Touch Disease

Touch Disease beim iPhone 6 Plus: Sammelklage gegen Apple

Bei unzähligen iPhone-6- und -6-Plus-Modellen häuft sich in den vergangenen Monaten ein und derselbe Defekt: die sogenannte Touch Disease, zu Deutsch Touch-Krankheit. Weil Apple das Problem noch immer ignoriert, droht nun eine gewaltige Sammelklage.
Von David Rist

Ein Mann hält am 19.09.2014 im Apple-Store in München (Bayern) zwei Iphone 6 Modelle vor das Apple-Logo. Das iPhone 6 scheint auch jetzt noch Spätfolgen der Bendgate-Affäre zu zeigen
Bild: dpa
Es ist jetzt gute zwei Jahre her, da hatte Apple das iPhone 6 und erstmals ein iPhone 6 Plus auf den Markt gebracht. Schon kurz nach dem Release hatten sich einige Nutzer über verbogene Geräte beschwert. Damals machte das Phänomen unter dem Namen "Bendgate" beziehungs­weise "Bentgate" die Runde und sorgte für viel Hohn und Spott. Weil sich iPhones viel zu leicht verbiegen ließen und somit funktions­unfähig wurden, reagierte Apple zumindest in einigen Fällen kulant und tauschte die Geräte aus. Zu diesen Zeitpunkt hatten die iPhone-6-Besitzer aber noch zwangs­läufig eine Garantie auf das Gerät.

Datenblätter

Nun ist die Garantie von einem Jahr wohl bei den meisten iPhone-6-Besitzern abgelaufen und der nächste Konstruktions­fehler macht sich breit. Genau genommen, glaubt man der Meinung vieler Experten, handelt es sich um dasselbe Problem wie damals beim Bendgate. Wie die Reperatur-Experten von iFixit auf ihrem Blog berichten, besteht ein direkter Zusammen­hang zwischen Bendgate und Touch-Disease. Demnach würde die Touch Disease nur entstehen können, weil sich die iPhones der 6er-Reihe so leicht biegen lassen.

Was die Touch Disease beziehungsweise Touch-Krankheit ist

Ein Mann hält am 19.09.2014 im Apple-Store in München (Bayern) zwei Iphone 6 Modelle vor das Apple-Logo. Das iPhone 6 scheint auch jetzt noch Spätfolgen der Bendgate-Affäre zu zeigen
Bild: dpa
Zunächst sieht es bei der Touch Disease so aus, als ob der Touch­screen defekt wäre. Besonders auf­fallend war bisher allerdings, dass fast alle von der Touch-Krankheit betroffenen Geräte dieselben oder sehr ähnliche Symptome aufweisen. Anfangs zeigt sich ein grauer Balken am oberen Ende des Displays, anschließend funktioniert der Touch­screen nach und nach immer weniger, bis er irgendwann vollkommen funktions­unfähig ist. Die Hardware-Experten von iFixit tauften den grauen Balken "the insidious grey bar of death", was übersetzt "der heim­tückische graue Balken des Todes" heißt.

Besonders problematisch an der Touch Disease: Durch einen Aus­tausch des Displays kann das Problem nicht behoben werden. Nun kommt Bend­gate wieder ins Spiel, denn wie das Tech-Magazine Motherboard aus Gesprächen mit diversen Reparaturdienstleistern herausgefunden haben will, lösen sich bei der Touch Disease die zwei Touch IC-Chips vom Logic­board der iPhones und verursachen so die Probleme mit dem Touch­screen. Das soll vor allem daran liegen, dass sich die iPhones trotz sach­gemäßer Nutzung leicht verbiegen lassen. Diese Begründung ist naheliegend, auch weil Apple bei den Vorgänger­modellen an dieser Stelle noch ein schützendes Metall­plättchen verbaut hatte. Betroffen ist von der Touch Disease überwiegend das iPhone 6 Plus, vereinzelt auch das iPhone 6.

Apple scheint von dem Problem zu wissen

Apple-CEO Tim Cook Tim Cooks Gedanken dürften zurzeit wohl eher beim iPhone 7 sein
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Das Tech-Magazin Mother­board, das als einer der ersten intensiv über die Touch Disease berichtete, prangerte schon im September an, dass Apple von dem Problem zu wissen scheint. Bis heute gibt es kein offizielles Statement seitens Apple. Aber zumindest Bendgate müsste den Apple Technikern bekannt sein. Zwar gab es damals von Apple ein Statement zu den verbogenen iPhones, darin wiesen die Kalifornier allerdings darauf hin, dass dieses Problem bei "normaler Benutzung" äußerst selten auftreten würde. Das aber war anscheinend dennoch Grund genug, das iPhone 6s wesentlich stabiler zu bauen.

Und auch bei der Touch Disease, die im unmittelbaren Zusammen­hang mit Bend­gate zu stehen scheint, tut Apple so, also ob es kein Problem gäbe und verlangt für die Reparatur der Touch-Disease beziehungs­weise für ein general­überholtes Ersatz­gerät 329 Dollar. Erschreckenderweise wird sogar von Ersatz­geräten berichtet, die von der Touch Disease betroffen sein sollen. In einem weiteren Motherboard-Bericht werden zudem ehemalige und aktive Genius-Mitarbeiter von Apple erwähnt, deren Aus­sagen ebenfalls darauf hindeuten, dass Apple sehr wohl von der Touch Disease weiß.

Sammelklage umfasst zehntausende Kläger

Dass die Besitzer eines iPhone 6 und 6 Plus nun enttäuscht von Apple sind, ist naheliegend. Auch dass es sich dabei nicht um Einzel­fälle, sondern einen Produktionsfehler handeln soll, ist angesichts der umfassenden Sammel­klage wegen Betrugs und Verstößen gegen das Verbraucher­recht sowie die Garantie­bestimmungen ebenso naheliegend. Inzwischen sind es zehn­tausende, die die Anwalts­kanzlei McCuneWright aus Kalifornien vertritt. Die Anklageschrift ist im Internet öffentlich einsehbar. Auch im Bundes­staat Utah und in Kanada laufen Sammel­klagen.

Die beiden amerikanischen Klagen sollen nun zusammen­gefasst werde, das hatte Apple beantragt. Mit der Begründung, so würden die Gerichte nicht von zwei doch sehr ähnlichen Klagen gleich­zeitig belastet werden. Apple hätte es so aller­dings auch einfacher seine juristischen Ressourcen zu bündeln, um sich voll auf einen Fall konzentrieren zu können. Es sieht ganz so aus, als ob man sich in Cupertino diesbezüglich noch nicht geschlagen geben will.

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