Benutzer koelli schrieb:
"Infolge eines Berechnungsfehlers sei die sogenannte Oberstufe mit zu viel flüssigem Sauerstoff betankt worden"
Wie kann denn sowas bitte passieren?
Berechnungsfehler? Da hat wohl einer im Mathe-LK nicht richtig aufgepasst.
Es war wohl das erste Mal, dass eine neue, verbesserte Oberstufe auf der Proton eingesetzt wurde. Diese war für den geplanten Start grundsätzlich zu leistungsfähig. Das kann man korrigieren, indem man neben den Satelliten Ballastmassen mitnimmt - oder - umweltfreundlicher - indem man weniger Treibstoff tankt.
Beim Flüssigsauerstoff kommt nun das Problem hinzu, dass immer ein erheblicher Teil desselben beim Betanken verdampft. Immerhin ist der -180 °C kalt, die Rakete beim Beginn des Betankungsvorgangs zwischen -20 °C und +20 °C (je nachdem, wie lange sie schon draußen stand, und wie kalt es in Baikonur gerade ist). Die genaue Menge verdampfenden Sauerstoffs hängt dann auch noch von der Wartezeit bis zum Start, von den Außentemperaturen, von der Wärmeleitfähigkeit der Tanks, von den Temperaturen und Mengen der weiteren Treibstoffe, von der genauen Wärmeverteilung im Tank usw. ab. Da kann also leicht ein Fehler passieren, so dass während der Startphase der verdampfende Sauerstoff überkompensiert wird. Und dann ist die Rakete zu schwer und erreicht im konkreten Fall wohl einen bestimmten Zwischenorbit nicht.
Fazit: Verändere nie eine Rakete. Diese bittere Erfahrung mussten auch schon die Europäer machen (der Jungfernflug der neuentwickelten Ariane V und der verbesserten Ariane V ESC-A waren beides Fehlstarts) und selbst "Startups" wie Space-X (die bei ihrer ersten Rakete, der Falcon 1, ein besseres Triebwerk in der Unterstufe einsetzten, nur um dann festzustellen, dass es nach dem Abschalten noch recht lange weiter Schub liefert, mit dem Ergebnis, dass nach dem Ausbrennen der Unterstufe und dem Abtrennen der Oberstufe per Feder-Mechanismus die Unterstufe doch noch beschleunigte und gegen die Oberstufe knallte, bevor diese gezündet hatte...).
Kai