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23.10.2022 17:22 - Gestartet von wolfbln
9x geändert, zuletzt am 23.10.2022 19:12
Eine dpa Meldung abtippen ist einfach, ich erwarte aber eine Einordnung.

Wo stehen wir, auch im Vergleich zu den Nachbarn usw.?

Schauen wir zunächst in den Binnenmarkt.

Datenchampion 2022 wird wohl die Telefónica werden. Sie melden 2,5 Exabyte (= Mrd. GB) in den ersten 9 Monaten. Aufs Gesamtjahr 2022 hochgerechnet würden das 3,33 Exa werden, mit der inhärenten Steigerung vielleicht knapp 3,5. Das kommt auch gut mit ihren Angaben hin, wonach 2021 es insgesamt 2,4 Exa waren und jetzt etwa 50 % mehr zu erwarten sind.

Auf Platz 2 landet die Deutsche Telekom. Die nennt zwar keine Datenmenge, aber eine Steigerungsrate von 50 % zum Vorjahr. 2021 meldete sie 1,8 Exabyte, womit 50 % mehr etwa 2,7 Exa für 2022 bedeuten würden, also deutlich hinter o2.

Vodafone landet klar auf Platz 3. Für das Jahr 2021 meldeten sie 1,4 Exabyte und jetzt für 2022 nur 34 % Zuwachs, was dann etwa 1,9 Exa in 2022 bedeuten würde.

Das sind schon ziemliche Unterschiede: 3,5 Exabyte bei Telefónica zu 2,7 EB bei der Telekom und 1,9 EB bei Vodafone.

Das wird noch deutlicher, wenn wir die Nutzerzahlen in den einzelnen Netzen dazu ins Verhältnis setzen. Dazu nimmt man die (aktiven) SIM-Karten in den jeweiligen Netzen. Die VATM veröffentlicht die Zahlen jeden Oktober in ihren TK-Bericht. Der neue ist noch nicht da, deshalb die gerundeten Zahlen von 2021 plus dem Zuwachs von 2020 auf 2021 stattdessen als Basis für 2022:

Bei den SIM-Karten ist traditionell Vodafone vorne mit 61 Mio. SIMs oder Nutzer (+3 Mio) also 64 Mio. vor Telekom mit 50 Mio. (+2) = 52 Mio und Telefónica mit 47 Mio. (+2) = 49 Mio.

Eine Telekom SIM verbrauchte also im Jahr 2022 etwa 2,7 Mrd. GB geteilt durch 52 Mio. Nutzer = 51,92 GB oder 4,3 GB monatlich. Bei Vodafone sind das 31,15 GB pro Jahr oder 2,6 GB pro Monat und bei Telefónica 71,43 GB/Jahr bzw. 5,6 GB/Monat.

Hier zeigt sich ein noch deutlicherer Unterschied zwischen Telefónica mit 5,6 GB pro Monat, Telekom mit 4,3 GB und Vodafone mit 2,6 GB.

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Teil 2 betrachtet das jetzt international und in der Zukunft.

Mit 2,6 bis 5,6 GB pro Monat landen wir allenfalls im europäischen Mittelfeld, wenn nicht darunter. Spitzenreiter sind da schon länger die Finnen, die 2021 sagenhafte 56 GB pro Kopf und Monat verbrauchten. Aber auch die z.B. Österreicher sind uns weit voraus. Sie verbrauchten 2021 insgesamt 3,8 Exabyte mobiles Internet gegenüber etwa 5,6 Exa in Deutschland, aber in Österreich mit nur etwa 1/7 der deutschen Bevölkerungszahl.

Man muss dabei zugeben, dass diese beiden Beispiele Länder sind, wo massiv mobiles Internet als DSL- und Breitband-Substitutionsstrategie gefahren wird.

Dem neuen Mobility Report vom Netzwerkausrüster Ericsson kann man folgendes entnehmen:
https://www.ericsson.com/en/reports-and-papers/mobility-report/dataforecasts/mobile-traffic-forecast

Global gemittelt wird 2022 mit einem mittleren Datenverbrauch von 15 GB pro Monat und Smartphone gerechnet. Ende 2021 wurden 67 Exabyte pro Monat erreicht und man erwartet in den nächsten 5 Jahren eine Vervierfachung auf 282 EB pro Monat oder 40 GB pro Nutzer und Monat global gemittelt.

Die Zahlen für Westeuropa lagen 2021 mit durchschnittlich 15 GB pro Nutzer und Monat nur geringfügig über dem damaligen globalen Mittelwert von 12 GB. Dagegen sind die deutschen Zahlen um 4 GB pro Monat 2022 deutlich niedriger. Hier ist aber IoT, das sehr wenig im Vergleich zu menschlichen Nutzern verbraucht nicht herausgerechnet. Für 2027 wird in Westeuropa ein Verbrauch von 52 GB pro Nutzer und Monat vorhergesagt, was eine jährliche Steigerung von 23 % ausmachen würde. Wir lägen dann mit Nordamerika etwa gleichauf, aber z.B. hinter den Golfstaaten.

Diese Wachstumsraten lassen sich nur mit dem schnellen Aufbau von 5G-Netzen bewältigen. Ericsson, die daran gut verdienen, rechnen vor, dass der Datenanteil über 5G von 10% im Jahr 2021 auf etwa 60 % bis 2027 global wachsen wird.

Deutschland wird da nur mithalten können, wenn neben der nötigen 5G-Infrastruktur auch Preise für Endkunden angeboten werden wie etwa in unlimitierten Datentarifen, die solche Mengen für die breite Masse erschwinglich machen. Hier dürfte auch das Geheimnis des Erfolgs von o2 (und Untermarken) liegen.
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[1] Mister79 antwortet auf wolfbln
24.10.2022 06:45
Benutzer wolfbln schrieb:
Eine dpa Meldung abtippen ist einfach, ich erwarte aber eine Einordnung.

Wo stehen wir, auch im Vergleich zu den Nachbarn usw.?

Schauen wir zunächst in den Binnenmarkt.
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O2 scheint hier ein Opfer seines eigenen Erfolgs zu sein. Die kommen den steigenden Nutzern kaum noch nach.