Metaversum: "Second Life 3D" hierzulande kaum bekannt
Wer regelmäßig Raumschiff Enterprise geschaut hat, kennt die "Holodecks", in denen sich die Raumschiffbesatzung in eine künstliche, durch Holografie erzeugte "Realität" begeben, entweder um sich zu entspannen oder größere Operationen durchzuspielen.
Das Metaverse kommt diesem Prinzip in etwa nahe, ist aber durch die fehlenden physischen Einflüsse nicht 4D, wie es beim Holodeck der Fall wäre. Das Metaversum ist aktuell eher mit der virtuellen Welt "Second Life" vergleichbar, ergänzt um eine dritte Dimension, durch die sich der Nutzer selbst und eben nicht nur per Mouse oder Joystick am PC-Monitor bewegen kann. Das wiederum bietet einige Möglichkeiten: Berufliche Meetings könnten in der virtuellen Realität statt klassisch per Videokonferenz geplant werden. Wer sich neue Kleider kaufen möchte, könnte diese in digitalen 3D-Läden anprobieren, statt im herkömmlichen Online-Shop auf Verdacht anhand unklarer Fotos sicherheitshalber zwei Größen bestellen.
Virtuelle Welten entdecken
Das Metaversum wird uns virtuelle Welten bescheren, in denen wir leben, spielen, einkaufen, Kontakte knüpfen und vieles mehr können.
Foto/Grafik: Picture-Alliance/ dpa
Mit Metwaverse könnten virtuelle Zeitreisen 150 Millionen Jahre in die Vergangenheit unternommen werden, um zwischen gigantischen Brachiosauriern umher zu spazieren. So könnte die Zukunft des Internets aussehen, das sogenannte Metaversum. Und es existiert bereits in ersten Ansätzen und ist ein gemeinsamer virtueller Raum, der das heutige Internet erweitert und durch den sich die Nutzerinnen und Nutzer etwa mit Avataren bewegen können.
Thema kommt langsam an
Bei den Menschen in Deutschland kommt das Thema mittlerweile an, hat der Branchenverband Bitkom herausgefunden: Bereits jeder und jede Sechste (17 Prozent) hat vom Metaversum gehört oder gelesen. 9 Prozent wissen dabei allerdings nicht genau, was es ist. 5 Prozent wissen in etwa, was es bedeutet. Und 3 Prozent könnten nach eigenen Angaben bereits gut erklären, was man darunter versteht. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter 1.005 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren, die im Januar 2022 durchgeführt wurde. Demnach sagen auch 74 Prozent, sie hätten bislang noch nie vom Metaversum bzw. Metaverse gelesen oder gehört.
Spannende Vision
„Das Metaversum ist eine der spannendsten Visionen unserer Zeit“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Schon heute stellen erste Firmen ihre Produkte im Metaversum vor und virtuelle Grundstücke wechseln dort für Millionenbeträge den Eigentümer.“ Beim Metaversum soll die bisherige Trennung zwischen realer Welt und virtueller Welt aufgehoben werden. In einem ersten Schritt geschieht dies bereits in Browser-Anwendungen oder mit Virtual-Reality-Brillen, künftig voraussichtlich auch verstärkt per erweiterter Realität (Augmented Reality) und durch digitale Zwillinge.
Grundsätzliche Neugier
Ein Drittel der Deutschen ist grundsätzlich neugierig auf das Metaversum. Nach einer kurzen Erläuterung zum Thema im Zuge der Befragung gaben 34 Prozent an, das Konzept grundsätzlich spannend zu finden. 37 Prozent würden eine Virtual-Reality-Brille verwenden, um in das Metaversum einzutauchen, ein Viertel (24 Prozent) denkt, dass sich künftig weite Teile des privaten und beruflichen Lebens dort abspielen werden. Und ein Fünftel (19 Prozent) glaubt auch, dass das Metaversum Menschen näher zusammenbringt.
Gleichwohl ist für die breite Mehrheit der Bevölkerung (81 Prozent) das Metaversum noch weit entfernte Zukunftsmusik. 42 Prozent halten es für einen Hype, der bald vorbei sein wird. „Auch, wenn noch viele Fragen offen sind: Das Metaversum hat das Potenzial, das Internet, wie wir es heute kennen, fundamental zu verändern“, betont Bitkom-Präsident Berg. „Und es kann große Chancen für die Gesellschaft und auch für die Wirtschaft mit sich bringen. Auf jeden Fall ist es eine Gestaltungsaufgabe.“
Metaverse Forum gegründet
Um das Metaversum und seine Potenziale in Deutschland zu erschließen, hat der Branchenverband Bitkom ein „Metaverse Forum“ ins Leben gerufen. Hier sollen die wichtigsten Player des Metaversums zusammengebracht werden. Es soll gezeigt werden, was das Metaverse ist und welche Chancen es für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bietet. Auf die Teilnehmer warten Vorträge und Experten-Diskussionen.
Beim ersten Metaverse-Forum des Bitkom sollen Aspekte von AR (Augmented Reality) & VR (Virtual Reality), Blockchain (Sicherheit, dass die verwendeten Daten nicht unterwegs verfälscht, verloren oder gestohlen wurden), Intellectual Property (Urheberrechte) & Digital Content (digitale Inhalte zum Kaufen oder Leihen oder Weitergeben) sowie Marketing im Mittelpunkt.
Wer wurde was gefragt?
Die Zahlen des Bitkom stammen aus einer Umfrage, die im Januar 2022 wurden unter dabei 1.005 Personen in Deutschland ab 16 Jahren telefonisch durchgeführt wurde. Die Fragestellung lautete: „Haben Sie schon einmal von dem Begriff „Metaversum“ bzw. „Metaverse“ gelesen oder gehört?“ und „Ich lese Ihnen nur einige Aussagen zum Metaversum vor. Bitte beurteilen Sie, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen."
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Wenn neue Dinge auf der Szene auftauchen, ist nicht gleich klar, ob das nur ein vorübergehender Hype ist oder ob sich das längerfristig hält. Als die ersten mobilen Telefonierer mit Schuhkarton-großen Kisten in der Öffentlichkeit auftauchten, wurden sie als Spinner belächelt, ein Büro daheim oder im Grünen dank mobilem Internet schien völlig unvorstellbar.
Social Media gehört heute zum Alltag, doch das findet aktuell noch ein- oder zweidimensional statt. Sobald es technisch möglich ist, wird irgendjemand mit diesen 3D-Welten, pardon dem Metaversum, anfangen, ob wir das gut finden oder nicht. Da ist es sinnvoll, sich von Anfang an umzuschauen und die Entwicklung von Anfang an mitzuverfolgen. Was es für das MetaVers braucht, sind flächendeckende sehr schnelle Netze und Endgeräte mit viel optischer und digitaler Rechenpower. Viele Smartphones können da schon mithalten.
Und eins ist auch klar: Große Unternehmen wittern das Mega-Geschäft. Sie möchten uns die Nutzung des Metaverse am liebsten teuer verkaufen, wie damals zu Beginn des Internets, als man noch pro Minute zur Kasse gebeten wurde. Und selbst wenn das Metaverse zunächst kostenlos sein sollte, wird es an jeder Ecke Einladungen zum (kostenpflichtigen?) Konsum geben. Bis zu einem gewissen Grade ist das auch ok. Was draus wird, hängt von uns allen ab.
Am nächsten Montag öffnet der Mobile World Congress in Barcelona wieder seine Türen für reale und virtuelle Besucher. Das Metaverse wird dort - beispielsweise am Stand von Telefónica - eine große Rolle spielen. teltarif.de ist für Sie vor Ort und wird berichten.