Betriebssystem

Wie steht es eigentlich um die Handy-Plattform Brew MP?

HTC Smart bislang einziges Handy mit dem Qualcomm-OS in Deutschland
Von Christian Immler / Björn Brodersen

Heute beherrschen die großen Plattformen Android und iOS den Smartphone-Markt. Sie verdrängen auch die herkömmlichen Mobiltelefone immer mehr aus dem Blickfeld der Nutzer. Dabei können Zusatzanwendungen nicht nur auf teuren Smartphones, sondern auf normalen Handys - sogenannten Feature-Phones - mit proprietären Betriebssystemen laufen. Für diese Feature Phones hat Qualcomm, der Hersteller der leistungsfähigen Snapdragon-Prozessoren im Highend-Smartphones, eine Multimedia-Plattform entwickelt, über die Spiele und andere Anwendungen direkt über das Mobilfunknetz auf das Handy heruntergeladen werden können. Doch seit dem Neustart ist es still um Brew geworden.

Handy mit der Qualcomm-Plattform Brew MP LG Octane
Bild: Hersteller
Die Abkürzung Brew steht für "Binary Runtime Environment for Wireless" und wurde zum Neustart des Systems im Jahr 2008 um das Kürzel MP für "Mobile Platform" ergänzt. Laut Qualcomm handelt es sich bei Brew MP um eine offene Plattform, bei der unter anderem das Angebot von Applikationen - auch an Spielen - im Zentrum steht. Sie soll es Handy-Herstellern ermöglichen, kostengünstig "Einsteiger-Smartphones" mit geringer Hardware-Leistung auf den Markt zu bringen. Ähnlich wie JavaME soll auch Brew MP vor allem Spielehersteller animieren, für das Qualcomm-Betriebssystem zu entwickeln. Eine systeminterne Flash-Unterstützung soll außerdem zur Popularität der Plattform bei Multimediaentwicklern beitragen.

In den Anfangszeiten von Brew im Jahr 2005 war es noch üblich, Anwendungen auf Handys oder Smartphones vom PC aus per USB-Kabel-Verbindung zu installieren. Mit der Mobile-Platform-Erweiterung wurde aus Brew eine einfache Alternative zu Java als Downloadverfahren für Zusatzanwendungen auf dem Handy. Der direkte OTA-Download ("Over the Air") über die Mobilfunk-Schnittstelle aufs Handy war damals noch relativ neu. Der Neustart mit Brew MP sorgte jedoch wegen der Versionsnummern für einige Verwirrung unter den Anwendern: Nach dem schon in die Jahre gekommenen Brew 3.1.4 begann Qualcomm bei Brew MP wieder mit der Versionsnummer 1.0. Als erste Hardwarepartner wurden damals die Hersteller HTC und Acer genannt.

Handy-Hersteller entscheiden, welche Anwendungen genutzt werden können

Handy mit der Qualcomm-Plattform Brew MP Samsung Reality
Bild: Hersteller
Die Benutzeroberfläche von Brew MP ähnelt denen andere mobiler Plattformen wie iOS fürs iPhone oder das von Google initiierte Android: Installierte Apps liegen in einem Raster mit quadratischen Symbolen. Handys mit Brew MP werden über einen Touchscreen bedient, Geräte nur mit QWERTZ- oder Zifferntastaturen unter diesem Betriebssystem sind aber ebenfalls möglich. Je nach Haltung des Geräts schaltet die Bildschirmansicht zwischen Hoch- und Querformat um.

Qualcomm bietet seinen eigenen Appstore Brew Managed Service Channel bisher nur für die ältere Brew-3.x-Plattform an. Für Brew MP gibt es eigene Channels bei verschiedenen Mobilfunknetzbetreibern. So betreiben in den USA AT&T und Verizon Wireless sowie in Japan KDDI App-Stores mit Brew-MP-Apps. In Europa gibt es keinen Brew-MP-Channel bei einem Netzbetreiber, so dass hiesige Handy-Nutzer auf die von den Geräte-Herstellern vorinstallierten Apps angewiesen sind. Das Angebot ist auf Browser, E-Mail, Kalender, Apps für Fotos und soziale Netze sowie ein paar Spiele begrenzt.

Qualcomm bietet mit dem "3Pre Software Pre-Load Program" App-Entwicklern die Möglichkeit, ihre Anwendungen zusammen mit dem Betriebssystem den Geräte-Herstellern zur Vorinstallation auf ihren Handy anzubieten. Auf diesem Weg können die Apps auch auf Geräte gelangen, die keinen Zugriff zu einem Brew-MP-Channel haben.

Auf der zweiten Seite unseres Hintergrundartikels zu Brew MP stellen wir Ihnen aktuelle Handy-Modelle mit dem Qualcomm-Betriebssystem vor.

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