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Windows 7: Bessere Netbook-Unterstützung und UMTS integriert

Von Jan Rähm

Der Release Candidate von Windows 7 ist veröffentlicht. Medien aller Art schauten sich das neue System an und bewerteten es. Wir dachten uns hingegen, fragen wir doch einmal bei Microsoft direkt nach, was sich geändert hat und welche neuen Funktionen vielleicht erst im finalen Release freigegeben werden. Und genau das taten wir. Als Interviewpartner stand uns Daniel Melanchton, Technologieberater bei der Microsoft Deutschland GmbH, zur Verfügung. Er erklärte uns, was es Neues gibt, was geändert wurde und etwas, das bisher so noch nicht bekannt war.

Netbux.de: Herr Melanchton, vor knapp zwei Wochen ist der Release Candidate (RC) von Windows 7 veröffentlicht worden. Was hat sich denn von der ersten öffentlichen Beta zum jetzigen RC hin verändert. Daniel Melanchton: Im RC haben wir eine ganze Reihe von Änderungen vorgenommen - unter der Haube natürlich. Wir haben jede Menge Fehler beseitigt, die wir im Rahmen der sehr ausgeprägten Tests der Beta-Version gefunden haben. Und es gibt einige neue Funktionen und eine ganze Reihe von Änderungen, teilweise auch nur kleinerer Änderungen, die aber auch auf dem direkten Feedback beruhen, das wir bekommen haben im Rahmen des offenen Beta-Tests.

Netbux.de: Was waren denn das für Änderungen unter der Haube? Daniel Melanchton: Also schauen wir doch erstmal wie die Beta angekommen ist. Wir haben mittlerweile Millionen Tester, die die Beta-Version eingesetzt haben. Wir haben einen sehr sehr großen Ansturm beim Herunterladen der Beta-Version gehabt und beispielsweise in den ersten sechs Wochen über 500'000 Feedbacks über die eingebaute Feedbackfunktion bekommen. Wenn man das pro Entwickler umrechnet, dann sind das über 500 Vorschläge, die jeder Entwickler erledigen muss, um die er sich kümmern muss, die er sich anschauen muss und die er umsetzen muss. Daraus haben wir über 2000 Fehler gefunden innerhalb der Betaversion, die teilweise auch recht versteckt gewesen sind, die in den RC als Fehlerbehebung, also sogenannte Fixes eingegangen sind.

Netbux.de: Können Sie uns ein Beispiel für "versteckt unter der Haube" geben? Daniel Melanchton: Versteckt unter der Haube das sind die Fehler, die in ganz spezifischen Konstellationen auftreten, die man so nur sehr schwer testen kann. Ein breiter Beta-Test erlaubt es einem unglaublich viele Hardware-Konfigurationen durchtesten zu können, die man so im Labor gar nicht nachstellen kann aufgrund der Zeit. Und wenn eine Million Menschen die Beta-Version auf ihren Systemen installieren, bekommt man eine Datenvielfalt, die man auf anderem Wege nie erhalten kann.

Netbux.de: Und was heißt das konkret im Detail? Daniel Melanchton: Im Detail gehen wir auf die Änderungen nicht ein. Also nicht auf die Fehlerbehebungen, das ist Development-Prozess hier bei uns. Aber wir können auf ein paar Sachen eingehen, die als Ergebnis herausgekommen sind. Nehmen wir ein ganz simples Beispiel: Man kann im Windows-Explorers ja neue Ordner anlegen. Das ist eine Funktion die sehr häufig genutzt wird. Und wir haben dafür innerhalb des Windows-Explorers eine eigene Schaltfläche definiert, damit der Anwender sehr schnell und ohne großen Zeitverlust einen neuen Ordner anlegen kann. Bisher war es so, dass der Explorer sich daran orientierte, was der Benutzer gerade tat, also wenn ich einen Ordner markiert habe, dann bot er Aktionen an, die mit dem Ordner zu tun haben. Er bot aber nicht an, einen neuen Ordner anzulegen. Ein Feedback das wir bekommen haben, war der Wunsch, diese Schaltfläche immer transparent zu haben, so dass man drauf drücken kann und sofort einen neuen Ordner erzeugen kann.

Netbux.de: Können Sie auch andere Änderungen beschreiben? Daniel Melanchton: Wenn man sich die anderen Änderungen einmal anschaut, die wir im Release Candidate vorgenommen haben, die der Anwender vielleicht nicht direkt sehen wird, dann sind im Großteil wirklich basierend auf dem Feedback, das wir bekommen haben. Ein Beispiel: Ich möchte den Energiesparplan wechseln. Was wir ja ganz häufig haben ist der Wechsel zwischen Ausbalanciert, das ist der Standard-Modus, der eine Balance sucht zwischen der höchst möglichen Performance und einer guten Batterielaufdauer, zu dem Modus Höchstleistung. Heute ist das bei dem Release Candidate so, dass ich über ein kleines Icon neben der Uhr auf einen Knopfdruck umstellen kann. In der Vergangenheit war es so, dass der Energiesparplan nicht so einfach erreichbar war. Auch das war eine direkte Änderung in Hinblick auf das Feedback der Beta-Teilnehmer.

Netbux.de: Und was gab es für Änderungen im Hinblick auf Rechner der Netbook-Klasse? Daniel Melanchton: Auf den Rechnern der Netbook-Klasse ist es unser Ziel, Windows 7 auch mit allen Funktionen betreiben zu können. Und das können Sie mit dem RC auch schon ausprobieren. Wenn Sie Windows 7 auf einem Netbook installieren, werden Sie sehen, dass wir da im Vergleich zur Betaversion eine ganze Menge an der Treiberunterstützung gearbeitet haben. Die Betaversion installiert auf einem Netbook hatte Sie oftmals in dem Status zurückgelassen, dass zum Beispiel keine Netzanbindung funktioniert hatte, weil die Netzwerkkarten in den Netbooks oftmals sehr speziell sind. Da sind Karten von Atheros zum Beispiel oder von Ralink im drahtlosen Netzwerkbereich oder von Marvell im Ethernetbereich. Und die Treiber fehlten bisher in der Windows-Installationsroutine und sie standen oftmals erst über Windows-Update zur Verfügung. Es ist halt immer eine Frage, wie viel packen wir auf die CD und wie viel stellen wir über Windows-Update zur Verfügung. Das ist ein Frage des Platzverbrauchs. Und mit dem RC ist es halt so, dass wir die Hardware, die so ein Netbook als Ausstattung mitbringt, dass wir die eins zu eins ansteuern können und dass wir in der Lage sind, alle Teile die relevant sind um ins Internet zu kommen sofort mit einem Treiber versehen. Und dann bekommen Sie über das Internet möglicherweise aktualisierte Treiber, neuere Versionen. Auch das stellen wir zur Verfügung.

Netbux.de: Zum Thema Treiber und Netbooks: Bisher war es ja nicht immer ganz einfach UMTS-Hardware zum Laufen zu bekommen. Die Treiber sind zwar seit jüngstem auf den USB-Sticks vorinstalliert, doch die Zugangssoftware stellte oft die ganze Netzwerkeinrichtung auf den Kopf. Wird das in Zukunft einfacher? Daniel Melanchton: UMTS-Support wird in Windows 7 integriert, wir nennen das mobile Broadband. Das setzt Windows-7-fähige Treiber voraus. Und da arbeiten wir sehr eng mit den Treiberherstellern - Sierra zum Beispiel oder Option und anderen. Bisher brauchte man zudem einen Connection-Manager von dem entsprechenden Hersteller oder von dem Telekommunikationsanbieter. Mit Windows 7 wird das innerhalb von Windows 7 integriert funktionieren. Erste Geräte auf dem Markt gibt es schon, wo der Effekt ist, man steckt das Gerät per USB an, über Windows Update bekommt man den Treiber für das Gerät und die Verbindung richtet sich automatisch ein. Man muss nur noch Connect sagen, PIN eingeben und schon bin ich online.

Netbux.de: Wird auch die PIN-Abfrage in Windows 7 integriert? Das ist ja das, woran bisher fast alle Betriebssysteme scheitern. Die Einwahl an sich lässt sich ja mit Bordmitteln realisieren. Aber die PIN-Eingabe, das ist ja der springende Punkt. Daniel Melanchton: Genau. Also neben der PIN-Eingabe bieten wir auch die Steuerung des APNs, also des Knotens im Mobilfunknetz, den man auswählen möchte, sowie die Konfiguration unterschiedlich automatischer Verbindungsaufbau ob man sich im Heimatnetz befindet oder ob man im Roaming-Netz unterwegs ist. Das ist Bestandteil von Windows 7.

Netbux.de: Zurück zu den Änderungen, die man auch sieht. Haben Sie da ein Beispiel für uns? Daniel Melanchton: Von der Beta speziell zum RC hat sich zum Beispiel die Taskleiste geändert. Und wenn man wirklich genau hinschaut, wird man sehen, dass man deutlich mehr Icons jetzt gleichzeitig auf die Taskleiste bringen kann. Wir haben die Abstände der einzelnen Icons verändert, und das Feedback eben aufgenommen, dass die Anwender in der Lage sein möchten, deutlich mehr Icons in der Taskleiste unterbringen zu können, als in der Beta-Version der Fall gewesen ist.

Netbux.de: Und welche wirklich neuen Funktionen gibt es? Daniel Melanchton: Also es gibt im Release Candidate eine wirklich neue Funktion, die in der Beta-Version noch nicht drin gewesen ist nämlich Musik streamen zu können über das Internet. Der Mediaplayer ist jetzt in der Lage, nicht nur die Musik im lokalen Netzwerk anbieten zu können, sondern Sie können sich mit einem sogenannten Online-ID-Provider verbinden und können dann Ihre Musikbibliothek darüber publizieren. Und mit anderen Rechnern, die Ihnen gehören, sind sie in der Lage dann Ihre Musik zu genießen, egal wo Sie sich befinden.

Netbux.de: Wann wird denn nun Windows 7 wirklich auf dem Markt erscheinen? Daniel Melanchton: Wir haben uns noch nicht auf einen festen Zeitpunkt festgelegt, weil ein moderner Software-Entwicklungsprozess gerade von so einem Projekt wie Windows eine gewisse Flexibilität bei Steuern erfordert. Natürlich ist uns klar, dass nun alle wissen wollen wann es nun wirklich raus kommt. Wir haben erst kürzlich erklärt: Im Weihnachtsgeschäft wird Windows 7 auf jeden Fall erhältlich sein. Es wird also nicht Anfang nächsten Jahres kommen sondern schon Ende diesen Jahres.

Netbux.de: Ist das nicht jetzt ein etwas übereilter Start? Will Microsoft damit gutmachen, was es mit Vista verpasst hat? Daniel Melanchton: Wir haben die ganze Zeit klar gesagt, drei Jahre nach dem Start von Windows Vista möchten wir mit Windows 7 am Markt sein und uns damit natürlich den Freiraum gegeben, möglicherweise auch früher fertig werden zu können, je nach dem wie gut der Prozess läuft, wie gut das Feedback ist, das wir bekommen, wie viele Fehler wir noch finden. Das Feedback sowohl auf die Beta als auch auf den Release Candidate ist sehr sehr gut, sehr überschwänglich. Wir werden sehr sehr viel gelobt dafür, für die Qualität die das Produkt im Release-Candidate-Status schon erreicht hat. Darum glaube ich, dass wir nicht sagen können, dass das übereilt ist, sondern genau richtig.

Netbux.de: Ist denn Windows 7 jetzt der "wirkliche" Nachfolger von Windows XP? Oder doch eher der Nachfolger, nicht die Weiterentwicklung von Vista? Daniel Melanchton: Also Windows 7 hat viel mehr mit Vista gemein als XP. Windows 7 basiert auf Windows Vista Service Pack 1. Also dieser Kernel-Stand wurde genommen, wurde weiterentwickelt um dann Windows 7 zu werden. Dabei werden Sie sehen, dass nahezu alle Treiber, die für Windows Vista geschrieben wurden, weiterverwenden können auch für Windows 7. Die überwältigende Anzahl Anwendungen, die auf Windows Vista laufen, laufen auch auf Windows 7. Das heißt: Windows 7 ist wirklich der Nachfolger von Windows Vista und nicht der Nachfolger von Windows XP.

Netbux.de: Vielen Dank für das Gespräch.