Auto-Vernetzung

Autos werden Ziel von Hacker-Angriffen

Totale Vernetzung soll Staus und Unfälle verhindern, birgt aber Gefahren
Von dapd /

Das Szenario ist zweifellos großartig: Autos greifen ein, wenn ihre Fahrer die Übersicht verlieren. Staus gehören der Vergangenheit an, weil Bordcomputer wissen, wo Straßen verstopft sind. Und bei Glätte oder Nebel ist der Fahrer längst informiert. Das intelligente Auto vernetzt sich dafür mit seiner Umwelt. Doch bei aller Bequemlichkeit und körperlichen Sicherheit bedroht der Komfort den Schutz persönlicher Daten. Die Anonymität der Fahrer ist gefährdet.

Totale Vernetzung im Auto birgt auch Gefahren Die totale Vernetzung im Auto öffnet auch Hackern die Tür
Foto: Vodafone
Bei BMW begann alles 1991. Damals bauten die Ingenieure in München rudimentäre Notrufsysteme in ihre Fahrzeuge ein. Knallte es, so informierten die Wagen die Zentrale des Konzerns, die wiederum im Notfall die nötigen Rettungskräfte alarmierte. Diese Technik soll gar nach aktuellen Wünschen der EU-Kommission von 2015 an in jedem neuen Fahrzeug, das frisch vom Band läuft, zum Standard gehören.

Entwickler arbeiten am vernetzten Auto der Zukunft

Karl-Ernst Steinberg, ein leitender Entwickler bei BMW, plant mehr. "Ich glaube, dass das Auto in der Zukunft ein ganz normaler Knotenpunkt in der vernetzten Welt sein wird", sagt er. "So, wie heute Smartphones ein Standard sind und jeder das Internet in seiner Hosentasche mit sich herumträgt."

Steinberg sitzt in der BMW-Entwicklungszentrale in München. Seine Kollegen testen dort Autos und Motorräder, die sich miteinander unterhalten, um Unfälle zu vermeiden, wenn ein Fahrer links abbiegen will, ein anderer aber noch auf der Gegenfahrbahn angebraust kommt. Droht eine Kollision, bremst der Wagen des Abbiegenden automatisch. Das soll schon bald Realität werden.

Hersteller arbeitet an der "Fusion mehrerer Quellen"

Der Entwickler spricht indes von der fernen Zukunft, von der "Smart City". Es gehe darum, Benzin zu sparen, giftige und klimaschädliche Abgase zu reduzieren und zugleich allem Umweltbewusstsein zum Trotz auch noch so rasch wie möglich von A nach B zu kommen. Steinberg arbeitet dafür mit seinen Leuten an der "Fusion mehrerer Quellen: dem Radar, das als Sensor in den Fahrzeugen eingebaut ist, und dem Funk, mit dem die Fahrzeuge untereinander kommunizieren".

BMW baut für all das bereits SIM-Karten in viele seiner Fahrzeuge ein, wie sie auch in Handys stecken. Fahrzeuge anderer Hersteller zapfen wiederum das Telefon des Fahrers an - die Wagen von Ford zum Beispiel. Damit verbinden sich die Fahrzeuge letztlich mit dem Web wie Computer. Modelle dieser Art prägen das laufende Branchentreffen IAA in Frankfurt am Main - und beunruhigen Sicherheitsexperten.

McAfee warnt vor Hackerangriffen auf Bordcomputer

Die Virenspezialisten von McAfee haben beispielsweise vor nicht einmal einem Monat ein Papier vorgelegt, das sie im Automobil-Sprech Achtung: Malware voraus [Link entfernt] überschrieben haben. McAfee-Manager wie Stuart McClure erkennen darin zwar einerseits an, dass sich die Technik stark weiterentwickelt hat. Zugleich aber sprechen sie von "der Sorge, dass wenig getan wurde, um die Sicherheit dieser Systeme zu gewährleisten".

Schon in naher Zukunft dürfte der Software-Code in den Autos 200 bis 300 Millionen Zeilen umfassen, mahnen Experten der Beratungsfirma von Frost & Sullivan - eine riesige Angriffsfläche, wenn Autos nun mit der Außenwelt kommunizieren. Das, so warnt wiederum McAfee, öffne Hackern Tor und Tür. Fast beiläufig weisen sie darauf hin, dass viele Bordcomputer auch Autos starten und stoppen könnten.

Die Begehrlichkeit der Offiziellen wächst

Zu alledem kommt, dass auch Offizielle die Daten der Autos auswerten wollen. Im Oktober will etwa simTD [Link entfernt] im Taunus seinen ersten Feldversuch präsentieren. An dem Großprojekt "Sichere Intelligente Mobilität Testfeld Deutschland" beteiligen sich diverse Hersteller, aber auch das Land Hessen und etliche Ministerien des Bundes.

Zuletzt wurden dafür mehrere hundert Fahrzeuge mit üppiger Technik versehen, diverse Funkchips inklusive. An den Autobahnen rund um Frankfurt entstehen zudem Empfangsgeräte: Die Autos sollen den Verkehrsleitstellen ihre Position und Geschwindigkeit verraten. So sollen künftig Staus und Unfälle vermieden werden. Dafür senden die Fahrzeuge Position und Geschwindigkeit, die von Empfängern entgegengenommen werden, die wiederum etwa an Schildern oder Brücken angebracht sind. Die Verkehrsleitstelle soll damit viel exakter als bisher vorausberechnen können, wie groß das Verkehrsaufkommen auf einem ganz bestimmten Abschnitt wohl sein wird.

Auf der folgenden Seite lesen Sie, wie Autos mit ihrer Umwelt kommunizieren und welche datenschutzrechtliche Probleme bei der Vernetzung auftreten.

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