Technik

DOCSIS 3.0: Über 100 MBit/s im TV-Kabelnetz

Kabelnetz-Betreiber drehen an der Geschwindigkeits-Schraube
Von Björn Brodersen

Bei der VDSL-Technologie werden Kupfer- mit Glasfaserleitungen kombiniert, wobei die Glasfaser das Datensignal bis zur örtlichen Vermittlungsstelle oder zum Kabelverzweiger am Straßenrand transportiert. Die Netzanbindung ist umso schneller, je näher die Glasfaserleitung an den Teilnehmeranschluss heranreicht. Mit der VDSL2-Technologie werden auf sehr kurze Distanzen theoretische Datenraten von bis zu 100 MBit/s erreicht. VDSL schafft die volle Bandbreite von bis zu 52 MBit/s nur über mehrere hundert Meter.

Deutliche verkürzte Download-Zeiten

Anwendungen für hohe Bandbreiten Anwendungen für hohe Bandbreiten Etliche Internetnutzer werden die hohen Datenraten der modernen Internetanschlüsse für übertrieben halten. Allerdings nehmen durch Bandbreiten-intensive Anwendungen wie Musik-Downloads, Filmstream oder -Downloads in HD-Qualität oder auch der Upload von ganzen Fotoalben auf Social-Networking-Portale die Anforderungen an die Daten-Leitungen immer mehr zu - gerade in Mehr-Personen-Haushalten. Ein Film in DVD-Qualität mit knapp 5 GB lässt sich beispielsweise mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 100 MBit/s in 6,5 Minuten herunterladen. Für den Download eines HD-Spielfilms mit 13 GB sind es bei dieser Geschwindigkeit 18 Minuten. Ein Upload von mehreren Bildern mit einem Datenvolumen von insgesamt 400 MB würde bei einer Upload-Geschwindigkeit neun Minuten dauern.

Der EuroDOCSIS-3.0-Standard kann dabei helfen, die Breitband-Strategie der Bundesregierung umzusetzen: Bis zum Jahr 2014 sollen 75 Prozent der deutschen Haushalte Internet-Anschlüsse mit Übertragungsraten von bis zu 50 MBit/s nutzen können. Allerdings werden die Kabel-Internet-Anbieter ebenso wenig wie die DSL-Anbieter bereit sein, ohne Weiteres ihre rückkanalfähigen Breitband-Netze in den wenig lukrativen ländlichen Gebieten auszurollen - hierzu wären ja teure Tiefbauarbeiten im Zuge der Einführung des neuen Kabel-Internet-Standards erforderlich. Hier verspricht die sogenannte Digitale Dividende - die Nutzung von bislang dem Rundfunk vorbehaltenen Frequenzen für UMTS oder LTE - die Anbindung an das schnelle Internet. Technik Kabel Internet Foto: Kabel Deutschland

In rückkanalfähigen Kabelnetzen kann die Implementierung von DOCSIS 3.0 bzw. EuroDOCSIS 3.0 durch ein Update Lediglich die CMTS am Glasfaser-Backbone sowie das lokale Verteilnetzwerk zum Kunden müssen mit einem DOCSIS-3.0-Update versorgt werden - Grabungsarbeiten sind dazu nicht notwendig. Nachdem die Kabelnetz-Betreiber inzwischen ihre Breitband-Netze aufgerüstet und so ihren zeitlichen Nachteil gegenüber DSL wettgemacht haben, steigt die Zahl der Internet- und Telekon-Kunden an. Ende vergangenen Jahres zählten die Kabelnetz-Betreiber in Deutschland laut ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber 2,3 Millionen Kabel-Internet-Anschlüsse. Das entspricht einem Marktanteil von knapp elf Prozent.

Diese Hardware benötigt der Kunde

Um die mit EuroDOCSIS 3.0 möglichen hohen Datenübertragungsraten auch nutzen zu können, benötigt der PC-Anwender neben dem Kabel-Internet-Anschluss in seiner Wohnung oder im Keller auch ein Kabel-Modem, das den Standard unterstützt, sowie einen Computer mit einer Gigabit-Ethernet-Schnittstelle. Empfehlenswert ist ein Rechner mit Dual- oder Quad-Core-Prozessor und einer Taktrate von mindestens 2 GHz. Als Betriebssystem sollte Windows 7, Mac OSX, Ubuntu 9.04 oder eine ähnliche aktuelle Plattform mit einer Mindestausstattung von 2 GB bis 4 GB RAM verwendet werden. Bei Einsatz eines WLAN-Routers sollte diese Hardware ebenfalls mit einer Gigabit-Ethernet-Schnittstelle ausgerüstet sein. Das für die hohen Geschwindigkeiten notwendige Kabel-Modem erhalten Neukunden häufig vom Kabelnetz-Betreiber kostenlos für die Dauer der Vertragslaufzeit gestellt.