Hallo spaghettimonster,
Du hast ein ausgesprochen kritisches Weltbild und mir ist schon klar, dass ich Dich da schwerlich davon abbringen werde. Vieles, was Du schreibst, ist ja auch ausgesprochen fundiert, nur eben so ausgesprochen fatalistisch.
Inkassounternemen versuchen im Auftrag der Gläubiger, die nicht bezahlten Forderungen doch noch hereinzuholen. Der Gläubiger hat es bisher nicht geschafft, also muss das Inkassounternehmen logischerweise einen gewissen Druck aufbauen. Nur - das sollte sich halt gegen zahlungsunwillige Schuldner richten und nicht auf Forderungen beziehen, die unberechtigt sind.
Benutzer spaghettimonster schrieb:
Benutzer Winston schrieb:
Das ist mir so zu pauschal. In der Inkassobranche gibt es schwarze Schafe, das ist bekannt und es ist für die Betroffenen z.T. auch sehr schlimm. Auch richtig ist, dass Inkassobüros nicht jede Forderung einzeln auf ihre Richtigkeit überprüfen können.
Eben. Auch wenn das wirtschaftlich zwingend sein mag, fängt hier schon die Unseriosität an. Es wird zu Unrecht Druck auf Schuldner ausgeübt, was man im Extremfall auch als Nötigung bezeichnen kann.
Der Normalfall im Inkassogeschäft ist sicherlich der, dass zu Recht Druck auf Schuldner ausgeübt wird, die Zahlungsverpflichtungen eingegangen sind und sie nicht erfüllen. Wer zu Unrecht Druck ausübt, handelt ungesetzlich und unseriös. Wenn es ein BDIU-Unternehmen ist und der BDIU wiederholt Kenntnis davon erhält, wird er Maßnahmen gegen dieses Unternehmen einleiten. Sonst würden nämlich der Verband selbst und die in ihm zusammengeschlossenen Unternehmen in Verruf geraten. Das würde diesen Unternehmen die Existenzgrundlage nehmen.
Ein Hinweis auf Seriosität (leider noch kein Beweis) ist die Mitgliedschaft einer Inkassofirma im Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen e.V. (BDIU). BDIU-Mitglieder sind z.B.
satzungsgemäß (§ 18 der Satzung) auf folgendes verpflichtet:
Ja, gegenüber sich selbst. Eine unabhängige staatliche Stelle, die die Einhaltung von Vereinssatzungen kontrolliert, gibt es nicht.
Wieso ist eigentlich nur das immer wertvoll, was der Staat kontrolliert? Beamte sind in ihrer Gesamtheit (viele einzelne Beispiele ausgenommen) nicht unbedingt dafür bekannt, sagenhaft wirtschaftlich und effizient zu arbeiten. Sind unsere Steuern und Abgabe denn noch nicht hoch genug?
"Erkennt das Mitglied,
Stopp! Schon hier ist juristisch klar, dass die Vorschrift ihren Webspace nicht wert ist. Weise mal jemandem nach, dass er etwas positiv erkannt hat. Das ist in der Regel unmöglich, ohne Gedanken lesen zu können.
Das ist doch kein größeres Problem. Wenn der Schuldner der Forderung wiederspricht und der Ursprungsgläubiger die Forderung nicht glaubhaft belegen kann, sind wir doch schon soweit! Hier zeigt sich dann die Qualität des Inkassounternehmens, ob die Beitreibungsversuche ungeachtet einfach weiter laufen oder ob man sich an der Sachlage orientiert. Wie bereits gesagt, es gibt in dieser Branche leider auch viele schwarze Schafe.
Wirksam wäre eine Vorschrift wie: "Das Mitglied ist verpflichtet, Forderungen vor Beitreibungsversuchen auf ihren rechtlichen Bestand zu prüfen, dies zu protokollieren und bei fehlendem Bestand von einer Beitreibung abzusehen.
Schön idealistisch! Nur leider mit der wirtschaftlichen Realität nicht in Einklang zu bekommen. Inkassogeschäft ist Massengeschäft. Mag man nicht schön finden, ist aber so. Die Unternehmen, die Forderungen grundsätzlich vorher auf rechtlichen Bestand prüfen würden, würde sich selbst ins wirtschaftlich Abseits schießen, weil sie viel höhere Kosten als die Konkurrenz hätten und damit sehr schnell ihre Mandate verlören.
Im Übrigen kennen die Inkassounternehmen relativ schnell ihre Mandanten und können einschätzen, ob da seriös abgerechnet wird. Von daher ist die Notwendigkeit für eine umfassende Vorabprüfung meines Erachtens so nicht gegeben.
Die Einhaltung wird unangekündigt stichprobenhaft kontrolliert. Bei Verstößen wird pro Fall ein Bußgeld bis 5.000 Euro fällig." Steht sowas in der Satzung? Nein. Hier wird die Alibi-Funktion des Vereins deutlich.
Das wirst Du in Satzungen von Standesvertretungen so natürlich nie finden. Das weisst Du ja auch.
Wenn's bloßes Alibi wäre, wäre das mies. Ich gehe mal davon aus, dass dem hier nicht so ist.
dass einzuziehende Forderungen ganz oder teilweise rechtsunwirksam oder auf sittenwidrige Weise zustandegekommen sind, so darf es für den Mandanten bei deren Einziehung nicht tätig werden".
Schau mal, diese freiwilligen Selbstverpflichtungen der Wirtschaft bringen (fast) nie etwas, sondern haben nur eine Alibi-Funktion, sie wahren den Schein. Hält sich die BILD-Zeitung an den Pressekodex?
Da kommst Du natürlich mit dem negativsten Vergleich, der sich weit und breit finden lässt. Wenn Du meinst, dass es angemessen ist, hier mit der BILD-Zeitung zu vergleichen, dann solltest Du das belegen können. Das kannst Du jedoch mit Sicherheit nicht.
Nein, immer wieder müssen die Gerichte Zwang ausüben.
Die Gerichte müssen wegen allem Möglichen Zwang ausüben. Tausendfach auch wegen der lächerlichsten Nachbarschaftsstreitigkeiten. Das allein ist noch kein gutes Argument.
Bei Inkassobüros wird es sicherlich auch seriöse geben (das kann ich schon deshalb nicht ausschließen, weil ich nicht alle kenne).
Wäre auch schlimm, wenn Du alle kennen würdest!!!
Allerdings könntest Du dann ein Buch schreiben, das bestimmt auch gute Absatzchancen hätte...
Dennoch ist es bei solchen kleineren Telefonforderungen wirtschaftlich schwer möglich, Forderungen seriös zu prüfen,
Das stimmt!
und im Gegensatz zu Rechtsanwälten sind Inkassounternehmen auch keinen gesetzlichen Sorgfaltsregeln unterworfen.
Das stimmt so nicht. Inkassounternehmen unterliegen dem Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG) und benötigen eine Registrierung, für die Qualifierungsnachweise erforderlich sind, die nicht mal eben so erworben werden können.
Man ist ökonomisch zwingend darauf angewiesen, dass überhöhte Forderungen auf Grund von Angst und Unkenntnis bezahlt werden,
Sicher kommt es auch oft vor, dass Schuldner bezahlen, obwohl sie das nicht müssten, wenn sie sich auf die Hinterfüße stellen würden. Nur: ab 18 ist man halt volljährig!
weil die Unternehmen sonst nicht überleben können. Und mit rentableren Forderungen arbeiten sie ja kaum, weil sich dann die Einschaltung eines Anwalts lohnt.
Auch diese Aussage halte ich für zu pauschal.
Inkassobüros arbeiten nach meiner Erfahrung überwiegend mit faulen und unrentablen Forderungen, die überhaupt erst dort landen, weil sie auf lauteren Wegen nicht oder nicht rentabel beigetrieben werden können.
Das bestreite ich.
(...) Ein TK-Anbieter hat mir mal erzählt, er verkaufe Forderungen in der Regel für 10% des Nennwerts an Inkassounternehmen. Daran siehst du, wie wenig dran ist und mit welchen Mitteln folglich gekämpft werden muss.
Wenn Forderungen an das Inkassounternehmen verkauft werden, dann meist tatsächlich nur zu einem Bruchteil des Nennwerts. Das liegt aber nicht daran, dass die Forderungen per se eigentlich keinen Bestand haben, sondern weil ein Großteil der Schuldner entweder nicht Willens oder nicht in der Lage ist, die Verbindlichkeiten zu begleichen.
Eigentlich habe ich nur einmal im Leben eine Inkassomahnung erhalten, deren Kosten nicht überhöht waren (bzw. es auch gewesen wären, wenn die Mahnung berechtigt gewesen wäre), und vielleicht 7 mal überhöhte. Ich gebe zu, das mag wenig repräsentativ sein. Eins davon war Acoreus, das Mitglied im BDIU ist, die anderen habe ich vergessen. Und was ist passiert, als ich nicht bezahlt habe, sondern unter Darlegung der Rechtslage zur Klage aufgefordert habe? Nichts, sie haben weiter stereotyp ihre Standarddrohungen rausgeschickt, zum Schluss einen Mahnbescheid erwirkt und nach Widerspruch noch ein paar Mal gedroht, aber sich nie getraut zu klagen.
Kann ich nicht beurteilen.
Wer steckt denn hinter dem BDIU, finanziert ihn und kontrolliert die Mitglieder? Die Inkassounternehmen selbst. Ein Unternehmen kontrolliert sich also selbst auf Rechtsverstöße. Ich bin sicher, die Selbstanzeigerate ist enorm. Sehr witzig.
Der BDIU ist ein Verband, dessen Mitglieder selbstverständlich Inkassounternehmen sind. Die ihr Gewerbe auf Basis von Recht und Gesetz und unter Wahrung der satzungsgemäßen Pflichten betreiben. Und auch ein Interesse daran haben, dass die Regeln eingehalten werden. Wer nämlich in Verruf gerät, sägt den Ast ab, auf dem er sitzt. Ist ganz einfach!
Du glaubst doch nicht, dass ein Unternehmen freiwillig und unabhängig gegen sich selbst vorgeht. Wenn der e.V. aggressiv gegen seine Mitglieder vorgehen würde, würde jeder austreten und seine finanzielle Unterstützung entziehen, und dann bleibt nicht mal mehr die Alibi-Funktion des Vereins.
Natürlich geht man dort nicht aggressiv gegen Mitglieder vor. Aber wenn ein Mitgliedsunternehmen wiederholt gegen die Regeln verstößt, wird man dagegen vorgehen, weil man sonst als Verband bzw. als Mitgliedsunternehmen die lebensnotwendige Reputation verliert.