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xPUD – rasantes Browser-OS für's Netbook

Von Falko Benthin

xpud_01 Netbooks waren ursprünglich nur zum Surfen und vielleicht mal ein paar Bildchen anschauen gedacht. Mittlerweile verfügen sie jedoch mitunter über Betriebssysteme und Anwendungen, die ähnlich umfangreich wie die von Desktopsystemen sind. Wer sein Netbook wirklich nur nutzt, um im Netz zu surfen, Mails zu schreiben und hin und wieder ein paar Youtube-Videos anzuschauen und lange Bootvorgänge leid ist, sollte einen Blick auf xPUD werfen. Das kleine linuxbasierte OS lässt sich problemlos neben einem bereits installierten System betreiben.

xpud_01 xPUD stammt aus Taiwan und besteht hauptsächlich aus einem Browser und einigen Konsolenprogrammen. Als grafische Nutzeroberfläche setzt xPUD auf die Eigenentwicklung Plate, die auf der Mozilla Gecko Runtime Engine basiert. Xpud kann in drei verschiedenen Versionen von der Webseite des Projekts heruntergeladen werden: als Live-Image für CDs oder USB-Sticks, als Installer für MS Windows und als Image für Linux. Für unseren Test haben wir uns für letzteres entschieden.

Schnelle, aber unkomfortable Installation

Aufgrund eines fehlenden Installers ist die Installation wenig komfortabel, aber nichtsdestotrotz schnell zu bewerkstelligen. Das Image muss lediglich auf das Netbook zu kopiert werden. Anschließend ist dem Bootloader, in unserem Fall grub, noch mitzuteilen, wo es versteckt wurde, danach steht einem Dualboot nichts mehr im Wege. Das System startet innerhalb von 11 Sekunden (Asus Eee PC 901, Image auf der 4GB-SSD) von Grub bis in die grafische Oberfläche.

Aufgeräumter Desktop, wenige Anwendungen

xpud_02 xPUD basiert auf einem Kernel 2.6.31.2, die grafische Oberfläche Plate setzt anscheinend auf dem Windowmanager Openbox auf. Die Oberfläche gibt sich aufgeräumt und übersichtlich, der Desktop ist in vier Reiter (Start, Programme, Dateien und Einstellung) unterteilt. Unter Start zeigt xPUD einige Statusinformationen zum System, etwa Verbindungsstatus, Ladestand des Akkus und die Urzeit Uhrzeit, daneben gibt es noch die zwei Quick-Actions Wlan einrichten und Gerät ausschalten.

xpud_06 Auch die Programmauswahl ist leicht zu überblicken. Neben dem Firefox 3.5.5 gibt es den Terminal-Emulator xterm und einige Web-Anwendungen, etwa Facebook, den Google-Kalender, den Instant-Messenger Meebo und Youtube. Dateien werden im Dateimanager PCMan angezeigt, im Einstellungsreiter können Anwender unter anderem Sprache, Bildschirmauflösung oder Netzwerkeinstellungen ändern. Wer in die Tiefen der Konsole abtaucht, findet auch noch Programme um Audiodateien abzuspielen, entfernte Desktops zu steuern oder Screenshots zu machen. Anwendungen wie wvdial, pon und poff lassen Hoffnungen aufkeimen, dass xPUD 3G-Sticks unterstützt.

xpud_05 Unter Einstellungen -> Opt-Get lassen sich weitere Anwendungen auf dem Netbook installieren. Wer hier ein umfangreiches Repository erwartet, wird enttäuscht sein. Die Auswahl ist gering und beschränkt sich auf 14 (durchaus sinnvolle) Paketsammlungen zu unterschiedlichen Themen. Diese wären zusätzliche Treiber, Codecs (darunter das in Deutschland umstrittene libdvdcss, mit denen sich CSS-verschlüsselte DVDs anschauen lassen), Dropbox, Skype, Zubehörprogramme (u.a. PDF- und Bildbetrachter, das Entwicklerwerkzeug Geany), OpenOffice.org, Netzwerkanwendungen (Gftp, Synergy, Pidgin und Transmission) Abiword und Gnumeric sowie Gparted.

Anwendungen und Einstellungen verflüchtigen sich

Die heruntergeladenen Programme müssen im /opt-Verzeichnis abgeladen werden. damit xPUD sie nach dem nächsten Start anzeigt. So ist zumindest der Plan, der allerdings mit dem Linux-Image fehlschlägt, denn das Verzeichnis /opt, in dem optionale Anwendungen gespeichert werden sollen, ist lediglich temporär und verflüchtigt sich mit jedem Neustart. Das gleiche ärgerliche Phänomen tritt auch bei den Wlan-Einstellungen und dem Tastaturlayout auf. Ein Einstellungen > Backup und anschließendes Restore stellten in unserem Test weder das eine noch noch das andere wieder her. (Wird das Backup, was nicht immer funktioniert, beim Herunterfahren durchgeführt, werden beim Neustart immerhin die Wlan-Einstellungen geladen.) Abhilfe schafft anscheinend nur die manuelle Installation des ISO-Images bzw. eine Anpassung des xPUD-Images für Linux.

Fazit

xPUD ist schnell und übersichtlich. Erfahrene Anwender, die sich die Zeit nehmen, xPUD korrekt einzurichten und dafür sorgen, dass Änderungen bleiben, werden mit einem schnellen (Zweit-)System belohnt. Wer weniger erfahren ist, keine Lust auf Fummeleien hat oder gierig nach vielen Anwendungen ist, wird mit xPUD wahrscheinlich (noch) nicht glücklich. Das System verhält sich nicht immer, wie Anwender es erwarten. Dass sich Konfigurationsänderungen nicht oder nur teilweise sichern lassen, sei dem Beta-Status des Projekts geschuldet, dieses Ärgernis ist mit Erscheinen der nächsten Version vermutlich Geschichte. Und dann ist es vielleicht auch für Non-Geeks eine Überlegung wert und zwar nicht nur für's Netbook.