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Wenn ein Unternehmen nach dem letzten Strohhalm greift


06.09.2023 12:26 - Gestartet von w64h885
In vielen Fällen, so schreibt der Artikel, betrüge Vodafone nur sich selbst. Das mag natürlich sein. Aber was heißt das? Etwas einfacher ausgedrückt bedeutet dies, dass Bilanzkosmetik betrieben wird. Man möchte von den Eigentümern (Aktionäre) besser dastehen. Deshalb werden allehand Tricks angewandt. Manche können bei aufmerksamer Lektüre der entsprechenden Bilanzen und Zahlen herausgelesen werden. Andere natürlich nicht.

Das sind allerdings alles Maßnahmen, die Unternehmen immer dann treffen, wenn sie nach dem letzten Strohhalm greifen müssen. Ein solides Unternehmen hat so etwas nicht nötig. In welche Kategorie fällt also Vodafone?

Dabei sind Verkaufsprovisionen ja im Allgemeinen überhaupt kein Problem. Man denke an die Versicherungsbranche, dass wohl klassischste Beispiel. Auch dort erhalten freiberufliche Vertreter Geld, wenn sie Verträge abschließen. Und angestellte Vertreter erhalten eine entsprechende Gratifikation für neue Verträge. Das funktioniert von Einzelfällen abgesehen absolut problemlos.

Gut, im Lebensversicherungsbereich gibt es die gesetzliche Stornohaftung. Wird hier ein Vertrag vom Kunden in den ersten fünf Jahren gekündigt, erhält der Vertreter nicht die volle Provision beziehungsweise muss einen Teil wieder zurückzahlen. In Versicherungsbereichen außerhalb der Lebensversicherung gibt es hier zwar keine gesetzliche Vorgabe, aber viele Gesellschaften handhaben intern dies auch dort so.

Dazu kommt im Versicherungsbereich das Thema der Bestandsprovision. Hier werden die Mitarbeiter eben auch dafür belohnt, dass ein Kunde Kunde bleibt.

Solche Ansätze wären natürlich auch für Vodafone und andere Anbieter möglich. Dazu muss es aber einen Willen beim Mutterkonzern geben. Und solange der Mutterkonzern scheinbar so dermaßen am Ende ist, dass man nach dem letzten Strohhalm greift, wird sich wohl eher nichts ändern, bis vielleicht dann die Geschichte auf natürliche Art und Weise ein Ende findet, zum Beispiel in einer Insolvenz oder einem Verkauf.

Der lukrativste Kunde für ein Unternehmen ist der Kunde, der lange Kunde bleibt und dabei regelmäßig für die angebotenen Dienstleistungen bezahlt. Denn die Neukundengewinnung ist sehr kostspielig. Der Artikel hier gibt ja einen Einblick. Ein Unternehmen verdient an einem neuen Kunden also erst dann etwas, wenn dieser möglichst lange Kunde bleibt und zahlt. Da es aber dank Kapitalismus genügend konkurrierende Angebote gibt, kann der Kunde, wenn er unzufrieden ist, jederzeit zu einem anderen Anbieter wechseln. Folglich sollte ein guter Kundenservice und der Fokus darauf, den Kunden möglichst lange JS Unternehmen zu binden, einem Unternehmen sehr wichtig sein. Zumindest einem Unternehmen, welches langfristig am Markt Erfolg haben will. Um eine Frage von oben zu wiederholen: In welche Kategorie fällt hier Vodafone?
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[1] Conax antwortet auf w64h885
06.09.2023 15:11
Benutzer w64h885 schrieb:

Dabei sind Verkaufsprovisionen ja im Allgemeinen überhaupt kein Problem. Man denke an die Versicherungsbranche, dass wohl klassischste Beispiel. Auch dort erhalten freiberufliche Vertreter Geld, wenn sie Verträge abschließen. Und angestellte Vertreter erhalten eine entsprechende Gratifikation für neue Verträge. Das funktioniert von Einzelfällen abgesehen absolut problemlos....

Gut, im Lebensversicherungsbereich gibt es ...
Ich stimme durchaus mit manchen geschriebenen überein, nur...
Versicherungen mit TK Leistungen zu vergleichen, inklusive deren Provisionsmodelle, ist Äpfel mit Birnen vergleichen.
Dafür sind TK Verträge zu fluktuativ (teilweise ja nur kurze Monatsverträge) bzw. nach 24 Monaten bucht der Kunde etwas anderes, ganz woanders.
Der Hardwareeinsatz ist auch relativ teuer bei Oberklassegeräten + alle anderen Ausgaben des Shopbetreibers.
Das Geld ist einfach nicht da, welches aus aus TK Verträgen generiert werden soll, in der Kürze der Zeit.

Heute sollten sich alle selbständigen TK Shops eine andere Aufgaben suchen, von mir aus in der Versicherungswirtschaft oder im Energiesektor, etc. pp.
Das mit den "Telefonläden" hat wie jetzt gelebt langfristig keine Zukunft mehr.
Und das wissen auch die Netzbetreiber. Nicht umsonst haben auch die anderen Anbieter die Anzahl der eigenen Shops seit Jahren reduziert und viele ausgelagert.
Insofern finanziell machbar, in Spitzenkaufgegenden noch Shops nur von den Netzbetreibern, ohne diese Provisionsmodell(e), Rest zugemacht. Wäre sicher langfristig für alle Beteiligten das Beste. Auch für heute noch in den Shops Beschäftigte.

Darüber hinaus sollten die Netzbetreiber und Provider sich überlegen, ob "Handysbventionen" heute noch zeitgemäß und vor allem wirtschaftlich trag- und realisierbar sind.
Ich würde sie genauso abschaffen, denn Geld was dort rein gesteckt wird, fehlt u.U. beim Netzausbau, der Technik oder Kundenservice/CCA.
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[1.1] w64h885 antwortet auf Conax
06.09.2023 16:04
Benutzer Conax schrieb:
Dafür sind TK Verträge zu fluktuativ (teilweise ja nur kurze Monatsverträge) bzw. nach 24 Monaten bucht der Kunde etwas anderes, ganz woanders.

Ist das so? Es kann so sein, klar. Aber ich denke kaum, dass die Mehrheit der Kunden nach dem Ablauf der Mindestvertragslaufzeit sich einen neuen Anbieter sucht. Eine Minderheit mach das vielleicht. Die Mehrheit dürfte ihren Vertrag entweder einfach so weiterlaufen lassen, zudem die Verträge danach ja monatlich kündbar sind, oder gegebenenfalls beim bestehenden Anbieter einen anderen Tarif verhandeln.

Wenn es aber so ist, wie du schreibst, dann finde ich, widersprichst du dich allerdings an dieser Stelle selbst. Du schreibst, wenn ich dich richtig verstanden habe, dass nicht das Geld oder auch die Zeit da ist, abzuwarten, dass der Kunde irgendwann einmal Geld für das Unternehmen reinbringt.

Das würde dann aber bedeuten, dass jedweder Anbieter, der so handelt, automatisch in Insolvenz gehen muss. Denn diese Neukunden Akquise kostet halt sehr viel Geld für die Netzbetreiber, die entsprechend hohe Provisionen an solche und ähnliche Shops ausschütten müssen. Das können und werden sie aber längerfristig nur dann tun, wenn sie das dafür nötige Geld auch verdienen.

Kunden müssen also das zuerst ausgeschüttete Geld, also die Kosten für die Neukundengewinnung, erst einmal wieder rein bringen. Plus Overhead. Plus Gewinne. Plus etliche andere Sachen. Würde also die Mehrheit der Kunden so verfahren, wie du das vermutest, gäbe es entweder keinen Mobilfunk mehr in Deutschland, die Preise wären deutlich höher oder aber die Provisionen sehr viel niedriger.

Und auch im Bereich der Versicherung kommt es ganz drauf an, über welche Verträge wir sprechen. Lebensversicherungen werden natürlich in den allermeisten Fällen für sehr viele Jahre oder sogar Jahrzehnte gehalten. Das ist der Sinn und Zweck dieser Verträge. Dasselbe gilt für private Krankenversicherungen oder Pflegeversicherungen oder alle anderen Versicherungen, bei denen die Beiträge stark vom Lebensalter abhängig sind. Mit steigendem Alter und längerer Laufzeit der alten Versicherung lohnt sich dann kein Wechsel mehr.

Das sieht im Kfz Versicherungsbereich aber schon ganz anders aus. Dort ist es tatsächlich für viele Menschen absolut üblich, gegen Jahresende sich nach eventuell günstigeren Verträgen umzuschauen. Die einschlägigen Suchmaschinen bieten dafür ja regelmäßig am Jahresende Anlass. Und Versicherungsverträge sind in aller Regel jährlich kündbar. Mobilfunkverträge dagegen laufen bei Laufzeitverträgen in aller Regel zunächst einmal zwei Jahre.

Aber, und insofern gebe ich dir recht, sind natürlich die Provisionen zum Beispiel bei Kfz Versicherungsverträgen für die Verkäufer sehr viel geringer als die Provisionen im TK Bereich. Im Bereich von privaten Krankenversicherungen liegen dagegen die Provisionen oft im vierstelligen Bereich! Aber solche Verträge laufen natürlich wie du korrekt geschrieben hast in aller Regel auch sehr, sehr lange und in vielen Fällen sogar lebenslänglich.
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[1.1.1] Conax antwortet auf w64h885
06.09.2023 16:58
Ich meinte schon, dass aufgrund der kurzlebigeren Laufzeiten von TK Verträgen, manches sich heute nicht mehr lohnt. Und "Provisionsstaffelung" die an die Laufzeit gebunden sind, heute immer utopischer werden, da unberechenbar wie lange sie laufen. Aber ok, KFZ Versicherungen sind sicher auch oft mit jährlichen Wechsel verbunden.

Und was manche Shop Einnahmen betrifft, mal vorsichtig so zum Ausdruck gebracht: Das Geld, welches bei manchen Shops nicht direkt reinkam, wurde durch "kreative Akquise" durch die Hintertür "beschafft", wie man dem Artikel entnehmen kann.
Grundsätzlich zweifle ich an der Zukunftsfähigkeit der "Shop Modelle", welche TK Leistungen verkaufen. Hätte ich so einen Shop, ich würde versuchen mich umzuorientieren/Branche wechseln, auch wenns schwer fällt.
Aber gut, wenn es private Shop Betreiber gibt, jene kurz vor der Rente stehen, schleifen sie den Laden sicher noch bis zum Renteneintritt durch, so gut es geht.

Was die Laufzeit von Mobilfunkverträgen anbelangt, kenne ich im nähren Umfeld keinen, der einen Handyvertrag länger als 24 Monate hat. Von Arbeitskollegen weiß ich, dass einige monatliche Verträge haben. Ich habe noch einen 24 Monatsvertrag, mit einigen Karten dazu + Prepaid eines 2. und 3. Netzbetreibers als Backup. Je nach Angeboten nach meinen 24 Monaten, bleibe ich oder gehe woanders hin. Das kann manchmal auch eine Netzfrage sein, aufgrund von Unzufriedenheit mit dem bisherigen Netz. So gesehen ist Mobilfunk "lebendiger" als Versicherungsgeschäft, da dort die Netzzufriedenheit sich schnell ändern kann.

Und dann noch das weite Feld der Discount Nutzer, die nie einen "Telefonladen" mehr von innen als Kunde sehen werden. Ganz abgesehen von den Prepaid Kunden, welche sich ihre Sims im Supermarkt beim einkaufen zulegen. Die Hemmschwelle dort ist meistens die Registrierung/Aktivierung der Karten. Läufts einmal, lassen jene das oft eine Weile so, sind jedoch flexibel und oft bereit zu wechseln, wenn es günstigere Angebote gibt. Gerade in der jetzigen Zeit.
Auch tarifliche Angeboten, wie bspw. die Telekom(Supermarkt)discounter, hinzu der Netzbetreiber eigenen Discountangebote, lassen immer weniger Luft für die Shops.
Und deren Kundenbasis stirbt langsam weg, da meist älter.
Die Zeiten mit Grundgebühr + Minutenpreisen obendrauf, sind halt vorbei.