Schreibzugriff

Android 4.4: So erhalten Apps wieder Schreibzugriff auf Speicherkarten

Android 4.4 Kitkat schränkt den Schreibzugriff auf Speicherkarten massiv ein. Google weist auf Sicherheitsbedenken hin - tatsächlich dürften aber andere Gründe zu dieser Änderung geführt haben.
Von Hans-Georg Kluge

Für betroffene Nutzer gibt es keine wirklich guten Nachrichten: Zwar gibt es Lösungen, allerdings keine einfachen und auch keine einzige, die in allen Fällen geeignet ist. Wir stellen die drei Lösungen vor und zeigen Ihnen, welche Einschränkungen sie mit sich bringen.

Für Besitzer eines Gerätes, das erst auf Kitkat aktualisiert wird, besteht natürlich zudem die Möglichkeit, auf die Software-Aktualisierung zu verzichten. Angesichts der neuen Kitkat-Features ist dies aber kein wirklich guter Weg.

Lösung 1: Entwickler bauen Workaround in die App ein

Mehrere Apps können den Zugriff auf die Speicherkarte wiederherstellen. Mehrere Apps können den Zugriff auf die Speicherkarte wiederherstellen.
Screenshot: teltarif.de
Einige Entwickler geben an, über Umwege die Beschränkungen auszuhebeln. Dabei handelt es sich um eine Schwachstelle im Medien-Scan-Dienst von Android. Bei diesem Hack dürfte es sich nicht um eine nachhaltige Lösung handeln, denn es ist abzusehen, dass der Fehler behoben wird. Für Nutzer ist diese Variante mit dem geringsten Aufwand verbunden, allerdings nur dann, wenn der App-Entwickler mitspielt. Außerdem müsste jede einzelne App den nötigen Workaround enthalten - eher ein Wunschszenario.

Lösung 2: Smart­phone oder Tablet rooten

Noch vergleichsweise leicht ist die Lösungsmöglichkeit, das Smart­phone oder Tablet zu rooten. Danach lässt sich eine Datei editieren und die Änderung Googles rückgängig machen, so dass alle Apps mit der Android-Berechtigung "Auf die Speicherkarte zugreifen" wieder Lese- und Schreibrechte erhalten. Für weniger versierte Anwender gibt es im Play Store die Apps KitKat External SD Card Patch [Link entfernt] oder SDFix, die die Datei automatisch bearbeiten können. Der Vorteil: Eine App muss nicht speziell vorbereitet sein und benötigt selbst keinen Root-Zugriff.

Zwei Nachteile sind aber zu nennen: Rooten ist zwar meist unproblematisch möglich - ganz ohne Risiko ist dieses Verfahren jedoch nicht. Etwas Erfahrung im Umgang mit Android ist schon gefragt. Auf gerooteten Android-Geräten hat es Malware erfahrungsgemäß leichter - und nicht alle Apps funktionieren, wenn Root-Zugriff vorhanden ist. Das betrifft zum Beispiel so manche Zahlungs-App, aber auch Streaming-Apps für die Multimedia-Nutzung können betroffen sein.

Lösung 3: Custom-ROM installieren - Erfolgsaussichten unter­schied­lich

Die dritte - radikale - Lösung ist, eine Custom-ROM zu installieren. Die Installation erfordert meist technisches Geschick und meist steht auch an, alle Daten auf dem Smart­phone zu löschen. Der Schritt ist erforderlich, wenn eine alternative Android-Distribution wie CyanogenMod zum Einsatz kommen soll. In einschlägigen Foren stehen oft auch veränderte Hersteller-ROMs zum Download bereit - ob hier die nötigen Änderungen vorgenommen sind, lässt sich aber nicht pauschal beantworten. Das gilt auch für CyanogenMod und ähnliche Firmware-Dateien. Meist sind diese Firmware-Alternativen aber schon gerootet, weswegen sich Lösung 2 nachträglich ausführen lässt.

Zwar sprechen manche Gründe für den Schritt, beispielsweise CyanogenMod oder eine andere After-Market-Firmware zu installieren - dennoch gibt es auch hier einige Nachteile. Von Vorteil ist zunächst, dass die alternativen Firmwares weniger Bloatware vorinstalliert haben und deswegen dem Smart­phone oft ein Ge­schwin­dig­keits-Plus spendieren. Dafür fehlen meist Hersteller-spezifische Funktionen wie beispielsweise erweiterte Kamera-Funktionen oder die Unterstützung von Sensoren oder HDMI-Ausgängen.

Praktische Erfahrung: Ohne manuelle Eingriffe ging es nicht

Wir haben die Speicherkarten-Probleme auf mehreren Testgeräten mit Kitkat nachvollziehen können. Eine einfache Lösung gibt es nicht. Da wir Testgeräte nicht rooten, haben wir ein Samsung Galaxy Tab der ersten Generation mit CyanogenMod 11 herangezogen - die System-Software basiert damit auf Kitkat. Dort war zunächst der Schreibzugriff auf die Speicherkarte nicht möglich. Auch mehrere Apps stellten die Schreibrechte nicht wieder her. Das lag offenbar daran, dass diese einen Zeilenumbruch nicht richtig einfügten - diesen mussten wir manuell nachtragen. Erst danach konnten Apps Daten auf der Speicherkarte modifizieren. In den Bewertungen der Apps finden sich aber auch eine Reihe Meldungen, die diesen Schritt nicht vollführen mussten.

Fazit: Unverständliche Änderungen an der Speicherkartenverwaltung

Sicher, externer Speicherplatz ist in Zeiten von Streaming-Diensten nicht mehr ganz so wichtig wie noch vor ein paar Jahren. Dass Google sich in offiziellen Dokumenten jedoch auf Sicherheits-Fragen beruft, ist bestenfalls aus Marketing-Sicht verständlich. Für Kunden sind die Änderungen dagegen äußerst ärgerlich, denn viele Nutzungsszenarien sind jetzt nicht mehr möglich. Dokumente mit einem Cloud-Dienst synchronisieren und mit anderen Apps bearbeiten? Geht nicht. Dokumente auf der Speicherkarte sowohl am Tablet als auch am Notebook bearbeiten? Kaum mehr möglich. Auch Backups von Apps lassen sich jetzt nicht mehr ohne weiteres auf der Speicherkarte ablegen.

Zuletzt gab es kaum mehr Gründe, sein Smart­phone oder Tablet zu rooten. Seit Kitkat hat sich das geändert: Wer Speicherkarten ohne Einschränkungen mit Android 4.4 Kitkat verwenden möchte, kann auf den Root-Zugriff nicht verzichten. Kurios: Die Maßnahme, die angeblich die Sicherheit erhöhen soll, reduziert die Sicherheit und den Komfort des Anwenders massiv.

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