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Wie sollen kleine Onlineshops das umsetzen?


08.05.2010 14:51 - Gestartet von mirdochegal
Die immer spitzfindiger gewordenen Regeln um einen Webshop rechtssicher betreiben zu können machen vielen kleinen Shops das Leben immer schwerer.
Durch unsere tollen Politiker immer höher aufgebauten Hürden nützen hauptsächlich den Abz... (Ausdruck bei Teltarif verboten), die mit Abmahnungen ihr Geld verdienen. Nicht mal dem Bundesjustizministerium war es gelungen, beispielhafte fehlerfreie AGB zu erstellen.

Alle Anforderungen können doch fast nur noch von den großen der Branche mit eigenen Fachanwälten erfüllt werden. Wie soll ein Einzelkämpfer oder eine kleine Firma mit ein paar Mitarbeitern das noch hinkriegen?
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[1] noplease antwortet auf mirdochegal
14.05.2010 03:58
eCommerce ist bei weitem nicht der einzige Bereich des täglichen Lebens, in dem heute die Freiheit so umfangreich für alle geregelt ist, dass kaum noch welche übrig bleibt.

Das ist ein Spiegelbild unserer aktuellen Gesellschaft.
Wollen wir das (als Gesellschaft und im Durchschnitt aller Bürger) nicht eigentlich auch ganz genau so haben?
Scheinbar schon.
Wir wollen doch 100%ige Kontrolle, 150%ige Sicherheit selbst bei eigener Dummheit, 0% Haftung für das eigene Tun und nur 25% von dem bezahlen, was es kosten würde, wenn es hiesige Lohntüten füllen müsste.

Was also erwartest Du anderes als das, wie es ist?

Benutzer mirdochegal schrieb:
Die immer spitzfindiger gewordenen Regeln um einen Webshop rechtssicher betreiben zu können machen vielen kleinen Shops das Leben immer schwerer.
Angesichts heutiger technischer und sonstiger Möglichkeiten ist wohl etwas in Vergessenheit geraten, das zur Zeit unserer Vorväter Gesetz war: nicht jeder hat das Zeug dazu.
Ein gewisses Selbstverständnis, das richtige Naturell, ein enormer und nachhaltiger Leistungs und Lernwille sowie eine kristallklare Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Grenzen sind ja wohl unabdingbare Mindestvoraussetzung.

Viele haben es ohne diese Eigenschaften versucht. Getreu dem Motto: "Jeder soll seinen eigenen Shop haben dürfen", haben sie analog zum Recht auf ein Girokonto blauäugig und konzeptionslos den Sprung gewagt.

Vor allem in der Zeit von Gerhard Hol-mir-ma-ne-Flasche-Bier (oder kam mir das nur so vor?) wurden ganz besonders viele Arbeitssuchende von überaus unselbständigen Mitarbeitern gewisser zuständiger Stellen in die Selbständigkeit gequatscht. Auch deren 'Erfolge' hinterließen so einige juristische Spuren, nicht nur in der eCommerce Branche.

Einige gingen aber auch in der Tat mit einem Shop auf die Welt los in der klaren Absicht, sich unfaire Vorteile zu verschaffen oder meinten, die zwangsläufigen Risiken per autarkem Beschluss in ihren AGB beseitigen zu können und damit durchzukommen.
Das gab es aber auch schon immer und ist vermutlich vom Prinzip her so alt wie die Menschheit. Nix wirklich Neues also.

Varianten davon und Beispiele dafür gibt es noch viele mehr.

Allen gemeinsam ist: sie sind maßgeblich an der Schrumpfung des 'kreativen Spielraums' beim eCommerce in den letzten Jahren beteiligt und es sind leider fast ausnahmslos die Kleinen.

Statt nach alter, echter und smarter Unternehmer-Art die großen Player mit Pfiffigkeit, Charme und Witz an ihren Achillesfersen zu erwischen und dort sein Geschäft zu machen, wo einem keiner etwas kann, haben viele versucht, sich direkt mit den Großen anzulegen und wie ein Teenie trotzig und motzig, weh- und vor Gericht klagend durchzusetzen.
Ausgerechnet deren Jammern hat am Ende für noch mehr Regelungen gesorgt als ohnehin schon existierten.
Oder kann sich jemand erinnern, wann und wo zuletzt Einschränkungen aufgehoben wurden, um einen kleinen Anbieter zu schützen?

Bevor ein diesbezüglicher Kommentar kommt:
Ja, einige Änderungen der Spielregeln sind selbstverständlich vom Verbraucher selbst und vom Verbraucherschutz ausgegangen.
Ein gewisser Teil wurde auch durch die Medien unter Ausnutzung des Herdenverhaltens veranlasst.
Aber bei den 'Helden', deren Auseinandersetzungen zu den wohl überflüssigsten Einschränkungen im eCommerce geführt haben, standen sich auf beiden Seiten jeweils Unternehmer gegenüber.

Benutzer mirdochegal schrieb:
Durch unsere tollen Politiker immer höher aufgebauten Hürden [...]
Oooch nö, nicht schon wieder.
Ich kann dieses "die Bösen", "die anderen haben aber", und reflexartige Beschimpfen der Politiker (Polizeibeamten, etc,. - beliebig austauschbar) nicht mehr hören/lesen.
Das ist nicht nur langweilig, sondern auch realitätsfern.
Im Zuge der Evolution unseres Rechtssystems obliegt das schon lange den Organen der Rechtsprechung. Recht ist hierzulande schon lange 'im Fluss'.
Letztlich folgen die Politiker bei der Formulierung in den meisten Fällen der vorausgegangenen Rechtsprechung, nur so lassen sich doch in unserem Land noch Gesetze verabschieden, die länger als 4 Wochen bestand haben.
Wer für die Hürden tatsächlich gesorgt hat: siehe oben in meiner vorigen Antwort.

Benutzer mirdochegal schrieb:
[...] Hürden nützen hauptsächlich den Abz... ([...]), die mit Abmahnungen ihr Geld verdienen. [...]
Wenn Du ein paar Unternehmergene besitzt, weißt Du, wie man diese Leute erkennt und dass es hervorragende Möglichkeiten gibt, sich gegen missbräuchliches Verhalten im Rechtswesen zu wehren.
Wer in nachweislicher Kenntnis unseres Rechtssystems dieses vorsätzlich zu seinen Gunsten missbraucht, kann nicht mit Milde rechnen - das ist tief in unserem Rechtssystem verankert, den knöpfe ich mir deshalb ohne jede Beißhemmung vor.
Wer mich zu recht abmahnt, weist mich allerdings auf einen Fehler hin. Fehler kosten einen Unternehmer fast immer spürbare Beträge, so eben auch abmahnbare Fehler. Andere Fehler werden nicht selten teurer. Das fühlt sich zwar in keinem Fall gut oder fair an, ist aber geltendes Recht und für alle gleich.
Ich kann nicht Gleichheit für alle fordern und sie dann im nächsten Moment ablehnen, nur weil es plötzlich um mich geht, oder?!

Benutzer mirdochegal schrieb:
Nicht mal dem Bundesjustizministerium war es gelungen, beispielhafte fehlerfreie AGB zu erstellen.
AGB sind schließlich nur dann nötig, wenn ich Dinge noch genauer regeln will als ohnehin bereits gesetzlich der Fall.
Und um so mehr ich darin regeln will, um so mehr kann ich falsch machen.
Im Geschäftsverkehr mit Verbrauchern kann man als Anbieter durchaus sehr gut ohne AGB leben. Die Informations- und Belehrungspflichten erfordern gar keine AGB und lassen sich auch so prima erfüllen.


Benutzer mirdochegal schrieb:
Alle Anforderungen können doch fast nur noch von den großen der Branche mit eigenen Fachanwälten erfüllt werden. Wie soll ein Einzelkämpfer oder eine kleine Firma mit ein paar Mitarbeitern das noch hinkriegen?

Dadurch, dass man seinen Blickwinkel ändert.
Es ist zwar einfacher, sich fortlaufend darüber zu beklagen, aber es führt zu nichts außer noch mehr Frust und hat noch keinem am Ende wirklich weitergeholfen.

Es gibt Unternehmer, die wollen immer weiter alles selbst machen. Sonst taugt es ja nichts, kostet sowieso dieselbe Zeit oder ist viel zu teuer... Die merken zumeist gar nicht, wenn sie ihre eigenen oder fremde Grenzen überschreiten, sich maßlos überschätzen und die Realität aus den Augen verlieren. Kontrolle über alles ist auch so ein Thema...
Irgendwann ist es dann so weit. Sie kapitulieren, zappeln fürchterlich wie eine Schildkröte auf dem Rücken und geben den anderen von Politik bis Mitbewerbern die Schuld. Das sind Unternehmer, die sich systematisch selbst handlungsunfähig machen und es nicht einmal kommen sehen.
Allerdings kommt das auch in größeren Unternehmen öfter vor als ich gut finde. Denn da reißt es dann gleich ganz viele Arbeitnehmer mit.

Die anderen haben gelernt, im Team mit anderen als Zweck- oder Interessengemeinschaft Dinge perfekt hinzubekommen, ohne jeweils selbst marktbeherrschend groß werden zu müssen.
Sie haben gelernt, dass verteilte Last weniger drückt und anderen zu vertrauen. Ihnen reicht es, für ihr eigenes Unternehmen alle Fäden zu ziehen und sie kombinieren externe Leistungen mit den eigenen internen. Das sind die, die sich bewusst und gezielt organisieren. Regional oder bundesweit, branchenbezogen oder durch unabhängiges Netzwerken, ... es ist alles da.

Zünfte, Handwerks- und Handelskammern, Verbände und andere berufsständische Vereinigungen, Genossenschaften, etc. gibt es doch auch nicht ohne Grund und das schon weitaus länger als das Internet und eCommerce. Die meisten von denen sind im "hier und heute" längst angekommen und nehmen Dir einiges ab, ... wenn Du sie lässt.

So gut wie alles, was den eigenen Rahmen als kleiner oder einzelner Unternehmer sprengt, aus welchen Gründen auch immer, kann man extern in Anspruch nehmen - juristische Beratung eingeschlossen.
Und was man nicht auf Anhieb versteht, lässt man sich erklären und zwar so lange, bis man es auch verstanden hat - in dem Fall ist man zur Abwechslung selbst mal der Kunde und wer etwas versteht, steht auch leichter dahinter.

Also:
Bevor Ihr Euch laut heulend mitten in den Sandkasten setzt, überlegt doch bitte, warum Ihr zwar einen Steuerberater habt, aber die juristische Betreuung keinem anderen überlassen wollt.

Oder so.


Jedenfalls war es mal wieder Freitag ... und da darf diese Länge auch mal drin sein.
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[1.1] Telly antwortet auf noplease
14.05.2010 13:44
Also:
Bevor Ihr Euch laut heulend mitten in den Sandkasten setzt, überlegt doch bitte, warum Ihr zwar einen Steuerberater habt, aber die juristische Betreuung keinem anderen überlassen wollt.

Dein ganzer Beitrag sagt vieles richtig aus.

Zu bedenken gebe ich allerdings, dass gerade Existenzgründer oft eigentlich nicht mal das Geld haben, einen Steuerberater zu engagieren. Woher sollen also die finanziellen Mittel für die juristische Betreuung kommen?

Wo sind die guten Anlaufstellen, die einem Rechtssicherheit beim erstellen eines Online-Shops bieten? Kann man diese bezahlen?

Aus meiner Erfahrung heraus engagieren sich Rechtsberatungsfirmen auch nur dann, wenn sie hohe Honorare einstreichen können. Ich unterstelle jetzt auch einfach mal, dass diese Honorare der Leistung angemessen sind - auch wenn ich da manchmal so meine Zweifel dran habe. Aber sei es drum! Als Unternehmer muss man sich sowas aber auch leisten können. Und wenn man bedenkt, wie schwer es so schon ist, Kredite von den Banken zu bekommen - wie soll man dann auch noch solche Kosten finanzieren?

Ich bin kein Unternehmertyp. Also jemand, der eine Idee hat und auch nur diese im Blickfeld hat - alles andere ihm unwichtig bis egal erscheint.

Aber die wirklich erfolgreichen Unternehmer müssen bei Ihrer Existenzgründung heute so agieren. Nur ist das heutzutage viel risikoreicher als früher. Die Bürokratie und Abmahnwellen machen einem das Leben immer schwerer.

Ich bin Arbeitnehmer und arbeitete bereits für mehrere Unternehmen auf der mittlersten Führungsebene mit. Die Risiken, die meine Chefs eingegangen sind, wäre ich nicht bereit gewesen zu tragen. Das nur, damit hier nicht Eindruck entsteht, ich sei selbst Unternehmer und würde als solcher diese Meinung vertreten.

Telly
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[1.2] mirdochegal antwortet auf noplease
20.05.2010 18:01
Benutzer noplease schrieb:
Bevor Ihr Euch laut heulend mitten in den Sandkasten setzt, überlegt doch bitte, warum Ihr zwar einen Steuerberater habt, aber die juristische Betreuung keinem anderen überlassen wollt.

Oder so.

Sicher hast du in vielen Punkten recht. Ich wollte doch nur aufzeigen, was ungünstig ist. Wenn man nur meint "es ist nunmal wie es ist", muss man sich über garnichts beklagen.

Aber wie schon gesagt wurde: Du gehst zu sehr von etablierten Geschäftsleuten aus. Neueinsteiger oder Kleinunternehmer haben oft nicht die Möglichkeit, sich mal eben mal professionelle Beratung zu holen.
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[2] am besten aufhören, alle "Nebenkosten" sollte verboten werden
fe rnwe h antwortet auf mirdochegal
08.07.2010 15:44
Warum Versandkosten?
Der stationäre Handel kassiert ja auch keine "Ladenmietanteile", Verpackungskosten oder Warenlagerkosten vom Kunden.
Diese Wettbewrbsverzerrung und andere im Online-Markt gebrächlie Lügereinen gehören verboten und mit hohen Strafen eleminiert.
Erst dann kommt fairer und transparenter Wetbewerb.
Diese "Nebenkosten" dienen nur einer verscheierung des tatsächlichen Preises, der meis damit viel höher liegt als z.B. bei einer seriösen (nicht über Internet) verkaufenden Firma.


Wenn die unsoeriöse Versanklitsche dann ncht mehr mithalten kann, soll sie eben höher kamlulieren oder pleite gehen. Der Konsument will feste Preise und nicht andauernd belogen werden mit "Versand", "VVerpackung", "Tax", Gebühren, entgelte oder "VAT" oder MWSt als Extraposten.
Leute, kauft solange offline, ist unterm strich meist gleich teurer und erspart Ärger bei der Zustellung und Umtauach und Garantie.