XP-Geburtstag

Dinosaurier im Dienst: Windows XP wird 10 Jahre alt

XP brachte Abschied von DOS, aber auch Aktivierung und Sicherheitsprobleme
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Der Dinosaurier lebt noch: Windows XP feiert zwar seinen 10. Geburtstag, ist aber weltweit immer noch auf zahlreichen Rechnern im Einsatz. Obwohl Microsoft das PC-Betriebssystem schon vor langer Zeit sterben lassen wollte, musste der Software-Hersteller trotz mittlerweile zweier Nachfolger das System weiterhin anbieten, um nicht Marktanteile an Linux abgeben zu müssen. Wir schauen auf 10 Jahre XP zurück.

Windows XP wird 10 Jahre alt Windows XP wird 10 Jahre alt
Logo: Microsoft
Am 25. Oktober 2001 war die Spannung unter PC-Anwendern groß: Microsoft stellte sein erstes Heimanwender-Betriebssystem vor, das nicht mehr auf dem veralteten MS-DOS basierte, sondern auf den bisher hauptsächlich Business-Anwendern vorbehaltenen Windows-Versionen der NT-Familie. Bunter und stabiler als alle seine Vorgänger sollte es sein, und viele Anwendungen gleich im System verankert mitbringen. Doch nicht alle neuen Features lösten Freudenschreie aus, manche hatten sogar langwierige rechtliche Auseinandersetzungen zur Folge.

Bunter und stabiler, aber nur etwas weniger Zusatzsoftware nötig

Die Windows Bild- und Faxanzeige war eine Neuerung von XP Die Windows Bild- und Faxanzeige war eine Neuerung von XP
Screenshot: Microsoft
Vom Design her war Windows XP nach den eher bieder-mausgrau aussehenden Vorgängern Windows 95/98/ME beziehungsweise Windows NT und 2000 das erste wirklich bunte Microsoft-System mit der "Luna" genannten Benutzeroberfläche und einem erweiterten Startmenü. Unnötig zu erwähnen ist, dass damals jedes neue Windows-System deutlich Hardware-hungriger war als die Vorgänger und viele Anwender mit dem neuen System auch gleich einen neuen PC kaufen oder den alten Rechner aufrüsten mussten. Das ist seit der aktuellen Version Windows 7 erstmals nicht mehr der Fall.

In technischer Hinsicht brachte Windows XP erstmals bei einem Heimanwender-System das Dateisystem NTFS für Datenträger mit - damit konnte man auf der Festplatte nun auch Dateien speichern, die größer als 4 GB waren, was bei der zunehmenden Nutzung von Videodateien auf dem PC unerlässlich war. Ab dem Service Pack 1 war es auch möglich, Festplattengrößen jenseits von 137 GB zu verwenden.

Windows Media Player: Unter XP nur für wenige Dateiformate Windows Media Player: Unter XP nur für wenige Dateiformate
Screenshot: Microsoft
Bei früheren Windows-Versionen war es nervig, viele wichtige Funktionen durch separate Programme nachinstallieren zu müssen. Nicht einmal eine integrierte Bildanzeige gab es - Windows XP behob dieses Manko mit der "Windows Bild- und Faxanzeige". Der Windows-Explorer konnte erstmals ZIP-komprimierte Dateien öffnen und erstellen, nachdem diese Funktion unter Windows ME nicht zuverlässig funktioniert hatte. Im Video-Bereich hinkte der Windows Media Player allerdings noch weit der aktuellen Entwicklung hinterher. Ohne die aufwändige Nachinstallation von Videocodecs, beispielsweise für DivX- und XviD-Dateien, und ohne eine leistungsfähige Wiedergabesoftware, waren viele Videodateien abseits von Microsofts Lieblings-Format WMV nicht abspielbar.

Sicherheits-Features erst nach zwei Jahren: XP im Auslieferungszustand löchrig wie ein Schweizer Käse

Benutzerkontensteuerung unter XP Benutzerkonten unter XP
Screenshot: Microsoft
Die Betriebssystem-Sicherheit stand bei der Auslieferung der ersten XP-Version 2001 noch nicht auf der Microsoft-Agenda: Ein Antivirus-Programm fehlte und die so genannte "Firewall" bot nur einfachste Basisfunktionen. Damit war die Schlacht eröffnet: Hacker und Cracker griffen das System massiv an und legten gnadenlos jede Sicherheitslücke offen, teilweise im Wochentakt. Unvergessen bleibt ein 17-jähriger deutscher Schüler, der Windows XP mit dem Sasser-Virus lächerlich machte. Ohne Zusendung eines E-Mail-Viruses infizierte sich XP schon bei bestehender Internet-Verbindung, der Virus griff dabei den XP-Systemdienst LSASS an. Anschließend startete der Wurm den Rechner ohne Vorwarnung neu. Obwohl es bereits unterschiedliche Benutzerkonten mit verschiedenen Rechten unter XP gab, nutzte der Großteil der Anwender XP dauerhaft im Administrator-Modus.

Sicherheitscenter: Erst ab Service Pack 2 wurde XP einigermaßen sicher Sicherheitscenter: Erst ab Service Pack 2 wurde XP einigermaßen sicher
Screenshot: teltarif.de
Die Unzufriedenheit unter XP-Anwendern war groß, Linux- und Apple-Freaks machten sich über das System lustig und priesen ihre Betriebssysteme als sichere Alternative an. Microsoft musste reagieren und führte im August 2004 mit dem XP Service Pack 2 das "Sicherheitscenter" mit erweiterten Firewall-Funktionen ein. Außerdem gab es nun eine Datenausführungsverhinderung, und einen Popup-Blocker für den Internet Explorer. Doch auch danach danach traten ständig weitere Sicherheitslücken auf, was Microsoft schon im im Oktober 2003 zur Einführung eines monatlichen "Patchdays" bewogen hatte.

Auf der folgenden Seite lesen Sie, wie Microsoft mit der Produktaktivierung die XP-User gängelte, wie XP dank des Netbook-Booms ein letztes Aufblühen erlebte und wann das System endgültig in Rente gehen muss.

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