Gutsherrenart

Festnetznummern müssen nicht von jedem Anbieter erreichbar sein

Sperrung von Festnetzrufnummern durch Mobilfunkanbieter hält die BNetzA für rechtmäßig
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Ein Teltarif-Leser war mit dieser willkürlichen Sperrung nicht einverstanden und beschwerte sich bei der Bundesnetzagentur. Auf ein Schreiben vom 30. November 2009 gab es zum Jahreswechsel eine Antwort. So schrieb das Referat 117, dass die Bundesnetzagentur keine Befugnis habe, in den geschilderten Fällen gegen die Sperrung von Ortsnetzrufnummern einzuschreiten. Es existiere keine gesetzliche Regelung, nach der alle Rufnummern aus allen Netzen erreichbar sein müssten. Aus diesem Grunde könne dies den Netzbetreibern nicht vorgegeben werden.

Weil die vom Kunden angenommene "Leistungspflicht", also die Pflicht zur Schaltung aller Rufnummern, die aus numerierungsrechtlicher Sicht nicht besteht, muss ein Anbieter auch keine Überlastung bei der Bundesnetzagtur nachweisen und dies auch nicht der Bundesnetzagentur melden, schreibt die Agentur.

Ein Verzeichnis der gesperrten Rufnummern gibt es bei der Bundesnetzagentur nicht. Ob die Anbieter selbst ein solches führen, ist der Bundesnetzagentur nicht bekannt. Ansonsten, so der abschließende Ratschlag, stünde der zivilrechtliche Klageweg offen, die Klärung zivilrechtlicher Ansprüche sei jedoch nicht Sache der Bundesnetzagentur.

Auch Vodafone sperrt Vorwahlen

Gewiss, es gibt Ausnahmen, geht es im die kostenlose Erreichbarkeit einer deutschen Rufnummer mit einer Flatrate.

  • 032 für nichtortsbezogene Teilnehmerrufnummern (NTR), die von Mobilfunkern gerne recht hoch bepreist werden, obwohl sie im Festnetz bei immer mehr Anbietern in der Flatrate enthalten ist.
  • 0700 für persönliche Rufnummern, die ebenfalls als Sondernummern gelten und vom Mobilfunk aus abschreckend hoch bepreist werden.
  • 0800, die per se kostenlos erreichbar sein müssen (vom Mobilfunk sind sie aber nur dann kostenfrei erreichbar, wenn der Inhaber der Nummer das freigegeben hat, ansonsten ertönt eine Ansage).
  • Auch die Rufnummern mit der Vorwahl 0900 sind nicht mit dabei, weil es sich hier um die Vorwahl für besonders teure "Mehrwertdienste" handelt, womit die Inhaber Geld verdienen, wenn sie angerufen werden.
Nicht nur E-Plus und o2 sperren bestimmte Festnetz-Rufnummern und Sondernummern, auch bei Vodafone ist beispielsweise die internationale kostenlose "toll-free" Vorwahl 00800 für Prepaid-Karten Kunden gesperrt (wie auch bei E-Plus und o2 Prepaid-Angeboten). Darüberhinaus lässt o2 für seine Prepaid- und Discount-Kunden keine Anrufe zur persönlichen Vorwahl 0700 zu. Bei T-Mobile sind hingegen die Vorwahlen 0700 und 00800 auch von Prepaid-Kunden problemlos zu erreichen.

International haben alle Mobilfunknetzbetreiber bestimmte Vorwahlen gesperrt, weil es immer wieder zu betrügerischen Vorfällen gekommen war. So stehen bestimmte Länder in Afrika auf der schwarzen Liste. In Europa wurde die Vorwahl 00423-663 (Liechtenstein-premium) von o2 gesperrt, da einige Zwischen-Carrier Anrufe zu Liechtenstein-premium- Mobilfunk "versehentlich" oder "absichtlich" zu Mehrwertanbietern umgelenkt hatten. Bei T-Mobile UK und T-Mobile USA steht diese Vorwahl schon länger auf dem Index. Da der betroffene Liechtensteiner Anbieter United Mobile nicht mehr aktiv ist, ist der Schaden gering.

Keine Leistungspflicht?

Es mag ja sein, dass bestimmte Rufnummern für (eher theoretische) Lastprobleme im Netz sorgen könnten. Eine Sperrung ohne Ankündigung und keinerlei Information, welche Nummern erreichbar sind und welche nicht, ist denkbar schlechtester Dienst am Kunden. Die Sperrung der internationalen Vorwahl 00800 kann sich im Pannenfall katastrophal auswirken, da viele renommierte Auto- oder Computerhersteller ihren Kunden eine 00800-Rufnummer mitgeben. Zwar sind zur Sicherheit sind auch ganz normale Festnetzrufnummern geschaltet, die oft erst umständlich herausgesucht werden müssen.

Eigene Vorwahl für Chatlines oder Durchwahldienste?

Die Diskussion besteht schon länger und es wurde bereits überlegt, für Chatlines oder Durchwahldienste eigene Vorwahlen festzulegen, die dann gegebenenfalls auch anders tarifiert werden könnten. Das hat die Bundesnetzagentur bislang immer abgelehnt. Aber die im Internet diskutierte Netzneutralität sollte eigentlich auch im Festnetz gelten.