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Wo Henning falsch liegt....


09.06.2022 13:21 - Gestartet von wolfbln
5x geändert, zuletzt am 09.06.2022 13:54
Ich kenne den Autoren und er wird es mir hoffentlich nicht übel nehmen. Ich glaube und hoffe, dass er mit seiner Einschätzung falsch liegt.

ZITAT
Was ist ein besseres Netz wert?
Kleiner Exkurs: Vor dem Termin waren wir in der Bonner Innenstadt. Am Konrad-Adenauer-, Bertha-von-Suttner- und am Bonner Bahnhofsplatz haben wir gemessen: 5G mit 1010 bis 600 MBit/s im Downstream (mit iPhone 13 mini und Ookla Speedtest). Vodafone blieb mit 4G unter 100 MBit/s und o2 stoppte trotz 5G beim tariflichen bedingten Tempolimit von 300 MBit/s. Unterwegs gab es auch Abschnitte, wo man zwar ein o2-Signal, aber keine Daten empfangen konnte.

Bei den Preisen der Telekom muss man den Netzausbau und die Netzqualität mit einrechnen. Nicht jeder Kunde wird das tun können oder tun wollen. Manche Kunden werden sich eine Zweitkarte zulegen und das Telekom-Netz eher "im Notfall" einsetzen, weil die Zweitkarte günstiger ist oder so erscheint. Was sind Funklöcher, Netzüberlast und Aussetzer "wert"?
ZITAT ENDE

Da ist viel richtiges dabei. Jeder, der rechnen kann, wird sich fragen, ob es das Telekomnetz das wert ist zu o2 oder VF oder nicht. Auch die Telekom ist nicht lückenlos und hat Löcher und ist in internationalen Vergleichen nicht Spitze sondern eher im oberen Mittelfeld. In Deutschland ist sie aber führend im Netzausbau zweifelsohne.

Einigen wenigen ist der Preis egal, die gehen zu Big T. Aber die meisten von uns müssen rechnen, heute mehr denn je. Die fragen sich, ob sie diese Preise wirklich zahlen müssen. Und das ist lokal ganz unterschiedlich zu beantworten. Soweit gehe ich mit Henning schon noch mit und ist alles nachvollziehbar. Doch jetzt wird's etwas wirr:

ZITAT:
Von der Hoffnung auf weiter sinkende Preise im Mobilfunk sollten wir uns schweren Herzens verabschieden.
ZITAT ENDE.

Hier definiert er nicht, was er meint. Gesamtkosten für Mobilfunk oder Preise pro MB/GB bzw. für eine Datenflat. Auf die Menge gerechnet, werden die Preise ganz sicher weiter sinken, auch langfristig für Flats. Möglicherweise nicht in € wegen der Inflation, aber inflationsbereinigt.


ZITAT:
Der Grund ist simpel: Die pro Einzel-Vertrag sinkenden Preise müssten durch massive Mehrnutzung der Kunden wieder ausgenutzt werden und da ist die magische Grenze offenbar schon erreicht. Den am Ende des Tages wollen Mitarbeiter der Netzbetreiber ihre Gehälter, Lieferanten ihr Material und ihre Leistung bezahlt und die Aktionäre ihre Dividende haben.
ZITAT ENDE

Hier habe ich ein Verständnisproblem. Die sinkenden Preise müssten durch Mehrnutzung ausgenutzt werden? Das ergibt keinen Sinn. Ich denke, er meint, sie werden finanziell durch die Mehrnutzung kompensiert. Also weniger pro GB bezahlen, dafür mehr GB verbrauchen, kommt auf die gleichen Kosten bzw. Erlöse.

Vodafone hat mir mal in ihren Netz erklärt, dass (innerhalb von LTE) eine Verdopplung des Datenverkehrs nur etwa 10% Mehrinvestitionen zu Folge hat für Netzerweiterungen, weil sie ihr Netz so gut skaliert haben. 50% mehr Daten bedeuten für den Betreiber also nicht 50% mehr Kosten.

ZITAT:
Das Höchste, was wir bekommen können, ist ein klein wenig mehr Leistung fürs gleiche Geld. ZITAT ENDE

Das ist genau das, womit wir jahrelang jetzt abgefüttert wurden. Ein halbes GB für den gleichen Preis im Paket. Wir haben aber Zuwachsraten von ca. 50% an Daten (bei Telekom etwas weniger) pro Jahr im Netz. Dann müsste ja der Preis jährlich um 1/3 sinken, um wieder auf die gleichen Ausgaben/Erlöse (je nach Sichtweise) zu kommen. Das tut er aber effektiv nicht, sondern nur so max. 20-25%.

Was dabei immer vergessen wird. Wir haben immer mehr SIM Karten durch Connected Devices, Smart Home, im Auto etc. Die gesamten Kommunikationskosten steigen, denn versteckt oder offen sind da weitere Gebühren für Mobilfunk enthalten. Wir geben also idR mehr und nicht weniger aus, wenn man das alles zusammenzählt.

ZITAT:
Wer neidisch ins Ausland schaut, sollte auch hinter die Kulissen schauen. Teilweise wurden bei bestimmten Anbietern reihenweise Jobs gestrichen oder ins noch fernere Ausland verlagert, um die Betriebskosten zu senken. Solange beim Kunden nichts schief geht, ist das kein Problem. ZITAT ENDE.

Die Anzahl der Beschäftigten bei der Telekom sinkt. Vielleicht braucht man nicht mehr so viele Stores oder Fräulein vom Amt heute mehr. Ein gutes Netz braucht nicht automatisch viele Mitarbeiter. Die Telekom hatte auch lange einen Apparat aus grauer Bundespost-Urzeit mit sich herumgeschleppt. Heute verlagert die Telekom Jobs auch ins Ausland. Nicht ganz so sehr wie Vodafone, die da anders aufgestellt sind, aber eben auch.

Das wurde gerade wieder publik mit ihrer Softwareschmiede in St.Petersburg (Russland) die sie halten wollten, da dort die Apps entwickelt werden. Das wollten sie sehr widerwillig abgeben. Warum? Weil ein Softwareentwickler in Russland oder der Ukraine in der Woche so viel kostet wie bei uns am Tag.

Wir müssen das leider sehen. Die Netze werden von indischen Planern geleitet mit osteuropäischen Bautrupps und der Support durch Call Center in Ägypten oder sonstwo. Alles OK in der Globalisierung. Nur wir zahlen eben "deutsche" Preise, das weit mehr höhere als andere bei ihren Ex-Staats-Telkos wie Engländer bei EE/BT, Franzosen bei Orange, Spanier bei Telefónica/movistar oder Italiener bei TIM und die kochen mit dem gleichen Wasser.
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[1] Blondie's antwortet auf wolfbln
09.06.2022 22:10

Wir müssen das leider sehen. Die Netze werden von indischen Planern geleitet mit osteuropäischen Bautrupps und der Support durch Call Center in Ägypten oder sonstwo. Alles OK in der Globalisierung. Nur wir zahlen eben "deutsche" Preise, das weit mehr höhere als andere bei ihren Ex-Staats-Telkos wie Engländer bei EE/BT, Franzosen bei Orange, Spanier bei Telefónica/movistar oder Italiener bei TIM und die kochen mit dem gleichen Wasser.

Bravo, Wolf! Chapeau!

Sehr treffend und sachlich zusammen gefasst, wie immer von dir.
SO sollte gute Berichterstattung aussehen.



Schade, dass man sowas bei Teltarif nicht offen anspricht und auch mal kritisch "nachbohrt". Stattdessen übernimmt man unreflektiert die offiziellen Pressemeldungen.