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Die Bäcker in einer Straße


06.12.2023 20:19 - Gestartet von w64h885
Ein Überbau würde die Kalkulation der Anbieter zerstören. Interessante Aussage.

Die Aussage als solche ist wohl höchstwahrscheinlich korrekt. Wenn es in einer Straße einen Bäcker gibt und dann in derselben Straße noch ein weiterer oder sogar dritter Bäcker eröffnet, so ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die ursprüngliche Kalkulation des ersten Bäckers vernichtet worden. Er bekommt Konkurrenz. Und ein solcher Wettbewerb senkt die Preise für Brötchen und Brot. Dumm dann für den ersten Anbieter, wenn er mit den ursprünglich höheren Preisen kalkuliert hat.

Jetzt würde außer dem ersten Bäcker selbst wohl niemand auf die Idee kommen, ein Ansiedlungsverbot weiterer Bäcker in der Straße sei die Lösung für das Problem.

Bei Glasfasern ist es grundsätzlich nicht viel anders. Wenn Vodafone oder irgendein anderes Unternehmen in einer Straße Glasfaser verlegt hat und ein weiteres Unternehmen, zum Beispiel die Telekom, baut parallel dazu dann eigene Kabel in den Boden, so wird der ursprüngliche Anbieter mit hoher Wahrscheinlichkeit nach weniger Umsatz und weniger Gewinn machen. Denn nun gibt es Konkurrenz. Und Wettbewerb senkt den Preis.

Dass die Telekom aus noch zu Monopolzeiten verbauter Infrastruktur nicht auf Kosten anderer Anbieter Gewinn machen sollte, ist ja durchaus nachvollziehbar. Aber dies ist in den meisten Fällen in der Praxis ja nicht so. Hier wird ja gerade das Vorgehen einer nachträglichen parallelen Verlegung von Glasfasern durch die Telekom kritisiert. Und die Telekom hat für ein solches Verfahren natürlich auch erst mal horrende Kosten.

Alle Anbieter müssen nun einmal damit leben, dass sie im Wettbewerb zu anderen stehen und somit auch gegebenenfalls in Gebieten Konkurrenz bekommen, wo es diese vorher nicht gab. Das ist gut und richtig so.

Vodafone und andere die hier ihre Stimme zur Kritik erheben, sollten also versuchen, durch ihr eigenes Angebot möglichst viele Kunden von sich zu überzeugen. Was nicht sein darf, ist das andere Wettbewerber an der Teilnahme am Wettbewerb gehindert werden.

Um auf mein Beispiel mit den Bäckern zurückzukommen. Natürlich sollte der erste Bäcker keine Handhabe dagegen haben, dass sich weitere Bäcker in seiner Umgebung ansiedeln. Das wird ihm nicht gefallen und das ist verständlich. Aber seine Aufgabe wie auch die der anderen Anbieter ist es ja, durch das eigene Angebot Kunden zu überzeugen. Und wenn der Bäcker das schafft, so kann ihm die direkte Konkurrenz relativ egal sein. Sie hilft aber dabei, dass der erste Bäcker und alle anderen beharrlich daran arbeiten, ihr Angebot und ihren Service zu verbessern.
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[1] foobar99 antwortet auf w64h885
06.12.2023 20:45
Benutzer w64h885 schrieb:
Jetzt würde außer dem ersten Bäcker selbst wohl niemand auf die Idee kommen, ein Ansiedlungsverbot weiterer Bäcker in der Straße sei die Lösung für das Problem.

Völlig richtig. Aber der Vergleich geht auch nicht weit genug, denn da geht es nur um einen Bäcker, um eine Straße und um die Zeit nach der Eröffnung. Wenn du jetzt eine große Bäckerei-Kette hast, die neben jedem neuen Bäcker (notfalls mit Verlust) einen Laden eröffnet, dann hören irgendwann Bäcker eben in Zukunft auf Bäckereien zu eröffnen.

Das kann man zum einen aus Wettbewerbssicht schlecht finden, weil ein Monopolist mit tiefen Taschen sich die Monopolstellung dauerhaft sichert, es langfristig also weniger Wettbewerb gibt.

Zum anderen haben wir ja auch das gesellschaftliche Ziel das ganze Land mit möglichst wenig Fördergeldern und möglichst schnell mit Bäckereien zuzupflastern. Bei diesem Ziel ist es dann eben hinderlich wenn alle aus Angst vor direkten Konkurrenz den Ausbau einstellen.
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[2] Alpia antwortet auf w64h885
06.12.2023 21:07
Benutzer w64h885 schrieb:
über einen komischen Vergleich.

Der Vergleich hinkt aber ein wenig. Glasfaser ist erstmal Infrastruktur. Über diese Infrastruktur kann theoretisch jeder Anbieter Dienstleistungen erbringen. Ich kann ja z.B. den Gas, Strom oder Internet Anbieter wechseln ohne das dieser neue Gas, Strom, oder Telekommunikationsleitungen zu mir legen muss. So muss das auch mit Glasfaser sein. Die Anbieter die jetzt die Faser in den Boden und bis ins Haus oder die Wohnung gelegt haben, können diese an Wettbewerber vermieten, wenn sie wollen. Kann aber auch verstehen wenn sie erstmal alleine die Früchte ihrer Arbeit ernten wollen. Bei unserem Glasfaser Anbieter ist es angedacht, das man erstmal zwei Jahre bei diesem bleiben muss und dann können andere Unternehmen über diese Infrastruktur ihre Dienstleistung anbieten.

Gerade die Telekom weiß aber wie träge manche Kunden sind, wenn es ums Wechseln geht. Wer sollte unbedingt wechseln, wenn er bei seinem jetzigen Anbieter zufrieden ist und die Wettbewerber Preislich auch nicht wesentlich günstiger sind?

Meine Wohnungsbaugenossenschaft hat den geförderten Hausanschluss des lokalen Glasfaser Anbieters ausgeschlagen. Sprich dieses Objekt hat noch keinen Glasfaser Anschluss in dem ich aktuell wohne. Hier gibts Internet via DSL 250/40 MBit (DSLAM steht direkt vorm Haus) und Vodafone Kabel 1000/50 MBit. Kann mich aktuell nicht über Downstream Bandbreite beschweren, dennoch fürchte ich irgendwann ins Hintertreffen zu geraten. Von den Latenzen sind Vodafone und DSL wesentlich schlechter. 20-50ms Ping nach Frankfurt während selbst der kleinste Glasfaser Tarif mit nur 100 MBit schon einstellige Werte liefert.

Das nachträgliche Anschließen an diese Infrastruktur wird meiner Wohnungsbau Genossenschaft definitiv Geld kosten. Und ob Vodafone oder Telekom hier wirklich Glas reinlegen, sehe ich in naher Zukunft eher nicht.
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[2.1] w64h885 antwortet auf Alpia
07.12.2023 05:15
Benutzer Alpia schrieb:
Der Vergleich hinkt aber ein wenig. Glasfaser ist erstmal Infrastruktur. Über diese Infrastruktur kann theoretisch jeder Anbieter Dienstleistungen erbringen. Ich kann ja z.B. den Gas, Strom oder Internet Anbieter wechseln ohne das dieser neue Gas, Strom, oder Telekommunikationsleitungen zu mir legen muss.

Das ist ja bei den meisten (nicht allen) Glasfasern ja auch so. Stichwort Open Access. Andere Anbieter KÖNNEN also häufig verlegte Glasfasern anmieten und unter eigenem Namen vermarkten. Aber sie MÜSSEN es nicht. Wenn sie sehr viel Geld ausgeben wollen, können sie auch selbst parallel Kabel legen. Jeder Anbieter muss also kalkulieren, was für ihn voraussichtlich profitabler ist.
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[2.1.1] Otomo antwortet auf w64h885
07.12.2023 16:36
Benutzer Blue_Fire schrieb:
Leider überbaut die Vodafone in einigen Städten knallhart, tut aber einen auf Held. Kommt als aller letzter noch auf den Markt und macht nun den lauten.

Das ist das was mich so ärgert.

Wenn ich google, finde ich nur, dass die Telekom Vodafone überbaut, aber nichts davon, dass Vodafone andere Anbieter überbaut. Also kein Grund zum ärgern.