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24.01.2022 00:58 - Gestartet von gs33Z5JOQRCtwMfPGcp2
Deutschland reiht sich mit 15 Watt für DVB-T, 138 Watt für OTT und 189 Gramm für IPTV über den EU-Schnitt ein.

Also, mal abgesehen von dem offensichtlichen Fehler ... habt ihr mal die Quelle?

Die Zahlen kommen mir so erstmal absurd hoch vor, und außerdem scheint es ziemlich verwunderlich, dass IPTV energieintensiver sein soll, das durch Multicast ja eigentlich effizienter sein sollte als Unicast-Streams.
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[1] Jonas.s antwortet auf gs33Z5JOQRCtwMfPGcp2
24.01.2022 13:46
Benutzer gs33Z5JOQRCtwMfPGcp2 schrieb:
Deutschland reiht sich mit 15 Watt für DVB-T, 138 Watt für OTT und 189 Gramm für IPTV über den EU-Schnitt ein.

Also, mal abgesehen von dem offensichtlichen Fehler ... habt ihr mal die Quelle?

Tatsächlich kein Fehler (zumindest seitens Teltarif). Der Report kann unter https://thelocatproject.org/wp-content/uploads/2021/11/LoCaT-Final_Report-v1.2-Annex-B.pdf angesehen werden und auch dort wird IPTV mit einem höheren Energiebedarf als OTT dargestellt.
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[1.1] gs33Z5JOQRCtwMfPGcp2 antwortet auf Jonas.s
24.01.2022 17:34
Tatsächlich kein Fehler (zumindest seitens Teltarif).

Da Teltarif den Fehler inzwischen behoben hat ...

>> mit 189 bzw. 244 Watt pro TV-Stunde

Der Fehler ist allerdings immernoch drin, könnte man vielleicht auch noch fixen ...

Der Report kann unter https://thelocatproject.org/wp-content/uploads/2021/11/LoCaT-Final_Report-v1.2-Annex-B.pdf angesehen werden und auch dort wird IPTV mit einem höheren Energiebedarf als OTT dargestellt.

Danke für die URI!

Nachdem ich mir die Studie nun angeguckt habe, muss ich erstmal feststellen, dass sie überhaupt keine Aussagen direkt über den CO2-Ausstoß macht, wie der Teltarif-Artikel das suggeriert, sondern überall nur Treibhausgas-Emissionen in CO2-äquivalenten Einheiten angibt.

Außerdem ist die Methodik aber auch einigermaßen absurd. Jedenfalls, soweit ich das nachvollziehen konnte, denn die Erklärungen sind teilweise ganz schön verworren.

Zum Beispiel scheinen sie den Energieverbrauch des Kabel-/DSL-/Whatever-Modem/Router/Whatever-Gerätes auf Basis der Datenmenge aufzuteilen. Also, wenn der Haushalt am Tag 2 GB Traffic macht und davon ist 1 GB für Fernsehen, dann rechnen sie die Hälfte des Energieverbrauchs als Energiebedarf des Fernsehens. Und da Videostreams vergleichsweise hohe Datenvolumen verursachen, ist das natürlich ein großer Anteil.

Das mag vielleicht für manche Überlegungen auch irgendwie sinnvoll sein - aber für die naheliegende Schlussfolgerung ist das natürlich totaler Unfug: Wenn dieser Haushalt, weil er gerne möglichst klimafreundlich sein möchte, jetzt auf terrestrischen Empfang umstellt und sich dafür, sagen wir, eine DVB-T2-Settop-Box kauft, der produziert erstmal durch die Anschaffung CO2-Ausstoß, dann durch den zusätzlichen Strombedarf der Settop-Box ... und ändert damit am Stromverbrauch von Modem/Router/Whatever praktisch gar nichts, denn der ist praktisch immer durch den Idle-Verbrauch dominiert.

Oder einmal angenommen, fast alle Leute würden auf DVB-T-Empfang umsteigen, aber trotzdem alle ihren Internetanschluß behalten, weil sie den noch für andere Zwecke brauchen. Dann würde nach der Methodik der Sudie der Energieverbrauch für "DTT" pro Zuschauerstunde sinken, einfach, weil der Verbrauch der Sendeinfrastruktur durch mehr Zuschauer geteilt würde, obwohl sich am Gesamtverbrauch nichts geändert hätte.

Bzw. tatsächlich würde sich dadurch wahrscheinlich der Verbauch durch z.B. CDNs reduzieren, aber das ist eben nur ein relativ kleiner Teil der vermeintlichen Kosten von Fernsehen per Internet. Und außerdem findet sich zu dem Thema dann dieses Statement:

The most common way to model the emissions from CDNs is to apply an energy consumption figure per GB of data used. Estimates of this vary but are within the ranges of 0.04Wh/GB and 1Wh/GB. For this project, we used a factor of 0.1Wh/GB, which is consistent with that used in the DIMPACT project.

Ja, genau, die Schätzungen für den Energieverbrauch von CDNs haben einen Unsicherheitsfaktor von 25!

Also, meine Tendenz ist: Die Studie ist für irgendwelche Lobbying-Zwecke da und als Informationsquelle eher untauglich. Das zentrale Problem kann man, denke ich, damit zusammenfassen, dass überall Durchschnittskosten angegeben sind - interessant sind hierbei aber eigentlich nur verschiedene Formen von Grenzkosten. Also: Nicht, wieviel die Infrastruktur verbraucht, die am Fernsehen beteiligt ist, sondern wie sich der Verbrauch pro hinzukommendem bzw. wegfallendem Zuschauer verändern würde.

Die allermeisten Leute, die per Internet Fernsehen empfangen, haben ihren Anschluß vermutlich nicht nur dafür, und sehr viele würden vermutlich auch nicht die Anschlußart oder Bandbreite wechseln, wenn sie Fernsehen auf anderem Wege empfangen würden (was ggf. tatsächlich den Stromverbrauch von CPE beeinflussen könnte).
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[1.1.1] noxcivi antwortet auf gs33Z5JOQRCtwMfPGcp2
27.01.2022 10:12
Benutzer gs33Z5JOQRCtwMfPGcp2 schrieb:
Ja, genau, die Schätzungen für den Energieverbrauch von CDNs haben einen Unsicherheitsfaktor von 25!

Also, meine Tendenz ist: Die Studie ist für irgendwelche Lobbying-Zwecke da und als Informationsquelle eher untauglich. Das zentrale Problem kann man, denke ich, damit zusammenfassen, dass überall Durchschnittskosten angegeben sind - interessant sind hierbei aber eigentlich nur verschiedene Formen von Grenzkosten. Also: Nicht, wieviel die Infrastruktur verbraucht, die am Fernsehen beteiligt ist, sondern wie sich der Verbrauch pro hinzukommendem bzw. wegfallendem Zuschauer verändern würde.

Die allermeisten Leute, die per Internet Fernsehen empfangen, haben ihren Anschluß vermutlich nicht nur dafür, und sehr viele würden vermutlich auch nicht die Anschlußart oder Bandbreite wechseln, wenn sie Fernsehen auf anderem Wege empfangen würden (was ggf. tatsächlich den Stromverbrauch von CPE beeinflussen könnte).

laufenden ich voll zu. Diese Studie macht teilweise lächerliche Annahme.
Ein Router ist heute stets vorhanden und 24/7 eingeschaltet, wenn man Festnetztelefonie braucht. Ebenso, wenn man das Internet nutzen will.
Der Mehrverbrauch für einen laufenden Stream dürfte bei 1-2 Watt liegen. Soviel zu CPE.
Für das Access network kann man ähnlich argumentieren.
Somit wird der zusätzliche Energiebedarf eines Streams eher bei 10-30 Watt (statt 130(!) Watt) liegen.
Derartige kritische Reflektion solcher Berichte passiert bei teltarif leider fast nie. Schade.