Ein Plädoyer für VoIP-Anschlüsse
Können wir uns vielleicht mal von diesen Vorurteilen freimachen?
Letzten Endes ist VoIP bloß eine andere Technik, um die gleiche Information (digitalisierte Sprache nämlich) zu übertragen. Das ist per se nicht besser und nicht schlechter als bei einem normalen Telefonanschluss. Die Telefonanbieter benutzen intern schon lange VoIP, um Gespräche auf Teilstrecken zu übertragen, und bei mir im Büro läuft die Telefonanlage auch auf VoIP, so muss man nämlich keine Telefondosen verlegen, sondern kann das Telefon mit in die Ethernet-Dose stecken.
Was gibt es an VoIP objektiv auszusetzen?
a) Die Sprachqualität kann schlechter sein.
Das mag stimmen, wenn VoIP-Verkehr übers öffentliche Internet läuft, denn hier können Sprachdaten nicht priorisiert werden. Es aber etwas ganz anderes, wenn wir über ein Büronetzwerk reden oder wenn z. B. 1&1 oder Arcor die Daten von ihrem DSLAM zum POTS-Gateway schicken. Dort kann man Sprachdaten Priorität verleihen, und dann ist die Sprachqualität meist sogar besser als im konventionellen Festnetz.
b) Ohne Strom funktioniert es nicht.
Das stimmt. Hat der VoIP-Router keinen Strom, funktioniert auch das eingesteckte Telefon nicht. Aber wer hat denn heute noch ein konventionelles Telefon, das mit dem Strom aus der Vermittlungsstelle funktioniert? Die meisten schnurlosen oder aufgebrezelten schnurgebundenen Apparate sterben eh, wenn der Strom ausfällt. Also nix mit Notruf absetzen. Außerdem, wer sagt denn, dass bei einem großflächigen Stromausfall noch Strom in der Vermittlung ist? Da verlasse ich mich doch lieber auf eines der drei Handys in der Familie. Und wie groß ist überhaupt die Wahrscheinlichkeit, dass in dem Moment, in dem man einen Notruf absetzen will, auch noch der Strom ausfällt? Man kanns auch übertreiben.
c) Faxen funktioniert nicht.
Das stimmt so pauschal auch nicht. Die meisten Anbieter haben mittlerweile T.38-kompatible Netze, und wenn man dann am Fax noch die Modemgeschwindigkeit ein bisschen runterstellt, dauert Senden und Empfangen möglicherweise zehn Sekunden länger, aber es funktioniert.
Fazit: VoIP-Anschlüsse - richtig ausgelegt und konfiguriert - sind konventionellen Telefonanschlüssen mindestens ebenbürtig. Und wenn ich sie für fünf Euro weniger bekomme, soll es mir recht sein. Und wenn die Telekom erst mal ihr Netzwerk umgerüstet hat, sind sie eh Standard.
Wenn man an allem Neuen so rummäkeln würde, würde man Autos noch mit Zügeln lenken.