Handy-Test

Das Motorola Milestone XT720 im Test

Eigenwilliges Design, großer Touchscreen und 8-Megapixel-Kamera
Von Ulf Schneider / Björn Brodersen

Das Motorola Milestone XT720 ist weder ein normales Motorola-Handy noch ein gewöhnliches Android-Smartphone: Es ist das erste Motorola-Handy, das ohne mechanische Tastatur daherkommt, und es besitzt eine für Android-Smartphones seltene 8-Megapixel-Kamera mit Xenon-Blitz. Auffällig am Milestone XT720 sind auch die kleine Auswölbung am unteren Ende des Gehäuses sowie die sogenannte, vom Motorola PEBL bekannte Softtouch-Oberfläche auf der Rückseite. Dies sind keine Spielereien, sondern diese Design-Kniffe sorgen dafür, dass das Smartphone sowohl beim Telefonieren als auch im Kameramodus angenehm griffig in der Hand liegt. Was das Motorola Milestone XT720 sonst noch zu bieten hat, haben wir im Handy-Test untersucht.

Sehr sensibler Touchscreen mit Sensortasten

Motorola Milestone XT720 Motorola Milestone XT720 In puncto Verarbeitungsqualität ist dieser Milestone, der über 139 Gramm auf die Waage bringt, von oberster Güte – hier wackelt nichts. Hinzu kommt eine dicke Glasscheibe, die sich über die gesamte Frontseite erstreckt, da nur vier Sensortasten mit den Android-typischen Funktionen "Menü", "Startbildschirm", "Zurück" und "Suche" eingebaut wurden - ein Grund für das hohe Gewicht des Motorola Milestone XT720. Das sieht edel aus, erschwert aber das Ablesen des Displays unter direktem Sonnenlicht.

Davon abgesehen bietet der TFT-Touchscreen gehobenen Standard: 9,4 Zentimeter Bildschirmdiagonale bei 854 mal 480 Pixel Auflösung und mit TrueColor-Farbpalette. Eingaben auf dem Touchscreen erfordern zunächst hohe Konzentration des Nutzers, auch wenn die virtuelle QWERTZ-Tastatur schön geräumig ist, denn das kapazitive Display reagiert sehr sensibel auf Berührungen. Beim Tippen von Nachrichten oder Texten unterbreitet eine Eingabehilfe dem Handy-Nutzer möglichst passende Wortvorschläge.

Auch die vier Sensortasten unterhalb des Displays sind regelrechte Sensibelchen, weswegen die automatische Tastensperre die wichtige Aufgabe hat, ungewollte Aktionen auf dem Handy zu vermeiden. Einen Touchpad oder eine Scrollkugel gibt es bei diesem Smartphone nicht.

Mehr Prozessor-Leistung durch Firmware-Update

Ebenfalls nicht in der Oberklasse mit spielen der ARM-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 720 MHz sowie der Arbeitsspeicher von 256 MB RAM. Allerdings steht dem Nutzer die volle CPU-Leistung erst nach einem Firmware-Update zur Verfügung, das Motorola Mitte vergangenen Monats veröffentlicht hat. Andere Android-Smartphones wie das Samsung Galaxy S, das HTC Desire oder das Sony Ericsson X10 sind mit einem 1-GHz-Prozessor ausgerüstet. Auch im kürzlich vorgestellten Motorola Milestone 2 wird ein 1-GHz-Prozessor arbeiten. Motorola Milestone XT720 Motorola Milestone XT720

Gelegentliche Wartezeiten beim Öffnen von Programmen oder Funktionen kamen daher im Test des Motorola Milestone XT720 durchaus vor. Immerhin funktionierten im Test das kinetische Scrolling und das Zoomen per Fingerspreizen weitgehend reibungslos. Wer den Arbeitsspeicher des Smartphones entlasten möchte, kann über den vorinstallierten Task Manager des Milestone XT720 überflüssige, im Hintergrund laufende Anwendungen abschalten.

Nacktes Android bei dem neuen Smartphone

Das Motorola Milestone XT720 läuft unter Googles Betriebssystem Android 2.1 mit klassischer Benutzeroberfläche. Ein Update auf Android 2.2 hat Motorola bereits angekündigt, einen Veröffentlichungstermin allerdings dabei nicht genannt. Anders als bei den Smartphone-Modellen Backflip und Flipout hat Motorola beim Milestone XT720 darauf verzichtet, wesentliche Veränderungen an der Nutzeroberfläche vorzunehmen. Dadurch gerät die optische Präsentation des Menüs beim Milestone XT720 etwas nüchterner als bei anderen Android-Smartphones.

Wie bei anderen Android-Smartphones sind dagegen natürlich Google-Dienste wie Google Suche, Google Mail, Google Maps, Google Talk, der Zugang zum App-Store Android Market und ein YouTube-Client auf dem Milestone XT720 installiert. Kontakte und Termine werden automatisch "over the air" mit dem Google-Server abgeglichen. Ein Abgleich von Kontakten und Terminen mit Outlook ist hingegen nur mit Trickserei möglich. Bei bestehender USB-Verbindung hat der Nutzer über den PC Zugriff auf nahezu alle Daten auf dem Handy und kann sie nach Belieben editieren. Ein Synchronisieren mit Microsoft-Exchange-Servern ist ebenso mit dem Milestone XT720 möglich, außerdem ist ein Office-Paket zum das Lesen von Dokumenten auf Handy installiert.

Nette Spielerei: Durch eine selbst festlegbare Gestensteuerung lassen sich die ausgewählte Funktonen schnell aufrufen. Über den Nutzwert dieser Vorgehensweise lässt sich sicherlich streiten, da Widgets, Ordner und Verknüpfungen zu häufig genutzten Anwendungen ohnehin auf den fünf verschiedenen Homescreens abgelegt werden können. Sprachwahl bietet das Motorola Milestone XT720 dagegen nicht.

Auf der zweiten Seite unseres Testberichts zum Motorola Milestone XT720 lesen Sie, wo die wahren Stärken des Android-Smartphones liegen.