Frei Sprechen
07.05.2008 14:00

Trägt das Internet junge Künstler zu Grabe?

Ist das Internet des Künstlers Sargnagel oder eher der belebende Balsam?
teltarif.de Leser Peeleus schreibt:
Das World Wide Web galt lange und auch heute noch als Sargnagel der Musiker. Durch illegale Tauschbörsen werden Raubkopien erstellt und schmälern so den kommerziellen Erfolg der verschiedensten Künstler. Mittlerweile nimmt die Rate der illegal erworbenen Künstlerwerke immer mehr ab. Mehr und mehr Konsumenten entschließen sich dazu sich auf den entsprechenden Portalen auf rechtmäßigem Wege Zugang zum Genuss für Ohr und Seele zu verschaffen.

Das Internet ist aber nicht bloß als Vertriebskanal für die tatsächlichen Werke der Kunstschaffenden zu sehen. Es bietet weitaus mehr als die bloße Möglichkeit den Nutzer mit der Musik und den Merchandise-Artikeln des Lieblingsmusikers einzudecken. So kann der Künstler sich durch seine Online-Präsenz selbstständig der Öffentlichkeit mitteilen. Er ist heute nicht mehr ausschließlich auf eine Rotation in den VIVA- und MTV-Charts angewiesen. Er kann dem interessierten Publikum jederzeit mitteilen, ob ein neues Album ansteht, den frisch releasten Song präsentieren oder was es sonst noch Mitteilens wertes gibt.

Doch dreht es sich bei der Onlinepräsenz nicht bloß um die eigenen Websites. Es ist sogar so, dass diese weitaus weniger genutzt werden als die sozialen Netzwerke für Privates und Freizeit. Diese sind besser unter dem Begriff Social Communities bekannt. Hier kann sich jedermann Videos ansehen und fördert somit zugleich auch den Künstler. Zu den bekanntesten zählen MyVideo, Youtube sowie Myspace. Myspace bietet auch Musikern die Möglichkeit ein Profil erstellen, um Fans einen Einblick in ihr Leben zu gewähren. Sie selbst können hier bestimmen, inwiefern Sie den Interessierten an seiner Welt teilhaben lassen wollen.

Demnach bietet das WWW auch Künstlern, die sich im TV noch keinen Name machen konnten, die Chance bekannt zu werden und die Nutzer von sich zu überzeugen. Das bekannteste Beispiel für einen solchen Aufstieg ist wohl Mina, die es mit "How the angels fly" auf MyVideo schaffte bundesweit bekannt zu werden. Ob sich die Karriere der jungen Künstlerin fortsetzen wird sei dahingestellt, jedoch hat sie bewiesen, dass ein solcher Aufstieg möglich ist. Ich verzichte an dieser Stelle darauf auf "Künstler" wie "Group Tekkan" oder "Schnappi" einzugehen.

Wie alles im Leben zeigt auch das Internet mit seinen scheinbar niemals erschöpften Möglichkeiten sowohl Vor- als auch Nachteile auf. Entscheidend ist jedoch nicht nur Letztere zu sehen und sich mit diesen anzufeinden. Erfolgreich sein wird nur jener, der sich auf die neu aufgezeigten Möglichkeiten konzentriert und diese zu seinem Vorteil nutzt. So erledigen sich die negativen Aspekte oft wie von selbst und sind schon bald nicht mal mehr erwähnenswert.

Kommentare zum Thema (1)
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sebastian363 antwortet
08.05.2008 10:20
Erstmal muss ich dir in einigen grundsätzlichen Punkten Recht geben. Natürlich sind Plattformen wie YouTube und MyVideo eine Chance für junge Künstler (die von dir angesprochene Mina ist ja das beste Beispiel).
Aber diese Möglichkeit bekannt zu werden hat auch einige nervige Aspekte.
Zum Einen sind die Einblicke in das Privatleben der Künstler wie man sie beispielsweise auf MySpace bekommt absolut überflüssig und unwichtig.
So wird nicht mehr nur noch die Musik verkauft. Promi-Pannen sind teilweise ja ganz lustig zu lesen oder zu hören aber ich glaube das dieser Trend dazu führt das junge Musiker immer mehr dazu gezwungen werden ihr Privatleben in den Vordergrund und ihre Musik in den Hintergrund zu stellen.
Die von dir wohl absichtlich nicht angesprochene "Group Tekkan" ist ein gutes Beispiel: Ihre Musik wurde wohl von einem Großteil nicht ernst genommen sondern nur belächelt.
Trotzdem haben sie es von Talkshow zu Talkshow und teilweise sogar in eigentlich recht ernsthafte Nachrichtensendungen geschafft (es gab nämlich zum Beispiel einen Bericht über sie bei rtl aktuell).
Gegen diese kurzfristige "Berühmtheit" ist zwar nichts einzuwenden, jedoch darf es nicht soweit kommen das eine solche Gruppe einen Plattenvertrag bekommt (wie es ja wirklich geschehen ist).
Denn auf diesem Weg werden YouTube und co von motivierten und "ernsthaften" Künstlern wohl sehr negativ gesehen. Sie versuchen teilweise schon ein Leben lang ein Bein in die Musikbranche zu bekommen und müssen dann sehen wie dieser Trash erfolgreicher wird als seriöse Musik und auf diese Weise verliert man bestimmt ein Stück weit an Motivation.
Und so besteht wohl trotz der vielen Chancen die diese Plattformen bieten auch die Gefahr das sie zum "Sargnagel" für junge Künstler werden.