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Review: Windows XP auf dem Eee PC 900

Von Johannes Haupt

Viel Kritik hat Asus für die Entscheidung einstecken müssen, den Eee PC 900 vorerst nur mit Windows XP nach Deutschland zu bringen. In Tests wird der 900er dem Betriebssystem wegen abgewertet, auf amazon.de bekommt das neuste Mitglied der Eee-Familie zuhauf negative Bewertungen enttäuschter Linux-Fans.

Asus Eee PC 900

Doch hat Asus den Eee PC 900 mit Windows XP tatsächlich unbenutzbar gemacht? Wir haben einen britischen Eee PC 900 12G ausgiebig getestet, kommen zu einem differenzierteren Ergebnis.

Von der Betätigung des Anschaltknopfes bis zur Anzeige des Desktops vergehen rund 35 Sekunden. Das ist zwar etwas länger, als Xandros Linux zur Betriebsfähigkeit braucht, aber immer noch ein ausgezeichneter Wert. Schon der schwachbrüstigere Vorgänger belegte in Vergleichstests, dass sich die Eee-Familie auch WinXP-bestückt nicht hinter vollwertigen Laptops zu verstecken braucht.

Im Werkszustand empfängt der Eee PC 900 den Anwender mit einem aufgeräumten Desktop. Asus hat erfreulicher Weise von der Installation überflüssiger Shareware abgesehen, nur einige nützliche Tools aufgespielt. Alles in allem sind 2,4 Gbyte des 12 Gbyte Flash-Speichers belegt.

Mit der StarSuite (dem kommerziellen Pendant zu OpenOffice) findet sich eine vollwertige Office-Suite auf dem Eee PC 900 . Skype, der Acrobat Reader, ein DVD-Player und allerlei Microsoft-Produkte (Works, Live Suite) ergänzen das vorinstallierte Software-Paket. Schade ist, dass Asus den unvermeidlichen Virenscanner vergessen hat: Die erste Surf-Session mit dem Internet Explorer 7 führt somit auf einschlägige Seiten.

Zusätzlich hat Asus den Eee PC 900 mit zwei nützlichen Tools bestückt.

Ein über die Taskleiste aufrufbares Auswahlfenster ermöglicht (neben der auch über Hotkeys machbaren Steuerung von WLAN & Webcam) eine schnelle Umstellung der Bildschirmauflösung.

Reichen die nativen 1024x600px nicht zur Darstellung von Programmen, kann auf 1024x768px hochgeschaltet werden. Dabei wird der Desktop anschließend entweder gestaucht dargestellt oder der ganze Bildschirm wird vertikal gescrollt. Das klappte im Test erstaunlich flüssig und macht vor allem dann Sinn, wenn oben oder unten selten genutzte Programmfunktionen angeordnet sind. Über die Grafikoptionen kann sogar bis zu 1280x768px hochskaliert werden - dann sind aber gute Augen gefragt.

Weiterhin ist ein kleines Programm zur Aktualisierung des Bios an Bord. Das Tool erklärt sich von selbst und hilft dem Hersteller, möglichst viele Kunden mit aktualisierten Firmware-Versionen zu erreichen.

Besonders angetan waren wir von den Einstellungsmöglichkeiten des Multitouchpads: In einem umfangreichen Konfigurationsmenü lässt sich jeder erdenklichen Fingergeste eine von vielen verschiedenen Funktionen zuweisen.

Damit kann die ohnehin schon hohe Usability des im Vergleich zum Eee PC 4G um 50% gewachsenen Touchpads noch einmal erhöht, der Mausersatz individuell angepasst werden.

Fazit

Windows XP macht den Eee PC 900 alles andere als unbenutzbar. Die Arbeit unter Microsofts 'altem' Betriebssystem geht flüssig und intuitiv von der Hand.

Wahr ist allerdings: Dem Eee PC 900 fehlt mit Windows XP viel von dem spröden Charme, den der Eee PC 4G ausstrahlt. Zweifellos ist der 900er ein tolles Netbook, aber ein gutes Stück weniger einzigartig und alternativ - eben nur noch eines von vielen.

Anfang Februar riefen wir in einem viel diskutierten Artikel die Linux-Fraktion zur Toleranz von Anwendern auf, die das gewohnte Windows XP auf ihrem Eee PC 4G aufspielten und dafür viel Kritik einstecken mussten. Nun lässt sich der Aufruf umdrehen: Wer Linux auf seinem Eee PC 900 einsetzen will, dem sollte Asus nicht mit einer - momentan nur in Deutschland praktizierten - Zwangsbündelung von Betriebssystem und Gerät Steine in den Weg legen.

Das geplante Release des Eee PC 900 20G (8 Gbyte mehr Flash-Speicher, Linux) sollte schnellstmöglich erfolgen, möchte Asus nicht eine möglicherweise nur kleine, bestimmt aber besonders kreative und treue Kundengruppe für immer verlieren.