Frei Sprechen
23.01.2011 15:57

Handy in den USA

Telefonieren und Surfen mit US-Prepaid-SIM-Karte und andere Mobilfunk-Tipps
teltarif.de Leser Strangelove schreibt:
Nachdem ich ein Jahr in den USA gelebt habe und öfter für einige Wochen dort bin, möchte ich hier gerne ein paar Tipps zu Prepaid-Mobilfunk in den USA geben.

Wer ein mitgebrachtes Quadband-GSM-Handy in den USA benutzen will, der sollte die Netze von T-Mobile und AT&T in Erwägung ziehen. Die bessere Netzabdeckung außerhalb der dicht besiedelten Gebiete bietet AT&T. Viele AT&T-Kunden in dicht besiedelten Gebieten klagen aber über schlechte Netzqualität (Fehler beim Verbindungsaufbau, Verbindungsabbrüche, langsame Datenübertragung). Meine eigenen Erfahrungen mit AT&T (nur Telefonieren) waren nicht so schlecht, aber wegen der vielen schlechten Kritiken und der hohen Datenpreise würde ich für dicht besiedelte Gebiete und insbesondere bei Datennutzung eher T-Mobile empfehlen. Daher hier zunächst einige Worte zu diesen beiden Anbietern und danach noch ein paar Informationen zu anderen Anbietern und Links.

[Ein Tipp vorweg: Wer mit getrennten Geräten telefonieren und surfen möchte, der kann überlegen, eine AT&T-Karte zum Telefonieren zu nutzen (2$ Tagesflat) und eine T-Mobile-Karte zum Surfen (1,49$ Tagesflat).]

T-Mobile

T-Mobile USA ist, soweit ich weiß, der einzige Anbieter in den USA, der ganz offiziell Prepaid-SIM-Karten ohne Telefon verkauft. Das ist in den USA sonst gänzlich unüblich. Hier ist der Link zu der SIM-Karte im T-Mobile Onlineshop:

www.t-mobile.com/shop/phones/prepaid.aspx#Prepaid-T-Mobile-SIM-Activation-Kit

Man kann entweder auf der Internetseite nach einem Ladengeschäft vor Ort suchen oder sich die Karte an seine Wunschadresse in den USA liefern lassen. (evtl. sollte man mit dem Hotel abklären, ob Post auch schon vor dem Check-in entgegengenommen wird)

Vor der ersten Nutzung der Karte muss diese aktiviert werden. Dabei wählt man auch einen Prepaid-Tarif aus. Am bequemsten geht das online. Eine Übersicht der Tarife gibt es hier:

www.t-mobile.com/shop/plans/prepaid-plans.aspx

Bei den Pay As You Go Tarifen (Minutenabrechnung) sind die Konditionen von der aufgeladenen Summe abhängig. Lädt man 100$ auf die Karte, dann ist das Guthaben ein Jahr lang gültig und der Minutenpreis liegt bei 10 Cent. Lädt man hingegen nur 10$ auf, dann ist das Guthaben 90 Tage gültig und der Minutenpreis beträgt 33 Cent. Der Minutenpreis gilt dabei grundsätzlich für abgehende und eingehende Gespräche. Lädt man also nur 10$ auf und nimmt dann ein Gespräch entgegen, dann wird man nach einer halben Stunde unterbrochen, weil das Guthaben aufgebraucht ist. Wenn man also nicht enorm wenig telefoniert, würde ich empfehlen gleich 100$ aufzuladen. Dann bekommt man ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die 100$-Aufladung lohnt auch, wenn man mehrmals in dies USA reist und seine US-Rufnummer länger behalten möchte. Die Gültigkeit für ein ganzes Jahr ist ungewöhnlich lang für die USA.

Leider kosten Anrufe nach Deutschland allerdings einen Aufschlag von 1,49$ pro Minute. Bei diesem Preis sollte man für ein längeres Gespräch besser um einen Rückruf bitten oder sich überlegen eine Calling Card anzuschaffen.

Für Datennutzung ist die Tagesflatrate für 1,49$ sehr interessant. Für häufigeres Telefonieren empfehlen sich die Monatspakete: z.B. 1500 Telefon-Minuten oder SMS für 30$ oder die Flatrate (Telefonieren und SMS) für 50$. Nimmt man noch 2GB Datenverkehr zur Flatrate dazu, kostet das Monatspaket 70$.

Man sollte dabei sein Prepaid-Guthaben nicht zu knapp kalkulieren. Denn bei allen Preisen werden nochmal Steuern und Gebühren draufgeschlagen, die je nach Bundesstaat variieren. Es kann passieren, dass man 20% mehr als den beworbenen Preis zahlen muss.

AT&T

AT&T verkauft generell keine SIM-Karten ohne Handy. Deshalb gibt es zwei Möglichkeiten:

1) Man kauft ein billiges Handy (z.B. für 9$) mit Karte und verschenkt das Handy oder schmeißt es weg. Evtl. kann man noch das Ladegerät nutzen, wenn man ein Handy der gleichen Marke hat. Das Handy hat einen Anbieterlock und ist daher ohne Entsperrung kaum verkäuflich. Die Karte lässt sich aber problemlos in einem deutschen Quadband-Handy ohne SIM-Lock verwenden.

2) Man findet einen Händler oder eine Privatperson, die einem die Karte ohne das Handy verkauft. Es gibt beispielsweise einige Angebote bei ebay USA.

Vor der ersten Nutzung muss die Karte aktiviert werden und ein Tarif ausgewählt werden. Eine Übersicht der Tarife gibt es hier:

www.wireless.att.com/cell-phone-service/cell-phone-plans/pyg-cell-phone-plans.jsp

Der Minutenpreis von 10 Cent gilt hier bereits bei einer Aufladung von 25$. Anrufe nach Deutschland kosten "nur" 49 Cent pro Minute Aufschlag auf den normalen Minutenpreis. Dafür sind SMS und Datennutzung teurer als bei T-Mobile. Besonders interessant bei intensiver Nutzung für kurze Zeit ist die Tagesflatrate: Telefonieren und SMS für 2$ pro Tag.

Eine Datenflat gibt es leider bei AT&T nicht. Selbst beim teuersten Monatspaket für 75$ sind nur 200MB Datenverkehr inklusive.

Auch bei AT&T gilt: Man sollte sein Prepaid-Guthaben nicht zu knapp kalkulieren. Denn bei allen Preisen werden nochmal Steuern und Gebühren draufgeschlagen, die je nach Bundesstaat variieren. Es kann passieren, dass man 20% mehr als den beworbenen Preis zahlen muss.

Cellion

Cellion ist ein deutscher Service Provider, der SIM-Karten für das AT&T-Netz anbietet. Die Abrechnung erhält man in Euro in Deutschland sämtliche Steuern und Gebühren sind inklusive. Es ist kein Prepaid, sondern ein Postpaid-Angebot. Der Minutenpreis ist mit 29 Eurocent teurer als günstige USA-Prepaid-Karten, aber immer noch billiger als Roaming-Kosten. Und man zahlt nur was man verbraucht hat, nachdem man es verbraucht hat. Im Standardtarif wird keine Grundgebühr berechnet. Dafür kann die Karte aber nach 7 Tagen Nichtnutzung deaktiviert werden. Möchte man die Deaktivierung vermeiden ohne zu telefonieren, kann man eine Grundgebühr (Professional Option) von 5 Euro pro Monat zahlen. Datennutzung ist leider mit Cellion nicht möglich.

Zu der SIM-Karte erhält man eine Callingcard, mit der Anrufe nach Deutschland 10 Eurocent kosten. Benutzt man diese vom Cellion-Handy, zahlt man also 29 + 10 Eurocent = 39 Eurocent. Nutzt man eine Prepaidkarte von T-Mobile oder AT&T mit Flatrate und telefoniert über die Cellion Calling Card nach Deutschland, dann zahlt man nur 10 Eurocent die Minute. Die Cellion Calling Card bleibt übrigens auch noch aktiviert, nachdem die Cellion-SIM-Karte schon deaktiviert wurde. Ein weiterer großer Vorteil von Cellion: man kann sich die Karte an seine Anschrift in Deutschland liefern lassen und kennt so seine US-Telefonnummer schon vor der Abreise. Bestellung hier: www.cellion.de/

Wi-Fi (WLAN) und Internettelefonie (VoIP)

Die niedrigsten Gesprächspreise (bis hin zu kostenlos) hat man natürlich mit einem Handy per WLAN und VoIP, dafür aber auch die schlechteste Netzabdeckung. Das ist eigentlich nur für abgehende Gespräche eine Option. Mit einem gut konfigurierten Handy kann der Verbindungsaufbau an einem bekannten WLAN-Zugangspunkt schneller und unkomplizierte funktionieren, als der Anruf über eine Calling Card. Ich habe mit verschiedenen Handys der Nokia E-Serie sehr gute Erfahrungen gemacht.

Verizon, Sprint (Boost), Tracfone

Wenn man nicht sein mitgebrachtes Handy verwenden will, sondern in den USA ein Gerät kaufen möchte, dann kommen zusätzlich zu den oben genannten noch weitere Anbieter in Frage. Auch Anbieter mit CDMA-Netzen, wie Verizon und Sprint (bzw. Die Sprint-Prepaid-Marke Boost). Damit kenne ich mich weniger aus. Aber ein sehr günstiger Service Provider mit niedrigen Minutenpreisen für internationale Gespräche ist Tracfone: www.tracfone.com

(Hinweis: Wegen der Höchstzahl an Links kann ich ab hier die Links nicht mehr automatisch verlinken. Um sie zu nutzen, müssen sie also kopiert und eingefügt werden. Evtl. möchte ja ein Teltarif-Redakteur hier redaktionell eingreifen ;-)

Disclaimer und weiterführende Links

Ich hoffe dieser Beitrag war ein wenig hilfreich. Ein kleiner Hinweis noch: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Hier noch ein paar weiterführende Links:

Eine guter Ratgeber zum Prepaid-Handykauf in den USA (auf Englisch):

www.consumersearch.com/prepaid-wireless/review

Ein weiterer Ratgeber auf Englisch:

http://reviews.cnet.com/4520-3504_7-6260217-4.html?tag=rb_content;rb_mtx

Ein Tarifvergleich, der allerdings eine kostenlose Anmeldung erfordert und Angebote direkt vermittelt:

www.billshrink.com

Auf der Seite gibt es etwas versteckt auch eine interaktive Netzversorgungskarte, bei der man eine Postleitzahl oder einen Ortsnamen angeben kann und die Signalstärke der vier großen Netze angezeigt bekommt. Die Auskunft basiert aber auf Angaben der Netzbetreiber:

www.billshrink.com/cell-phones/carrier/t-mobile_2.html

Es gibt auch Netzversorgungskarten, die auf Meldungen von Nutzern basieren. Da nicht für jeden Ort eine Meldung vorliegt, sind diese Karten aber eher unvollständig:

www.signalmap.com/

www.gotreception.com/

2x geändert, zuletzt am 25.01.2011 13:14
Kommentare zum Thema (8)
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PeterOZ antwortet
23.01.2011 19:26
Für eine Handvoll Dollar, ein Handy?

Was ist das für ein Teil?

Pappe? -;)

cu
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rotella antwortet
23.01.2011 19:38
Benutzer Strangelove schrieb:

Leider kosten Anrufe nach Deutschland allerdings einen Aufschlag von 1,49 Cent pro Minute. Bei diesem Preis sollte man für ein längeres Gespräch besser um einen Rückruf bitten oder sich überlegen eine Calling Card anzuschaffen.

Ich finde jetzt den Unterschied zwischen den genannten normalen 10ct und den Deutschlandtarif dann für 10 + 1,49 = 11,49ct nicht so gravierend, dass sich ein Rückruf lohnen würde. Oder übersehe ich was?
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Fehlerkorrektur
Strangelove antwortet auf rotella
23.01.2011 20:49
Hallo rotella,
Danke für den Hinweis auf den Fehler. Das muss natürlich 1,49$ heißen. Ich habe es korrigiert.
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Billig-Handy
Strangelove antwortet auf PeterOZ
23.01.2011 20:59
Hallo PeterOZ,

mit Anbieterlock gibt es von AT&T z.B. das Nokia 2330
für 9$

http://www.wireless.att.com/cell-phone-service/cell-phone-details/?device=Nokia+2330+-+GoPhone%C2%AE+-+Prepaid&q_sku=sku4830288#fbid=VFhKbp_ecXa

Ich würde es wohl nur für die SIM-Karte kaufen. Aber man kann damit wohl auch telefonieren.
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T-Mobile SIM für Datentarif
valjah antwortet
07.02.2011 22:42
Aus der T-Mobile Website geht nicht hervor, ob der "Prepaid SIM Card Activation Kit" (für $6,99) auch zur Nutzung von Datentarifen geeignet ist. Hast Du das selbst ausprobiert?
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Elke2012 antwortet
17.06.2012 10:43
Ulysse bietet eine Flatrate für Telefonie und Internet an. 21 Tage kosten zur Zeit € 129,00. Ich hatte diese Prepaid-Karte gewählt. Die Verbindungsqualität sowohl beim Telefonieren als auch beim Surfen war stets auf unserer Rundreise so schlecht, dass wir im Prinzip keinen Gebrauch von dieser SIM-Karte machen konnten.

Die Gesprächsqualität mit Deutschland war so schlecht, dass wir uns kaum verstanden. Mein Gesprächspartner sagte, er habe eine Vorwahl aus Neuseeland auf dem Display. Auch die Verbindung ins Internet war so langsam, dass sich viele Seiten trotz grosser Geduld nicht aufrufen liessen.

Alles in allem: nicht empfehlenswert. Wir hatten dann eine Prepaid-Karte von t-online in den USA gekauft und waren damit sehr zufrieden - sowohl für Telefonie als auch für das Surfen im Internet.
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Ulysse Mobile
toddel72 antwortet auf Elke2012
18.06.2012 15:06
zum Thema Ulysse: ich hatte vor kurzem ebenfalls eine Ulysse-Karte gewählt, 2 Wochen für 99 euro, und ich muss sagen, ich war zufrieden. Internet war zwar in der Tat etwas langsam, aber ansonsten war die Gesprächsqualität alles in allem sehr gut. Man muss sich halt an die Verzögerung gewöhnen, wie bei VOIP üblich. Ich war mir am Anfang nicht sicher, wie ich mein Samsung Galaxy aufs Internet einstellen sollte, und hab dann einen sehr guten telefonischen support bekommen. Ich kann also die Bewertung von elke2012 nicht teilen. Aber jeder bilde sich seine Meinung!
Außerdem: meines Wissens ist Ulysse der einzige Anbieter, der eine deutsche Festnetznummer UND eine amerikanische Mobilnummer liefert. Damit können endlich diese horrenden Roamingkosten für Telefonate ins Ausland umgangen werden.
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Ulysse Mobile
emily231 antwortet auf toddel72
29.03.2013 16:30
Hi!
Bin zufaellig gerade auf die Seite hier gekommen und hab dann die bisherigen Erfahrungsberichte gelesen. Ich war jetzt einen Monat in Boston und bin vorgestern nach Hause gekommen und hab auch Ulysse Mobile benutzt. Ehrlich gesagt, hat es bei mir auch ganz gut geklappt. Das coole daran ist, dass man eine Deutsche und eine Amerikanische Nummer hat. Dementsprechend konnte mein Freund mich immer umsonst anrufen (da er in Deutschland umsonst auf Festnetz anrufen kann). Und ja, ich stimme zu, es ist wirklich ein minimaler Verzug, aber man gewoehnt sich echt schnell daran. Und in Amerika war ich natuerlich auch immer erreichbar.
Werde es also auf jeden Fall wieder benutzen!