Internet-TV

Studie: Nutzung von Internet-TV-Angeboten deutlich angestiegen

Zahlen im Vergleich zu Kabel und Satellit jedoch auf geringem Niveau
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Die Nutzung von Internet-TV-Angeboten ist in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 150 Prozent deutlich angestiegen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Konsumenten­befragung durch das Marktforschungs­institut goetzpartners. Das Unternehmen führte im September und Oktober 2009 eine für die deutsche Bevölkerung von 14 bis 69 Jahren repräsentative Erhebung durch, in der neben Nutzungs­intensitäten auch Wünsche, Vorstellungen und Zahlungs­bereitschaften der Konsumenten abgefragt wurden. Dazu liegen nun erste Auswertungs­ergebnisse vor.

Die Umfrage­ergebnisse sind zumindest laut goetzpartners ein "klarer Indikator", dass sich Konsumenten mittlerweile verstärkt IPTV-Angeboten zuwenden. So nutzen 73 Prozent der Befragten, davon 67 Prozent unregelmäßige und sechs Prozent regelmäßige Nutzer, die mindestens ein Mal pro Woche schauen, Web-TV-Angebote. Dies sind 45 Prozent mehr als im Vorjahr. Video on Demand, also der Abruf von Filmen, wird von gut 34 Prozent der Befragten, davon etwa einem Prozent regelmäßigen Anwendern genutzt. Dies entspricht einem Zuwachs von insgesamt 111 Prozent im Vergleich zur Befragung von 2008. Noch höher fällt die Zunahme der Nutzung von IPTV-Angeboten über geschlossene Netzwerke aus: Wenn auch die Nutzerrate 2008 noch sehr gering ausfiel, sei das Nutzer­wachstum von 467 Prozent von 2008 auf 2009 ausgesprochen hoch und stieg bei den regelmäßigen Nutzern von 1,2 auf 4,5 Prozent und bei den unregelmäßigen Nutzern von 0,6 auf 5,7 Prozent der Befragten.

USPs von Internet-TV noch nicht beim Kunden angekommen

Die Studie kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass sich das Internet-TV im Vergleich zu den klassischen Verbreitungs­wegen Kabel und Satellit immer noch auf geringem Niveau bewegt. Die Deutsche Telekom strebt mit ihrem Angebot Entertain trotz massiver Marketing­aktivitäten und Schnäppchenangebote erst auf den einmillionsten Abonnenten zu. Der Web-TV-Anbieter Zattoo verzeichnet mittlerweile knapp 1,8 Millionen registrierte Nutzer in Deutschland - dies verwundert allerdings nicht weiter, da das Angebot kostenlos ist. Wer tatsächlich von allen registrierten Nutzern regelmäßig fernsieht, kann die Studie nicht belegen.

Das Video-on-Demand-Angebot maxdome gibt knapp 1,9 Millionen Nutzer an. MyVideo als "user generated video content platform" hat im Vergleich die größte Anzahl an Nutzern, musste allerdings einen leichten Rückgang im Vergleich zu 2008 hinnehmen.

Die Befragung von goetzpartners zeigt zudem, dass andere signifikante Allein­stellungs­merkmale (USPs) vom Internet-TV bei den Konsumenten bisher noch nicht angekommen sind. So kann IPTV im Vergleich zu herkömmlichen Programm­bouquets durch eine breite Anzahl an Angeboten hohe Vielfalt, Nischencontent und teils auch exklusive Inhalte bieten. Gerade die Konvergenz von geschlossenen und offenen IPTV-Plattformen, die durch technische Entwicklungen wie etwa hybride Set-Top-Boxen geprägt sind, werde die Nutzung für den Verbraucher zunehmend vereinfachen. Darüber hinaus stellten interaktive Applikationen, beispielsweise die Mitgestaltung eines Programms oder die Auswahl einer Kamera­perspektive, einen echten Mehrwert gegenüber dem bekannten linearen TV dar. Zusätzlich werden IPTV-Angebote in Triple-Play-Paketen inzwischen zu sehr attraktiven Preisen angeboten.

HDTV als mögliche Killing Application

Einen zentralen Aspekt des zukünftigen Fernseh­konsums stellt der Studie zufolge HDTV dar. Rund zwei Drittel der Befragten würden für hochauf­lösende Fernseh­bilder von ihrem bisherigen Fernseh­anbieter zu einem IPTV-Anbieter wechseln. 40 Prozent der Konsumenten wären sogar bereit, im Vergleich zu herkömmlicher Standard-Qualität mehr zu bezahlen. "Als besonders attraktive HD-Inhalte gelten vor allem Dokumentationen und Spielfilme", betont Alexander Henschel, Managing Director bei goetzpartners Management Consultants. Alle USPs sollten die IPTV-Anbieter noch stärker ausbauen oder in ihre Produkt­angebote integrieren, vor allem jedoch intensiver vermarkten, um die IPTV-Nutzung weiter zu steigern, so Henschel.