DOCSIS 3.0: Über 100 MBit/s im TV-Kabelnetz
Das besondere Merkmal von DOCSIS 3.0 gegenüber den Vorgänger-Versionen ist die
Möglichkeit, mehrere Kanäle sowohl im Downstream als auch im Upstream zu bündeln.
"Einzelne physikalische Kanäle können so in einer Gruppe zusammengefasst und der
Datenverkehr auf die verschiedenen Kanäle aufgeteilt werden", erläutert Hellemink weiter.
Vier gebündelte Kanäle im Downstream mit einer Kanalbandbreite von 8 MHz und 256-QAM
ermöglichten somit eine Datenrate von bis zu 200 MBit/s. Mit acht gebündelten
Downstream-Kanälen wären es bis zu 400 MBit/s. Solche EuroDOCSIS-3.0-fähigen
Kabel-Modems, die die Bündelung von acht Downstream-Kanälen und vier Upstream-Kanälen
unterstützen, sind bereits im Handel erhältlich. Ein solches Kabel-Modem empfängt
nacheinander über vier Kanäle aufgeteilte Datenpakete, setzt sie in die richtige
Reihenfolge zusammen und leitet die Informationen an den Ethernet-Port
weiter.
Vergleich Reichweite Kabel-Internet - DSL
Grafik: Unitymedia
Damit es bei einer höheren Auslastung der Kanäle durch mehrere gleichzeitig im Internet surfende Nutzer nicht zu einem spürbaren Abfall der Datenübertragungsraten kommt, sorgt das sogenannte Cable Modem Termination System (CMTS) für eine möglichst ausgewogene Lastverteilung. Nähert sich die Kapazität eines Kanals oder einer Kanalgruppe einem festgelegten Schwellenwert, weicht das Kabel-Modem auf einen anderen, weniger ausgelastete Kanäle aus.
Nutzer teilen sich die verfügbare Bandbreite im Kabelnetz
Da das Kabelnetz ein "Shared Medium" ist, können natürlich die Kabel-Internet-Anbieter
die tatsächlich verfügbaren Bandbreiten der Nutzer genauso wenig garantieren wie etwa
die DSL-Anbieter. Einerseits teilen sich unter Umständen mehrere Nutzer die vorhandene
Bandbreite an einem Kabel-Modem im Haushalt. Andererseits teilen sich die Nutzer auch
die verfügbare Bandbreite auf den Backbones. Sind der
Backbone oder die Übergänge zwischen Backbones (die sogenannten Peering-Points)
verschiedener beteiligter Anbieter überlastet, reduziert das die für den Nutzer
verfügbare Datenübertragungsrate. Auch die Anbindung des Servers, von dem der Nutzer
gerade Downloads durchführt, kann die Datenübertragung
bremsen.
Cable Modem Termination System (CMTS)
Foto: teltarif.de
Die Kabelnetz-Betreiber versuchen, die Auswirkungen dieser Effekte durch den Ausbau des Glasfasernetzes, durch bedarfsorientiertes Netzdesign und durch ein Kapazitätsmanagement mit bedarfsgerechter Kapazitätserhöhung nicht spürbar werden zu lassen. Immer, wenn in einem Anschlussbereich die Peak-Auslastung einen bestimmten Schwellwert überschreitet, schalten die Netzbetreiber im Idealfall so viel zusätzliche Kapazitäten, dass die Bandbreite nicht "überbucht" wird.
Für einen noch schnelleren Zugriff der Nutzer auf Bandbreiten-intensive Anwendungen bzw. für eine größere Kapazität könnte auch eine Vergrößerung des Frequenzbereichs im Kabelnetz von 862 MHz auf 1 GHz sorgen. Während bei der internationalen DOCSIS-3.0-Version diese Erweiterung bereits vollzogen wurde, unterblieb sie bei EuroDOCSIS 3.0 bislang. In Internet-Bandbreite umgerechnet hat das Fernsehkabel inzwischen eine maximale Übertragungskapazität von 6 GBit/s. Zum Vergleich: Bei VDSL2 sind es 30 MHz bzw. 0,1 GBit/s.
Größere Reichweite als bei DSL und VDSL
Ein Vorteil gegenüber der DSL- oder der VDSL-Technologie, den die Kabelnetz-Betreiber immer wieder betonen, ist die größere Reichweite ihrer Infrastruktur. Die Distanz zwischen CMTS und Kabel-Modem kann laut Hellemink bis zu 160 Kilometer betragen. Ermöglicht wird diese Reichweite durch das Zusammenspiel aus Glasfaser- und Koaxialkabeln: Die Glasfaser transportiert dabei Signale an zentrale Netzstellen oder auch tiefer in die Netzinfrastruktur, das Koaxialkabel verteilt die Signale weiter. Dabei lässt sich das Signal bei Bedarf aktiv verstärken.
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