Smart Home: Gigaset schaltet bald Server ab
Wer sich mit Smart Home beschäftigt, ist auf die Internet-Dienste eines Anbieters angewiesen. Wenn dieser Anbieter nun den Betrieb einstellt, bleibt beim Käufer der Produkte möglicherweise ein Haufen Elektroschrott übrig.
Insolvenz: Nur Teile gerettet
Wie bereits gemeldet, wurde über das Vermögen der "Gigaset Communications GmbH" am 29. Januar 2024 das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Im Rahmen der Insolvenzverwaltung war es gelungen, eine Käuferin (nämlich Vtech/snom) für die Telekommunikationsprodukte zu finden. Vtech/snom wollte jedoch das Smart-Home/Home-Care-Geschäft nicht übernehmen, und ein anderer Käufer sei "trotz intensiver Bemühungen" nicht gefunden worden.
Einst hieß das Unternehmen Siemens, dann Gigaset. Gerettet wurden nur die Telefone, aber für Smart Home werden die Server abgeschaltet
Foto: Picture Alliance/dpa
Abschaltung bald
Also zieht der Insolvenzverwalter an 29. März 2024 (Karfreitag) den Stecker, ein Weiterbetrieb sei insolvenzrechtlich nicht möglich. Das bedeutet: Die Apps für die Smart Home/Care-Produkte und die vernetzten Sensoren und Geräte werden nicht mehr nutzbar sein. Wer ein Kamera-Service-Paket gebucht haben sollte: Dieses endet ebenfalls spätestens zum 29. März 2024.
Hinsichtlich sämtlicher ggf. bestehender Vertragsverhältnisse wird "Nichterfüllung" gewählt, teilt das Unternehmen mit und bedauert die Unannehmlichkeiten.
Ansprüche an den Insolvenzverwalter richten
Soweit aus der Einstellung der Smart-Home-Produkte Ansprüche gegen die Gigaset Communications GmbH entstehen sollten, handelt es sich bei diesen um "Insolvenzforderungen". Diese können beim gerichtlich bestellten Sachwalter unter Beifügung der Nachweise für das Bestehen der "Forderung zur Tabelle" angemeldet werden.
Diese sind ausgefüllt an White & Case LLP, Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger, Königswall 21, 44137 Dortmund, zu schicken. Eine Rücksendung der Geräte und etwaige Rückerstattung der Kaufpreise sei aber leider nicht möglich.
Anfragen an die neuen Käufer der Gigaset Telekommunikationsabteilung zum Thema Smart Home sollten unterlassen werden, weil diese sich nicht dazu äußern dürften.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Ob bei Smart Home oder Web-Digital-Radios - die Abschaltung von Internet-Diensten wegen Misserfolg, Insolvenz oder Geschäftsaufgabe bedeutet eine zutiefst unbefriedigende Situation. Da vermutlich in der Insolvenzmasse von Gigaset Smart Home nicht mehr genügend Geld da ist, dürfte die Rückerstattungsquote für den Fehlkauf der Kunden eher gering sein. Wer aber den Aufwand nicht scheut, sollte das tun.
Inwieweit die von Gigaset vertriebenen Produkte mit den Smart-Home-Systemen anderer Hersteller "kompatibel" sind oder kompatibel gemacht werden können, ist uns nicht bekannt.
Der Telekommunikationsteil von Gigaset geht nach Hongkong. Viel wird in Deutschland wohl nicht übrig bleiben.