Benutzer Peterdoo schrieb:
Stellen wir uns vor, es kommt eine Geschäftsperson aus dem Ausland, um ein Millionengeschäft in Deutschland abzuschließen. Der deutsche Geschäftspartner ruft ihn an und wird als anonym angezeigt. Der Anruf wird nicht angenommen. Der VIP spricht ja nicht mit unbekannten. Kurz danach ruft der Wettbewerber aus Frankreich an. Seine Nummer wird angezeigt und der Anruf wird angenommen. Die Geschäftsperson reist beleidigt zum französischen Wettbewerb und schließt das Geschäft dort ab.
Das muss unbedingt verbessert werden.
Da gibt es noch andere Fälle, die denkbar wären.
Kind ist im Ausland unterwegs, will per Handy Eltern in Deutschland erreichen in Notsituation und kommt nicht durch, weil die Eltern ACR (Anonymous Call Rejection) aktiviert haben. Das ist alles nicht schön oder banal.
Ich habe mich bei den Anbietern herumgehört. Die haben zunächst wegen den neuen TKG-Regeln eine temporäre Bastellösung gestrickt. Wohlgemerkt, nicht immer geht die CLIP verloren. Das hängt sehr vom Routing ab, das der Anrufer nicht beeinflussen kann. Selbst Gespräche der gleichen ausländischen Rufnummer, die sich im deutschen Roaming befindet auf eine deutsche Handynummer, werden unterschiedlich angezeigt, je nachdem ob sie das Telekom, Vodafone oder o2-Netz zum Roaming benutzen.
Dennoch könnte man einiges etwas anders sehen als Henning im Artikel. Das TKG wollte Nummernhijacking verhindern, also dass ein "Böser" mit einer gefakten, aber auch echt existierenden Nummer in der Anzeige anruft und dann dem eigentlichen Besitzer dieser Nummer viel Ärger bereitet. Henning hat das selbst erlebt.
Die TKG-Novelle wurde aber mangelhaft durch die Provider umgesetzt. Der Schutz vor Telefonbetrüger ist damit gleich Null. Die konnten schon vorher mit falscher oder anonymer Nummer anrufen und können weiter anonym anrufen, zumal man jetzt anonyme Calls nicht mehr grundsätzlich abweisen sollte. Auch die Rückverfolgung bei diesen Calls ist weiter nicht möglich. Also für das Spamopfer ändert sich zunächst gar nichts.
Die Lösungen von Henning sind aber alle nicht zu Ende gedacht. Zertifikate wären zwar schön, müssten aber weltweit von allen Providern umgesetzt werden, sollten sie funktionieren. Das könnte noch Jahrzehnte dauern. Der Workaround mit * oder # ist auch ungünstig, könnte er z.B. für Rückrufe missbraucht werden und dann öffnen wir dem Ping-Call-Betrugsbereich Tür und Tor.
Es wird wohl mit Laufe der Zeit bessere Nummernfilter geben, wobei momentan klar viel zu viel statt zu wenig gefiltert wird. Beim Roaming muss dann stets eine Abfrage über das Netz des Roamers erfolgen usw. Das wird wohl in der Zukunft noch gebaut werden müssen.
Es ist rechtlich schon ganz richtig gemeint gewesen. Nur hätte man das europäisch umsetzen und zumindest den EU+ Bereich dann auch technisch im Blick haben müssen. Wozu gibt es die BEREC und neue Roamingregeln, wenn man nicht diese Fälle sich anschaut und ggf. einen europäischen Filter baut.
Wie ich höre, wird das zumindest für das Roaming jetzt Jahre dauern, bis es weitgehend gelöst wird. Im Endeffekt ist das doch eine ungewollte kostenlose Werbung für VoIP-Calls über die einschlägigen Apps (WhatsApp, Telegram, Viber, Skype etc.). Da weiß man, wer anruft, spätestens bei Video Calls.