Sucht

Der Computer als bester Freund: Hilfe bei PC-Spielsucht

Jugendliche verlieren sich in virtuellen Welten der PC-Spiele
Von dpa / Paulina Gesikowski

Allerdings merken nicht alle Betroffenen von alleine, dass da etwas nicht stimmt. "Häufig fällt es zuerst den Eltern oder Großeltern auf", sagt Bilke. "In der Ambulanz prüfen wir dann in einem Gespräch, inwiefern es sich tatsächlich um eine Sucht handelt und ob die Jugendlichen zu einer Veränderung bereit sind." Als nächstes sollen die Jungen und Mädchen dann meist ein Medientagebuch führen. Wie viel Zeit am Tag verbringe ich mit welchen technischen Geräten? "Vielen ist gar nicht klar, wie lange sie am Computer sitzen", sagt Bilke. Doch dann merken sie auf einmal: Oh, morgens habe ich meine E-Mails gecheckt, nachmittags gesurft und gechattet - und dann noch den ganzen Abend am PC gespielt. "Vielen Jugendlichen hilft es schon, ihr Problem zu erkennen", erzählt Bilke. Denn wer auf einmal schwarz auf weiß sieht, wie viele Stunden er am Computer sitzt, reduziert das oft selbst. Das ist aber nicht immer so. "Manchmal ist das Spielen eine Kompensation für Ängste, Depressionen oder Konzentrationsprobleme." In solchen Fällen kann eine Therapie helfen.

Stationärer Aufenthalt in Klinik

Wer nicht vom Spielen los kommt, kann stationär in eine Klinik aufgenommen werden. "Dort blockieren wir jeden Zugang zu Computerspielen und bieten über Wochen oder Monate eine intensive Therapie an", sagt Bilke. "Dabei können wir mit den Jugendlichen die Ursachen für ihre Sucht erforschen und Alternativen zum Spielen entwickeln."

So erging es auch Katharina. Sie erkannte ihre Sucht vor einigen Monaten. Als ihre Spielpartnerin in der virtuellen Welt eines Tages nicht mehr erreichbar war, brach Katharina zusammen. Sie kam mit dem Verlust nicht klar. Seitdem ist sie aber ein gutes Stück vorangekommen. In einer Therapie lernt sie zum Beispiel, sich mit - realen - Gleichaltrigen auseinanderzusetzen und sich dabei nicht hinter einer Spielfigur zu verstecken. Gemeinsam mit den Experten versucht die Realschulabsolventin außerdem, den Sprung in eine Ausbildung zu schaffen. Denn sie hat gemerkt: "Computer und Technik interessieren mich eigentlich gar nicht." Stattdessen ist sie auf der Suche nach einem Praktikum, in dem sie mit ihrer eher zurückhaltenden Art gut ankommt. So hofft sie, auf Dauer mit ihrem wirklichen Alltag halbwegs gut klarzukommen.

Wo es Hilfe gibt

Wer bei sich oder anderen eine Spielsucht bemerkt, kann sich bei mehreren Stellen Hilfe holen. Es gibt zum Beispiel Selbsthilfegruppen, bundesweit wird aber auch professionelle Unterstützung angeboten. Dazu gehören Beratungsstellen und Kliniken. Informationen gibt es auch im Internet, bei Ärzten und der Drogen- oder Suchthilfe. Eine Ambulanz für Computerspielsucht gibt es auch an der Universität Mainz [Link entfernt] . Sie bietet eine ambulante Gruppentherapie an. Außerdem können sich Betroffene und Angehörige anonym und kostenlos am Telefon beraten lassen. Weitere Anlaufstellen sind die Drogenhilfe Köln sowie die Fachambulanz für Suchtprobleme in Regensburg [Link entfernt] .