Hintergrund

Mehr Netbook-Leistung dank Ion-Chipsatz

Was Nvidias Ion-Technik kann
Von Jan Rähm

Er sorgte für Aufsehen auf der CES in Las Vegas und auch in Hannover auf der CeBIT - nun ist er auch Grund für Verstimmungen: Der neue, "Ion" getaufte Chipsatz des Grafikkartenspezialisten Nvidia. In ihm vereint der Hersteller sowohl den Haupt- als auch einen leistungsfähigen Grafikchipsatz.

Mit dem Ion bedient Nvidia den Ruf einiger Netbook- und Nettop-Besitzer nach besserer Grafikleistung. In aktuellen Geräten kam bisher vorrangig Intels bald vier Jahre alter Chipsatz der 945er-Reihe zum Einsatz. Diese war zwar recht sparsam bei der Leistungsaufnahme, machte grafisch allerdings keine großen Sprünge. Mit Ion, der auf der Chipsatz-Grafik-Kombination Nvidia Geforce 9400M basiert, soll das anders werden.

Nvidia verspricht mit dem Einsatz von Ion eine bis zu zehn mal bessere Grafikleistung als mit Intels Onboard-Grafik. Sie erlaubt zudem Bildschirmauflösung bis Full-HD 1920 x 1080 Pixel. Das ist zwar für den mobilen Netbook-Betrieb eher unwichtig, wird aber interessant, sobald das Netbook oder ein mit Ion-ausgerüsteter Rechner an externe Wiedergabegeräte angeschlossen werden. Dann soll der neue Chipsatz auch in der Lage sein, Blu-ray-Disks ruckelfrei bei nur geringer Systemlast wiederzugeben. Auf der CeBIT in Hannover hat das Nvidia schon erfolgreich unter Beweis gestellt.

Neben der Wiedergabe hochauflösender Inhalte ist für Netbook-Besitzer die generelle Leistungssteigerung wichtig. So sollen grafische Effekte wie die von Microsofts Aero-Oberfläche in aktuellen Versionen seines Betriebssystems Windows Vista und dessen Nachfolger Windows 7 ermöglicht werden. Auch aktuelle, meist Grafik-lastige Spiele sollen mit Ion problemlos auch auf Netbooks spielbar sein. Die Chipsatzlösung Nvidias bringt außerdem eine größe Zahl möglicher Schnittstellen mit. Neben HDMI, DVI und VGA werden diverse USB-Anschlüsse und Mehrkanalton realisiert. Auch e-Sata ist für die Plattform direkt vorgesehen.

Ärger zwischen Nvidia und Intel

Die Nvidia-Ion-Technologie bringt keinen eigenen Prozessor mit, sondern setzt auf Intels Low-Cost-CPU Atom auf. Die Kombination soll je nach verwendeter Atom-Variante unter 30 Watt Leistungsaufnahme in Nettops und weniger als 18 Watt in Netbooks aufweisen. Doch aus der Zusammenstellung Atom plus Ion ergab sich erst kürzlich Ärger. Nvidia warf Intel unfaires Geschäftsgebahren vor. Demnach würde der Chiphersteller sein Bundle aus CPU und Chipsatz günstiger verkaufen, als den Prozessor allein. Auf ein Verfahren will es Nvidia jedoch vorerst nicht ankommen lassen. Intel seinerseits hat bereits seine neue Netbook-Plattform Pine Trail vorgestellt, die Grafik und Hauptprozessor vereinigt und somit Nvidia einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Sie wird noch für Ende 2009 erwartet.

Die ersten Geräte mit Nvidias Ion sind bereits im Handel erhältlich. Der erste Nettop war der Aspire 3600 Revo von Acer. Weitere Geräte sind von der Asus-Tochter Asrock und anderen angekündigt. Einen ersten All-in-One-Computer mit Atom und Ion ist der MSI AE2201. Er glänzt mit einem 22-Zoll-Display mit Full-HD-Auflösung. Netbooks mit Ion sind derzeit noch Mangelware. Diesbezüglich werden Neuvorstellungen im Rahmen der Computermesse Computex in Taiwan erwartet.