Sucht

Der Computer als bester Freund: Hilfe bei PC-Spielsucht

Jugendliche verlieren sich in virtuellen Welten der PC-Spiele
Von dpa / Paulina Gesikowski

Zuerst saß Katharina (Name geändert) immer nur ein paar Stunden vor dem Computer. Doch dann verbrachte sie dort mehr und mehr Zeit, spielte ständig ein und dasselbe Spiel und richtete irgendwann ihr ganzes Leben danach aus. "Bei dem Spiel konnte ich eine andere Person als im richtigen Leben sein, das hat mir gefallen", erzählt die heute 20-jährige Berlinerin. Was Katharina aber nicht bemerkte: Sie spielte am Computer nicht mehr nur, weil sie Spaß daran hatte. Sie war computerspielsüchtig geworden.

Damit ist Katharina nicht allein. Tausende Jungen und Mädchen flüchten sich so stark in Spielwelten am PC, dass sie die Kontrolle darüber verlieren und abhängig werden. Wie viele es genau sind, ist unklar. Studien dazu liefern unterschiedliche Zahlen. Laut dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen sind 3 Prozent der männlichen Neuntklässler von PC-Spielen abhängig. Eine Studie der Humboldt-Universität in Berlin kam zu anderen Zahlen: Danach sind 1,4 Prozent der 12- bis 19-jährigen Mädchen und Jungen computersüchtig. Spielsucht bei Jugendlichen Spielsucht wird bei Jugendlichen immer mehr zum Problem.
Foto: dpa

Eröffnung von Spezialambulanzen für Jugendliche

Oliver Bilke, Chefarzt der Vivantes Kliniken [Link entfernt] für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Berlin, kennt zahlreiche Fälle wie den von Katharina. Im Frühjahr 2009 eröffnete er in der Hauptstadt zwei Spezialambulanzen für Jugendliche mit Computerproblemen - zwei der ersten dieser Art in Deutschland. Doch wie arbeiten diese Ambulanzen? Wie versuchen sie, Jugendliche vom Computerspielen wegzubekommen? Auf den ersten Blick sieht es in den Ambulanzen kaum anders aus als in einer gewöhnlichen Klinik. Es gibt helle, lange Gänge, doch stehen nirgends Medizinschränke, weit und breit sind keine Arztkittel zu sehen. Auf einem Stuhl wartet ein Jugendlicher. Die Mediziner laufen in gewöhnlicher Kleidung umher.

"Für eine Spielsucht gibt es ähnliche Kriterien wie bei anderen Süchten", erklärt Bilke. Dazu gehört, dass man sich extrem intensiv mit dem Spielen beschäftigt, immer mehr Zeit damit verbringt, andauernd daran denkt - auch wenn man gerade nicht spielt - und einem irgendwann die virtuellen Beziehungen wichtiger werden als die in der realen Welt. "Hinzu kommt, dass man traurig, schlecht gelaunt oder sogar aggressiv ist, sobald man nicht spielen kann." Auch wenn man andere Pflichten für das Spielen vernachlässigt oder dabei scheitert, das Spielen einzuschränken, könne das auf eine Sucht hinweisen, erläutert die Ambulanz für Spielsucht der Universitätsklinik Mainz [Link entfernt] .

Einige Therapiemethoden und Anlaufstellen für Hilfe bei Spielsucht erfahren Sie auf der folgenden Seite.