzt hat es der Markt gebracht, was der Gesetzgeber nicht schaffte: Zumindest eine Gleichberechtigung der Tarifmodelle. Der nächste Schritt wäre die Verbilligung der Hardware-freien Tarife, denn eigentlich gibt es in ihnen immer noch einen überflüssigen Anteil für die Gerätesubventionierung und es ist damit noch nicht so ganz fair für Kunden mit eigenen Gerät. Das kann noch dauern. Erste Schritte sind getan.