25 Jahre o2

o2: Ab 2026 könnte Holographie-Telefonie marktreif sein

Zur 25. Geburts­tags­feier von VIAG Interkom/o2 schaute Minis­ter­prä­sident Markus Söder vorbei und führte das erste holo­gra­phi­sche o2-Tele­fonat im o2-Tower.
Von mit Material von dpa

Auftritte wie in "Star Trek" bleiben erstmal Science-Fiction, aber einen Schritt in diese Rich­tung will der Mobil­funker o2 in einigen Jahren wagen: Bei Holo­gramm-Anrufen sollen Gesprächs­partner so zu sehen sein, als stünden sie gerade vor einem.

"In zwei bis drei Jahren dürfte die Markt­reife des Produkts erreicht sein", sagte der Tech­nik­chef von Telefónica Deutsch­land, Mallik Rao, der Deut­schen Presse-Agentur in München. Dann werde man die Tech­nologie in das eigene System inte­griert und ausrei­chend getestet haben. "Wir wollen mit Firmen­kunden anfangen und es im zweiten Schritt auch für den Massen­markt anbieten."

Test-Tele­fonat zum VIAG/o2-Geburtstag

Macht auch mit VR-Brille eine gut Figur: Markus Söder (bayrischer Ministerpräsident) Macht auch mit VR-Brille eine gut Figur: Markus Söder (bayrischer Ministerpräsident)
Foto: Bert Willer / o2Telefónica
o2 testet die Holo­grafie, bei der Virtual-Reality-Brillen (VR) genutzt werden, derzeit auf seinem Campus in München. Dort feiert das Unter­nehmen heute das 25-jährige Bestehen seines Netzes.

Bekannt­lich war der Vorläufer von o2 im Jahre 1998 unter dem dama­ligen Marken­namen Viag Interkom gestartet. Beim Jubi­läum schaute als Gast Bayerns Minis­ter­prä­sident Markus Söder (CSU) vorbei, der dann auch ein Holo­gramm-Tele­fonat führen durfte. Sein Gesprächs­partner war Florian Bogen­schütz, CEO von Wayra, der sich real im Inno­vati­ons­labor von o2 Telefónica fünf Kilo­meter vom o2-Tower entfernt in der Münchener Altstadt befand. Die Verbin­dung lief über eine geschützte Netz­umge­bung.

Allzu begeis­tert wirkte Söder nicht: Seine Frage, was denn der Vorteil im Vergleich zu Video­chats seien, ließ Zweifel am Nutzen erkennen. Beim Auspro­bieren merkte er an, dass VR-Brillen unprak­tisch und klobig seien. Außerdem scherzte der CSU-Poli­tiker, dass die Frisuren der Damen dadurch kaputt­zugehen drohten. Den Hinweis, dass Holo­grafie zum Beispiel in den Medien hilf­reich wäre, nahm Söder hingegen positiv auf.

Diskus­sion über Chancen und Heraus­for­derungen

Im Rahmen einer Mitar­beiter-Veran­stal­tung von o2-Telefónica disku­tierte Markus Söder mit o2-Chef Markus Haas unter der Leitung von Birgit Dengel über "Chancen und Heraus­for­derungen der Digi­tali­sie­rung". Das Holo­gramm-Tele­fonat war dabei Bestand­teil der Diskus­sions­runde.

Söder kündigte die "High­tech Agenda Bayern" an: ein einma­liges Forschungs­pro­gramm mit über 5 Milli­arden Euro - im Wesent­lichen für Digi­tali­sie­rung und Künst­liche Intel­ligenz (KI). Dabei entstehen Startups und Unter­nehmen, diese kämen "zu uns" (nach Bayern), "wegen des krea­tiven Umfelds, das auch o2 nützt und gestaltet". Söder grau­tlierte herz­lich zum Geburtstag von o2.

Branche arbeitet an Stan­dards

Beim Holographie-Telefonat auf der Gegenseite: Florian Bogenschütz Beim Holographie-Telefonat auf der Gegenseite: Florian Bogenschütz
Foto: o2-Telefónica
Seit vergan­genem Jahr läuft ein Projekt der deut­schen Handy­netz­betreiber Telekom, Voda­fone und o2 sowie dem fran­zösi­schen Markt­führer Orange (frühere France Telecom) und des japa­nischen Tech­nologie-Start-ups Matsuko, um Stan­dards für Verbin­dungen zwischen den Netzen zu defi­nieren. Das soll ermög­lichen, dass Holo­grafie nicht nur inner­halb eines Netzes möglich ist, sondern netz­über­grei­fend, also zum Beispiel von einem o2-Kunden zu einem Voda­fone-Kunden.

Separat vonein­ander arbeiten die Mobil­funker daran, um Holo­grafie in ihrem Netz zu ermög­lichen. Man komme gut voran, sagt der o2-Inno­vati­ons­manager Karsten Erle­bach. "Wir machen test­weise die ersten Holo­gramm-Konfe­renzen, aber die Tech­nologie muss noch weiter­ent­wickelt werden." Der Funk­stan­dard 5G ist wichtig für Holo­grafie, sie ist aber auch mit Glas­faser-Fest­netz möglich.

Wo steht die Konkur­renz?

Diskussion im o2-Tower in München: Markus Haas, Markus Söder, Birgit Carolina Dengel (v.l.) Diskussion im o2-Tower in München: Markus Haas, Markus Söder, Birgit Carolina Dengel (v.l.)
Bert Willer / o2-Telefónica
Ein Voda­fone-Spre­cher sagt, man prüfe mit Matsuko die Alltags­fähig­keit von Holo­gramm-Tele­fonie: "Zuletzt haben wir mit weiteren Part­nern erst­mals unter Live­bedin­gungen ein inter­kon­tinen­tales Holo­gramm-Tele­fonat zwischen Teil­neh­mern in Groß­bri­tan­nien, Kanada und den USA geführt."

Eine Telekom-Spre­cherin bestä­tigte, man forsche und teste die Tech­nologie. "Aber bis zur Markt­reife von Holo­gramm-Tech­nologie ist es noch ein Stück Weg zu gehen."

Unter­schied­liche Arten der Holo­grafie

Es gibt verschie­dene Holo­grafie-Versionen. Bei der, die am weitesten entwi­ckelt ist, setzt der Anrufer eine Virtual-Reality-Brille auf und sieht dann ein 3D-Abbild des Ange­rufenen, der in sein Smart­phone oder Tablet guckt. Eine Kamera nimmt ihn auf. Eine Soft­ware von Matsuko entwi­ckelt mit den Aufnahmen ein 3D-Abbild, das in der VR-Brille des Anru­fers erscheint. Der Ange­rufene sieht seinen Gegen­über aller­dings nicht in 3D. Möglich ist zwar, dass sich beide Anrufer eine VR-Brille aufziehen und beide ein 3D-Abbild vor sich haben. Beide Abbilder sind dann aber mit VR-Brille zu sehen, ihre Augen sind also verdeckt.

Eine weitere Holo­grafie-Art ist eine Anwen­dung bei Grup­pen­gesprä­chen oder Konfe­renzen. Die Menschen gucken ohne Brille in Tablets oder Smart­phones und sehen auf deren Bild­fläche die Gesprächs­teil­nehmer, als würden diese Abbilder vor ihnen sitzen - im selben Raum auf der anderen Seite des Tisches. Das soll drei­dimen­sional wirken, aller­dings dürfte der Effekt mangels VR-Brille begrenzt sein. Schnitten gemeinsam die Geburtstagstorte an: o2-Chef Markus Haas (seit VIAG Interkom dabei) und Ministerpräsident Markus Söder (r.) Schnitten gemeinsam die Geburtstagstorte an: o2-Chef Markus Haas (seit VIAG Interkom dabei) und Ministerpräsident Markus Söder (r.)
Bild: Bert Willer / o2-Telefónica
Für die Über­mitt­lung eines Holo­gramms ist Erle­bach zufolge eine Band­breite von 20 Megabit pro Sekunde nötig. "Das ist machbar und weniger, als beim Strea­ming von hoch­auf­lösenden 4K-Filmen gebraucht wird." Damit das 3D-Abbild ruck­elfrei zu sehen ist, müssen 35 Bilder pro Sekunde über­tragen werden - das sei mit "5G-Stan­dalone" - also reinem 5G ohne 4G-Technik - gut möglich.

o2 und Bitkom sehen großes Poten­zial

Aber hat Holo­grafie über­haupt das Zeug zum Massen­phä­nomen - oder ist es nur etwas für ausge­wie­sene Tech­nik­fans? Erle­bach ist von dem Poten­zial über­zeugt. Am Anfang würden wohl vor allem Firmen zugreifen und virtu­elle Meetings veran­stalten, in denen Holo­gramme ein Gefühl von Nähe vermit­teln könnten.

Auch der Digi­tal­ver­band Bitkom betont die Vorteile der Technik. "Die Kommu­nika­tion mit Menschen, die sich an anderen Orten befinden, wird durch Holo­gramm-Tele­fonie realis­tischer", sagt der Bereichs­leiter Consumer Tech­nology, Sebas­tian Klöß. Holo­gramme könnten den Eindruck erwe­cken, dass das Gegen­über sich im selben Raum befinde, auch wenn es sich woan­ders aufhalte. "Das fördert die orts­über­grei­fende Zusam­men­arbeit im beruf­lichen Kontext genauso wie den persön­lichen Kontakt zu Freun­dinnen, Freunden und der Familie." Mimik und Gestik könnten besser trans­por­tiert werden. "Die Tech­nologie bietet damit die Chance, auch über große Entfer­nungen hinweg einen emotio­naleren, reali­täts­näheren Austausch zu ermög­lichen", sagt Klöß.

Für starken drei­dimen­sio­nalen Flair wird man eine VR-Brille brau­chen, es ist also Zusatz­gerät nötig. Das kostet. Zu den Anbie­tern gehören Micro­soft, Meta und Apple. Der Preis der Meta Quest 3 liegt bei mehr als 500 Euro. "Die Qualität der Brillen wird von Modell zu Modell besser, und die Preise sinken tenden­ziell", sagt Erle­bach.

Echte Holo­gramme sind noch Zukunfts­musik

Holo­gramme, wie man sie aus "Star Trek", "Star Wars" und anderen Science-Fiction-Filmen kennt, sind nach seiner Einschät­zung noch Zukunfts­musik. In solchen Werken erscheinen Bilder von Menschen plötz­lich mitten im Raum und sind für alle gut sichtbar, auch ohne VR-Brille. Man könne zwar Nebel oder Gaze - trans­parenten Stoff - von unten so anstrahlen, dass drei­dimen­sio­nale Bilder entstehen, sagt o2-Manager Erle­bach. "Das ist aber sehr kost­spielig."

Für die Einfüh­rung der Holo­grafie in der Tele­kom­muni­kation seien solche Hilfs­mittel daher nicht geeignet. "Das ist etwas für visu­elle Effekte bei Shows auf der Bühne, aber nichts für das persön­liche Gespräch."

Die bewegte Geschichte von VIAG Interkom (heute o2) haben wir nach­gezeichnet.

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