Nein

Abgelehnt: Kein o2 Preis-Rabatt für 1&1-Drillisch

Die Telefónica Deutsch­land Holding AG kann durch­atmen: Der unab­hän­gige Sach­ver­stän­dige beab­sich­tigt, auch das Price Review Verfahren 2 als unbe­gründet zurück­zuweisen - also keine rück­wir­kende Preis­sen­kung für 1&1 Dril­lisch Bestands­kunden ab Juli 2018.
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Nachdem es im ersten Verfahren von o2 kein Geld zurück gab, wird es auch im 2. Anlauf für Drillisch wohl nichts geben. Nachdem es im ersten Verfahren von o2 kein Geld zurück gab, wird es auch im 2. Anlauf für Drillisch wohl nichts geben.
Foto: Picture-Alliance /dpa
Das Unter­nehmen 1&1-Dril­lisch, Teil der United-Internet-Gruppe unter der Leitung von Ralph Dommer­muth, ist dafür bekannt, immer möglichst güns­tige Einkaufs­kon­ditionen zu verhan­deln. Dadurch hat sich der mit Span­nung erwar­tete Start des "vierten Netzes" in 5G-Technik spürbar verzö­gert. Nun gab es einen weiteren Rück­schlag, der die finan­ziellen Kalku­lationen in Monta­baur oder Maintal (bei Frank­furt) wieder etwas durch­ein­ander gebracht haben dürfte.

Vergeb­lich Hoff­nung auf Rück­erstat­tungen

Nachdem es im ersten Verfahren von o2 kein Geld zurück gab, wird es auch im 2. Anlauf für Drillisch wohl nichts geben. Nachdem es im ersten Verfahren von o2 kein Geld zurück gab, wird es auch im 2. Anlauf für Drillisch wohl nichts geben.
Foto: Picture-Alliance /dpa
Bei 1&1-Dril­lisch war man felsen­fest davon ausge­gangen, aus längst zurück liegenden Inter­con­nect-Abrech­nungen mit dem "Liefe­ranten" Telefónica/o2 noch einen deut­lichen Betrag zurück zu bekommen. Nein, sagt der unab­hän­gige Sach­ver­stän­dige im "Price Review Verfahren 2" - es wird aller Voraus­sicht nach keine rück­wir­kende Preis­sen­kung für 1&1 Dril­lisch Bestands­kunden ab Juli 2018 geben. Punkt.

Im trockenen Finanz­deutsch einer Investor-Rela­tions-Mittei­lung liest sich das so:

"Der unab­hän­gige Sach­ver­stän­dige hat heute seine Absicht bekannt­gegeben, dass er auch das zweite von 1&1 Dril­lisch initi­ierte und auf Bestands­kunden beschränkte Preis Review Verfahren mit Stichtag zum 1. Juli 2018 voll­umfäng­lich für unbe­gründet hält. Das bedeutet gleich­zeitig, dass die im MBA MVNO-Vertrag fest­gelegten Preise für den kapa­zitäts­basierten Zugang von 1&1 Dril­lisch zum Mobil­funk­netz von Telefónica Deutsch­land auch für diese 1&1 Dril­lisch Bestands­kunden nicht zu bean­standen wären."
Wer mit den Abkür­zungen nicht so fit ist: "MBA MVNO" steht für Mobile Broad­band Access Mobile Virtual Network Operator. Das ist ein Zugang für 1&1-Dril­lisch auf das Netz von o2, wobei die fertigen Breit­band­signale über die Sende­sta­tionen von o2 ausge­strahlt werden. Um die Kunden­ver­wal­tung (Einschal­tung/Abschal­tung, SIM-Karte verschi­cken, Rech­nungen erstellen, Kunden an einer Hotline betreuen etc.) kümmert sich 1&1-Dril­lisch selbst.

Im Februar wurde Verfahren 1 abge­lehnt

Bereits am 5. Februar 2021 hatte ein Schieds­gericht bestä­tigt, dass das von demselben unab­hän­gigen Sach­ver­stän­digen erstellte Gutachten im "Preis Review Verfahren 1" mit Stichtag zum 5. September 2017 nicht zu bean­standen sei. In Folge dessen wurde die gegen dieses Gutachten erho­bene Schieds­klage von 1&1 Dril­lisch vom Schieds­gericht abge­wiesen. Das hatte schon damals den Akti­enkurs von 1&1 etwas durch­ein­ander gebracht.

Wenn jetzt der unab­hän­gige Sach­ver­stän­dige das Ergebnis seines jetzigen Entwurfs im Verfahren 2 bestä­tigen sollte, hätten alle bislang been­deten Verfahren zu keiner Preis­anpas­sung geführt, da 1&1 Dril­lisch die Price Review Verfahren 3 und 4 bereits zurück­genommen hat. Bei diesen Verfahren werden die bishe­rigen Abrech­nungen und Verträge nochmal daraufhin unter­sucht, ob sich da am Preis nicht doch etwas machen lässt oder ein Rabatt oder eine Rück­erstat­tung möglich ist.

Was wird aus Verfahren 5 und 6?

Nicht genug: 1&1 Dril­lisch hat noch die Price Review Verfahren 5 und 6 ange­schoben, die Telefónica Deutsch­land "weiterhin für inhalt­lich nicht gerecht­fer­tigt" hält. Den Münchner Kosten­rech­nern im o2-Tower dürfte einige Fels­bro­cken vom Herzen gefallen sein, Telefónica Deutsch­land bestä­tigt in einer Mittei­lung "den Finanz­aus­blick für das Geschäfts­jahr 2021 sowie ihre mittel­fris­tige Unter­neh­mens­pro­gnose", soll heißen, es ändert sich an den Plan­zahlen nichts, für o2 alles in bester Ordnung. Das Geld kann also - wie geplant - in den eigenen Netzaus- und aufbau gesteckt werden.

Ende der Finanz­strei­tig­keiten?

Ob mit der Entschei­dung des Sach­ver­stän­digen ein Schluss­strich unter die andau­ernden Schar­mützel gezogen werden kann, darf jedoch bezwei­felt werden. 1&1-Dril­lisch will ein eigenes Netz und weiß, dass sie als Quasi-Neuein­steiger nur über extrem attrak­tive Preise und Leis­tungen punkten können. Bis das vierte Netz eine spür­bare Flächen­deckung mit Mobil­funk erreicht, wird es dauern. Dabei ist kaum damit zu rechnen, dass 1&1-Dril­lisch selbst einsame Bauern­höfe und Wald­flä­chen mit Mobil­funk versorgen wird, weil sich das für das Unter­nehmen niemals rechnen würde. Folg­lich fällt das Marke­ting-Argu­ment "beste Netz­ver­sor­gung (in der Fläche)", was höhere Preise recht­fer­tigen würde, sicher­lich aus. Ziel­gruppe dürften eher extrem kosten­bewusste Kunden in gut versorgten Ballungs­gebieten sein, die einen möglichst güns­tigen und flexi­blen Inter­net­zugang suchen, um dann selbst zu entscheiden, was sie damit anfangen wollen.

Bei den unzäh­ligen Marken von Dril­lisch gibt es immer wieder neue Ange­bote.

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