E-Auto

EnBW: Neue Preise für E-Auto laden - Roaming wird teurer

Wer ein E-Auto fährt braucht Strom. Doch was kostet das? Mit vielen Lade­karten war das einfach. Die Preis­fin­dung wird wieder kompli­zierter.
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Wer an einer Benzin-Tank­stelle mehr­mals am Tag vorbei fährt, sieht ständig wech­selnde Preis­angaben. Zu falschen Zeit getankt, kann sich das pro Tank­fül­lung deut­lich bemerkbar machen. Beim Elek­tro­auto ist es anders. Der Käufer bekommt auf Wunsch von seinem Auto­her­steller eine Lade­karte oder besorgt sich diese bei einem Lade­strom­anbieter. Bisher war es so: Der Preis der Karte galt bei allen Lade­säulen, egal, wo sie stehen oder wer sie betreibt oder abrechnet - für Benzin- oder Diesel­fahrer ein Traum.

Diese Einheits­preise und zahl­reiche Roaming-Abkommen haben dazu geführt, dass manche konkur­rie­rende Fahr­strom-Anbieter versucht haben, den Verrech­nungs­preis mit dem Karten­her­aus­geber in die Höhe zu treiben. Das führte dazu, dass der eigent­liche Karten­anbieter gezwungen war, seine Preise zu diffe­ren­zieren, sprich Unter­schiede zu machen, bei wem der Kunde lädt. Die Preisfindung und Bezahlung von Ladestrom für e-Autos wird komplizierter, bleibt aber einfacher als an klassischen Benzin-Tankstellen. Die Preisfindung und Bezahlung von Ladestrom für e-Autos wird komplizierter, bleibt aber einfacher als an klassischen Benzin-Tankstellen.
Foto: Picture Alliance/dpa

"Böse Hoch­preis-Anbieter"

Einer der "bösen" "Hoch­preis"-Anbieter ist der euro­paweit aktive Ionity, der selbst nur Höchst­leis­tungs­lade­säulen (HPC) betreibt und bei der Abrech­nung über eine "fremde" Lade­karte mit 79-89 Cent (oder noch mehr) pro kWh zu Buche schlägt. Würde man einen direkten Tarif bei Ionity buchen, kann es deut­lich güns­tiger werden, dafür wird aber eine monat­liche Grund­gebühr verlangt. Das lohnt sich oft nur für Viel­fahrer, die unter­wegs laden müssen.

Lang­zeit Empfeh­lung ADAC

Ein echter Licht­blick war die Lade­karte des Auto­mobil­clubs ADAC, die in Zusam­men­arbeit mit dem großen Strom­ver­sorger und Lade­park­betreiber EnBW aufge­legt wurde. Bei 0 Euro monat­licher Grund­gebühr gab es zunächst relativ mode­rate Einheits­preise für Laden mit AC (Wech­sel­strom, meist 11-22 kW) oder mit DC (Gleich­strom (meist 50 kW und mehr).

In diesen Tagen erhalten Direkt-Kunden von EnBW oder über den ADAC eine E-Mail, worin EnBW sein Tarif­modell modi­fiziert. EnBW mobi­lity+ und der ADAC beenden ihre Zusam­men­arbeit beim gemein­samen ADAC e-Charge Tarif. Bestands­kunden können noch bis zum 31. Juli 2024 mit dem gebuchten ADAC-e-Charge-Tarif zu gewohnten Preisen laden, teilt das Unter­nehmen mit.

Ab dem 1. August 2024 steht der ADAC-e-Charge Tarif nicht mehr zur Verfü­gung. Alle Kunden landen dann im weiterhin grund­gebühr­freien "EnBW mobi­lity+ Lade­tarif S". Das bereits einge­rich­tete Profil in der EnBW mobi­lity+ App und alle Einstel­lungen des Nutzers bleiben erhalten. Der ADAC soll dem Vernehmen nach eine neue Koope­ration mit einem anderen Anbieter vorbe­reiten, will sich dazu aber erst "im Sommer" äußern.

Welche Tarife bietet EnBW in Zukunft?

Hochleistungslader (links 150 kW, rechts 300 kW) von EnBW. Für EnBW-Kunden kann es günstiger werden, beim Laden bei "fremden" Anbietern teurer. Hochleistungslader (links 150 kW, rechts 300 kW) von EnBW. Für EnBW-Kunden kann es günstiger werden, beim Laden bei "fremden" Anbietern teurer.
Foto: Picture Alliance/dpa
Im EnBW "mobi­lity+ Lade­tarif S" wird an EnBW-Lade­sta­tionen ein einheit­licher Preis von 59 Ct/kWh berechnet, egal, ob mit AC oder DC geladen wird. An einer Lade­sta­tion eines "anderen" Betrei­bers werden "variable Preise ab 59 Ct/kWh bis max. 89 Ct/kWh berechnet. Bleibt man länger als vier Stunden an einer Lade­säule stehen, wird eine Blockier­gebühr von 10 Ct/min berechnet, jedoch maximal 12 Euro/Lade­vor­gang. Eine monat­liche Grund­gebühr fällt nicht an, der Tarif kann monat­lich gekün­digt oder gewech­selt werden.

Beim Lade­tarif M (Monat­liche Grund­gebühr 5,99 Euro) sinkt der Lade­preis bei EnBW auf 49 Cent, beim "Lade­tarif L" (monat­liche Grund­gebühr 17,99 Euro) auf 39 Cent.

An Lade­punkten "anderer" Betreiber (also nicht von EnBW) gelten künftig in allen drei Tarif-Vari­anten "variable, indi­viduell ange­gebene" Preise, die mit dem Start des Lade­vor­gangs verein­bart" werden. Der zum Zeit­punkt des Ladens für den ausge­wählten Lade­punkt geltende Preis sei der EnBW-mobi­lity+-App auf dem Handy zu entnehmen. Die Preise können von 59 ct/kWh bis max. 89 ct/kWh vari­ieren, erklärt EnBW dazu.

Um den Über­gang vom ADAC e-Charge Tarif in den neuen EnBW mobi­lity+ Lade­tarif S zu "erleich­tern", können Kunden, die der Vertrags­ände­rung sofort online zustimmen, in den ersten beiden Monaten zum "Vorteils­preis" von 51 Ct/kWh an EnBW-Lade­sta­tionen laden, nach dem 1. Oktober 2024 gelten dann Preise ab 59 Ct/kWh.

Was können e-Auto­fahrer tun?

Preis­bewusste Auto­fahrer werden sich, sofern noch nicht geschehen, weitere Lade­karten etwa von Maingau oder EWE-Go oder einem regio­nalen Anbieter zulegen und vor dem Lade­vor­gang die Preise verglei­chen.

Auch Nicht-Tesla-Fahrer können inzwi­schen die "Super­charger" des Auto­her­stel­lers nutzen, sofern das eigene Auto über einen CCS-Anschluss für DC-Ladung verfügt. Notwendig ist ferner die Einrich­tung eines Nutzer­kontos in der Tesla-App (für iOS oder für Android). Die Preise ändern sich dort ständig, sind aber oft güns­tiger als bei vielen Lade­kar­ten­anbie­tern.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Die Beweg­gründe von EnBW lassen sich nach­voll­ziehen. Gleich­wohl erweist EnBW der E-Mobi­lität einen abso­luten Bären­dienst, und die anderen Lade­strom­anbieter sind daran vermut­lich auch nicht ganz unschuldig. An e-Lade­säulen gibt es bislang keine Preis­anzeige und viel­leicht - je nach Standort und Mobil­funk­anbieter - auch kein Handy­netz. Wer also seine Lade­karte hinhält, um aufzu­laden, könnte an "fremden" Säulen einen preis­lichen Blind­flug starten, weil die Rech­nung erst später kommt. Oder man muss erst nach Netz­emp­fang suchen, den Preis ermit­teln und kann dann laden.

Das bei neuen Säulen vorge­schrie­bene "ad-hoc-Laden" kann über einen QR-Code, der auf eine Webseite zu finden ist, laufen oder durch Einbau von Karten­lese­geräten, welche die Bezah­lung mit den übli­chen Karten (Giro­card, Kredit/Debit­karte) erlauben, reali­siert werden. Dabei ist das ad-hoc-Laden in den aller­meisten Fällen teurer, als mit einer Lade­karte.

Eindeu­tige Vorteile genießt, wer zu Hause laden kann. Hier sind je nach eigenem Strom­tarif, Preise von 30-40 Cent pro kWh möglich. Mit Spezi­alan­bie­tern (z.B. Tibber) oder einer eigenen Photo­vol­taik auf dem Dach können die Preise noch güns­tiger sein.

Die Elek­tro­mobi­lität wird derzeit von vielen Auto­fahren skep­tisch gesehen. Neben Angst vor zu geringer Reich­weite besteht die Befürch­tung, in heimi­scher Nähe keine freie Lade­sta­tion zu finden. Das voll­stän­dige Laden eines e-Auto-Akkus braucht oft mehr als Zeit als der Tank­vor­gang eines Verbren­nungs­motors, der in 5-15 Minuten abge­schlossen sein kann. Diese Zeiten sind inzwi­schen auch bei elek­tri­schen Nobel­modellen wie z.B. Porsche Taycan reali­sierbar, deren Kauf­preise aber jenseits von Gut und Böse liegen.

Dazu kommt, dass die Kauf­preise eines Elek­tro­autos oft deut­lich über denen eines vergleich­baren Verbrenner-Modells liegen. Die anfangs gewährte staat­liche Förde­rung beim Kauf eines neuen Elek­tro­fahr­zeugs wurde relativ abrupt einge­stellt. Wer Mut hat und sich gut infor­miert, kann aktuell auf dem Gebraucht­markt preis­lich hoch­inter­essante elek­tri­sche Ange­bote finden.

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