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Effizienz


22.09.2022 17:10 - Gestartet von Bastinator
Ein einziges Netz, zu dem alle Mobilfunkanbieter diskriminierungsfrei Zugang hätten, könnte eine Lösung sein.

Für jeden Mobilfunkvertrag würde eine Gebühr an den Netzbetreiber gezahlt. Der Netzbetreiber wird verpflichtet, Gewinne ausschließlich ins Netz zu investieren.

Das würde jede Menge Energie und Kosten sparen. Nebenbei könnte ganz Deutschland besser versorgt werden.

Das wäre ein drastischer Schritt, könnte aber viele Probleme lösen.

Welche neuen Probleme würden dabei entstehen?
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[1] Uwe 64 antwortet auf Bastinator
22.09.2022 18:02
Benutzer Bastinator schrieb:

Welche neuen Probleme würden dabei entstehen?

Dem Staat entgehen Millionen Euro.
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[1.1] wolfbln antwortet auf Uwe 64
22.09.2022 18:31

4x geändert, zuletzt am 22.09.2022 18:50
Benutzer Uwe 64 schrieb:
Benutzer Bastinator schrieb:

Welche neuen Probleme würden dabei entstehen?

Dem Staat entgehen Millionen Euro.

Na ja, das ist zu platt. Der Staat hat ja inzwischen eingesehen, dass er diese Millionen wieder anderweitig ausgeben muss, soll ein vernünftiges Netz hier bei uns entstehen.

Die Idee einer Netz-AG in Bundesbesitz ist zunächst hübsch und auch Henning ist da Anhänger wie ich weiß.

Da gibt es zunächst riesige Transformationsprobleme. Die bestehenden Netzinfrastrukturen sind ja durch 3 private AGs aufgebaut worden. Die musst du ja quasi verstaatlichen, d.h. die 3 AGs haben große Abfindungsansprüche, würde die Infrastruktur enteignet.

Dann fragt sich: was wäre damit gewonnen? Eine staatliche oder öffentliche Stelle baut dann das "Bundesnetz". Damit werden zwar Doppel- und Dreifachausbau vermieden. Aber auch praktisch jeder Wettbewerb, denn alle verkaufen am Ende das gleiche Netz. Wenn an einem Ort das Netz nicht ist, hat man keine Chancen beim Mitbewerber. Heute haben wir effektiv drei getrennte Infrastrukturen und der Nutzer kann wählen nach Leistung, Geldbeutel und lokaler Vetsorgung.

Mobilfunk ist nicht so wie die Bahn oder Wasserversorgung, wo parallele Infrastrukturen volkswirtschaftlich eher unsinnig sind. Sondern es ist durchaus Platz im Spektrum für 3 oder 4 Akteure, die im Wettbewerb und lokal unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. Ich glaube, alles andere verträgt sich auch nicht mit unserer herrschenden Wirtschaftsordnung, denn unter dem Vorwand der Knappheit von Ressourcen oder gegen einen vermeintlichen Überfluss durch mehrere Produzenten könntest du quasi alles verstaatlichen vom Automobilhersteller zum Internetprovider.

Der Staat sollte da eingreifen, wo der Markt versagt. In Klein-Kleckersdorf mit 200 Einwohnern, wo ein Mastbau sich nicht lohnt und das deshalb im Funkloch schmort. Dort muss er tätig werden und diese Mittel kann er auch dem Mobilfunk über Auktionen oder Abgaben entziehen. Denn im Endeffekt kann man Telekom, Vodafone und Telefonica glauben oder auch nicht, dass es sich dort nicht lohnt, wenn sie daneben in Deutschland Gewinne erwirtschaften.
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[1.1.1] radneuerfinder antwortet auf wolfbln
22.09.2022 19:21
Benutzer wolfbln schrieb:
Benutzer Uwe 64 schrieb: Mobilfunk ist nicht so wie die Bahn oder Wasserversorgung, wo parallele Infrastrukturen volkswirtschaftlich eher unsinnig sind.

Strom, Wasser, Mobilfunk. Das ist alles Grundversorgung, die flächendeckend zu sein hat. Wenigstens für die Sendemasten sehe ich da keinen Unterschied.
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[1.1.1.1] wolfbln antwortet auf radneuerfinder
22.09.2022 19:52
Benutzer radneuerfinder schrieb:
Benutzer wolfbln schrieb:
Benutzer Uwe 64 schrieb: Mobilfunk ist nicht so wie die Bahn oder Wasserversorgung, wo parallele Infrastrukturen volkswirtschaftlich eher unsinnig sind.

Strom, Wasser, Mobilfunk. Das ist alles Grundversorgung, die flächendeckend zu sein hat. Wenigstens für die Sendemasten sehe ich da keinen Unterschied.

Na hier wirfst du mit 2 Worten um dich, die du nicht näher definierst.
Grundversorgung und flächendeckend.

Strom, Wasser oder Mobilfunk mögen zur Grundversorgung gehören. Aber auch Strom wird durch private Unternehmer erzeugt. Strom und Wasser sind leitungsgebunden. Mobilfunk eben nicht. Und Strom und Wasser sollen zu Hause abdecken, Mobilfunk eher unterwegs. Was heißt das jetzt für dich? Immer einen Rechtsanspruch daran zu haben?

Und dann flächendeckend: immer und überall? So interpretiere ich flächendeckend. Das geht nur rein technisch nicht, weil du nicht in jede Mulde einen Sender stellen kannst. Es wird immer Löcher geben, wenn auch kleinere. Rein technisch ist eine Vollversorgung nur zu horrenden Preisen möglich.

Also was folgt daraus: Grundversorgung d.h. Rechtsanspruch auf Mobilfunk und dann flächendeckend d.h. überall? Hm, wer soll das bezahlen?
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[1.1.1.1.1] MachineGunJOE antwortet auf wolfbln
22.09.2022 20:32
Benutzer Uwe 64 schrieb:

Also was folgt daraus: Grundversorgung d.h. Rechtsanspruch auf Mobilfunk und dann flächendeckend d.h. überall? Hm, wer soll das bezahlen?

Hat die Bundesregierung nicht gerade erst bis 2026 das Ziel für ein flächendeckendes Mobilfunknetz verkündet?
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[1.1.1.1.1.1] Uwe 64 antwortet auf MachineGunJOE
22.09.2022 21:01
Benutzer MachineGunJOE schrieb:

Hat die Bundesregierung nicht gerade erst bis 2026 das Ziel für ein flächendeckendes Mobilfunknetz verkündet?

Na ja das Geld was die Mobilfunkanbieter an den Staat abdrücken muss, fehlt beim Netzausbau. Vor allem muss auch das Volk geschmeidiger werden. Es gibt leider noch zu viel Wiederspruch gegen Mobilfunkmasten. Man hat sich zumindest von Seiten von Vodafone und der Telekom darauf geeinigt das die sich teilweise zusammen schließen. Jeder baut Summe X an Masten, und der Andere kann seine Infrastruktur daran bauen.
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[1.1.1.1.1.1.1] Bastinator antwortet auf Uwe 64
22.09.2022 22:15
Es wäre erst einmal kompliziert, das ist sicher. Die Fusion der Netze von E-Plus und o2 waren schon schwer.

Der Staat müsste erst einmal viel Geld in die Hand nehmen und die Hardware kaufen. Die Telekom veräußert zum Beispiel schon ihre Sendemasten und mietet die zurück.

Langfristig wäre es vielleicht trotzdem günstiger, weil effizienter.
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[1.1.1.1.2] marcel24 antwortet auf wolfbln
23.09.2022 08:45
mobilfunk nur unterwegs nutzen? und zuhause? nicht jeder braucht oder möchte sich einen festnetzanschluss ans bein binden für ein wenig telefonie! ja es gibt immer noch gegenden, wo man nur schwachen bis keinen empfang hat, das ist wirklich nicht schön! sollte es nicht eine art basisversorung mit mobilfunk geben für telefon und internet? es muss ja nicht gleich 1 Gbit/s. sein. das strom, gas und wasser essentiell sind, das steht außer frage. aber von haus zu haus "strippen" ziehen für festnetz ist doch finanziell eher intensiver (tiefbaukosten), wohnt man eher abgelegen, kann sowas noch viel teurer sein, als man denkt.
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[1.1.1.1.2.1] Larry49 antwortet auf marcel24
23.09.2022 10:29
Benutzer marcel24 schrieb:
mobilfunk nur unterwegs nutzen? und zuhause? nicht jeder braucht oder möchte sich einen festnetzanschluss ans bein binden für ein wenig telefonie!

Wenn man Internetanschluß in der Wohnung hat, dann kostet der Festnetzanschluß nichts extra, da man einfach nur ein Telefongerät an den Router anschließen muß.
Ich zahle nur für eine Europa-Flat 3,96 € zusätzlich, da ich diese benötige. Beim Mobilfunk gibt es zu diesem Preis nichts.
Ich telefoniere ausschließlich über Festnetz, da ich kein mobiles Gerät benötige, denn nur Dienstboten müssen ständig erreichbar sein und zu denen gehöre ich nicht. So ein Ding hatte ich mal, hab es aber wieder abgeschafft.
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[1.1.1.1.2.1.1] marcel24 antwortet auf Larry49
23.09.2022 10:52
ich brauch mein smartphone schon, einen festnetzanschluss dagegen nicht, warum auch? router und festnetztelefon nur um ein wenig telefonieren zu können? nein danke. kann das für meinen bedarf (auch internet) genau so gut über mobilfunk abdecken!
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[1.2] foobar99 antwortet auf Uwe 64
23.09.2022 09:48
Benutzer Uwe 64 schrieb:
Benutzer Bastinator schrieb:

Welche neuen Probleme würden dabei entstehen?

Dem Staat entgehen Millionen Euro.

Der Netzbetreiber könnte genauso verpflichtet werden, aus den Gewinnen eine Dividende an den Bund zu überweisen.

Das eigentliche Problem ist aber, dass solche zentralen Strukturen ohne Konkurrenzdruck in der Regel wahnsinnig ineffizient sind.
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[1.2.1] Bastinator antwortet auf foobar99
23.09.2022 10:12
Das eigentliche Problem ist aber, dass solche zentralen Strukturen ohne Konkurrenzdruck in der Regel wahnsinnig ineffizient sind.

Sehr ineffizient!

Und es bleibt immer noch das Problem, der Verteilung der Frequenzen. Es ist möglich, dass ein Anbieter viel Bandbreite bekommt, weil er hohe Summen bieten kann und andere Anbieter leer ausgehen.

Und dann hat man Effekte wie eine Netzüberlastung, weil gerade ein Anbieter viele Kunden an einer Stelle hat, währen ein anderes Netz umausgelastet ist.

Ich nutze zwei Netze, o2 und Telekom. Manchmal funktioniert o2 grandios, wenn die Telekom scheinbar überlastet ist und manchmal ist es andersherum.

Bei einem Netz für alle hätten wir dieses Problem nicht.

National Roaming wäre auch eine Möglichkeit. Ein Pluspunkt dabei wäre die Redundanz, weil in ausgebauten Gebieten wahrscheinlich irgendein Sender noch funktioniert. Der wäre dann aber auch schneller überlastet.
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[2] Szintagmariot antwortet auf Bastinator
23.09.2022 10:00
Und wer würde denn das Netz betreiben, wenn man damit keine Profite erzielen kann? Der Staat? Lieber nicht.
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[2.1] Larry49 antwortet auf Szintagmariot
23.09.2022 10:33
Benutzer Szintagmariot schrieb:
Und wer würde denn das Netz betreiben, wenn man damit keine Profite erzielen kann? Der Staat? Lieber nicht.

Private werden nur flächendeckend arbeiten, wenn sich die Preise für Mobilfunk wesentlich erhöhen, oder sie werden wie die Gasversorger Uniper u.a. vom Staat übernommen oder subventioniert.
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[2.2] hrgajek antwortet auf Szintagmariot
23.09.2022 10:47
Hallo,

Benutzer Szintagmariot schrieb:
Und wer würde denn das Netz betreiben, wenn man damit keine Profite erzielen kann? Der Staat? Lieber nicht.

Die Einheitsgesellschaft hätte den Charme, dass dann effizienter ausgebaut werden könnte, insbesondere in der tiefen Provinz.

Wenn das ein staatlicher Netzbetreiber würde, wäre das eine Renaissance der Bundespost 2.0 - schwerfällig, langsam und teuer - und vielleicht Qualität, aber nicht unbedingt modern.

Auch wenn die "vier" sich an einer Netz-Gesellschaft beteiligten würden, könnte ähnliches passieren.

Das will eigentlich niemand mehr.

In Frankreich gibt es eine staatliche Netzgesellschaft, die entlegene Regionen ausbaut und dann an die etablierten Netze weiter "vermietet". Das wäre wie die deutsche MIG (www.netzda-mig.de), nur mit eigenen Frequenzen und dem Recht ,selbst zu bauen und zu senden. Auch eine Option.

Es muss Druck im Kessel bleiben, auszubauen. Ich bleibe dabei, das wäre durch klar und strikte Vorgaben (und Kontrollen!) besser zu lösen, als durch absurd teure Auktionen.

Gruß Henning Gajek
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[2.2.1] Bastinator antwortet auf hrgajek
23.09.2022 12:09
Benutzer hrgajek schrieb:
>...
Es muss Druck im Kessel bleiben, auszubauen. Ich bleibe dabei, das wäre durch klar und strikte Vorgaben (und Kontrollen!) besser zu lösen, als durch absurd teure Auktionen.

Gruß Henning Gajek

Irgendwo hatte ich zur Redundanz auch etwas geschrieben. Das ist ganz klar wichtig.

Du nennst auf jeden Fall Optionen, die funktionieren können. Die Auflagen müssen eben auch so formuliert werden, dass die Anbieter auch wirklich Fläche ausbauen und nicht nur 98% der Bevölkerung abdecken.

Das französische Modell klingt auch nach einer guten Möglichkeit.

Auf jeden Fall sollte die Bundesnetzagentur sehr gut überlegen, wie sie vorgehen.
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[2.2.2] Szintagmariot antwortet auf hrgajek
23.09.2022 19:43
Es muss Druck im Kessel bleiben, auszubauen. Ich bleibe dabei, das wäre durch klar und strikte Vorgaben (und Kontrollen!) besser zu lösen, als durch absurd teure Auktionen.

Genau. Staatlich bedeutet immer auch schlecht, dementsprechend kann kein Mensch ernsthaft wollen, dass die BRD selber ein Netz baut. Aber der Staat kann eins. Schickanieren. Nur halt bei Privatleute, nicht bei Unternehmen. Das könnte man ändern.
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[3] lucky2029 antwortet auf Bastinator
23.09.2022 11:24
Benutzer Bastinator schrieb:
Ein einziges Netz, zu dem alle Mobilfunkanbieter diskriminierungsfrei Zugang hätten, könnte eine Lösung sein.

Für jeden Mobilfunkvertrag würde eine Gebühr an den Netzbetreiber gezahlt. Der Netzbetreiber wird verpflichtet, Gewinne ausschließlich ins Netz zu investieren.

Das würde jede Menge Energie und Kosten sparen. Nebenbei könnte ganz Deutschland besser versorgt werden.

Das wäre ein drastischer Schritt, könnte aber viele Probleme lösen.

Welche neuen Probleme würden dabei entstehen?

Bei deiner Idee geht ein wichtiger Punkt komplett unter. Die Sicherheit... Es hat durchaus Vorteile 3 oder 4 Netze unabhängig voneinander zu betreiben. Es kann immer einen Ausfall geben, das es alle gleichzeitig im selben Ausmaß betrifft ist aber ehr unwahrscheinlich. Was ich mir vorstellen könnte, wäre ein Basisnetz in den niedrigen Frequenzbereichen für eine sogenannte Grundversorgung. Die Frequenzen für höhere Kapazitäten würde ich weiterhin privat für getrennte Netze verwenden. So kann ein Premium Anbieter weiter mit einem besseren Netz arbeiten und ein Billiganbieter zieht sich vielleicht einfach nur auf das Basisnetz zurück. Die Kunden können dann selbst entscheiden was es ihnen wert ist.
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[3.1] hrgajek antwortet auf lucky2029
23.09.2022 11:37
Hallo,

Benutzer lucky2029 schrieb:
>Was ich mir vorstellen
könnte, wäre ein Basisnetz in den niedrigen Frequenzbereichen für eine sogenannte Grundversorgung.

Gute Idee :-)

Die Frequenzen für höhere Kapazitäten würde ich weiterhin privat für getrennte Netze verwenden. So kann ein Premium Anbieter weiter mit einem besseren Netz arbeiten und ein Billiganbieter zieht sich vielleicht einfach nur auf das Basisnetz zurück. Die Kunden können dann selbst entscheiden was es ihnen wert ist.

Genau. Sehr viele werden sich zunächst für das Basis-Netz entscheiden, aber sobald sie die Vorteile eines "besseren" Netzes "erlebt" haben, könnte sich das ändern.

Gruß

Henning Gajek