Verzug

Editorial: Die Medien und die SMS-Preiserhöhung bei D1

Oder: besser spät als nie
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Mehrere TV-Sender meldeten gestern im Videotext, dass sich bei T-D1 die Preise für netzinterne SMS verteuern. Dabei bezogen sie sich auf eine "Vorabmeldung" des Focus. Eine große Sonntagszeitung bat uns telefonisch um ein Interview, und auch weitere Medien berichten. Nur teltarif nicht.

Wir hatten über die neuen Preise bereits vor zehn Tagen berichtet. Statt bisher 15 Pfennig in den Verträgen ab Telly aufwärts, kostet ab 1. Februar eine netzinterne SMS bei allen Verträgen mit T-Mobil nämlich 19 Cent. Zwar berichteten auch vor zehn Tagen die meisten anderen Medien über die Preisänderungen bei T-Mobil - aber zumeist unter der Überschrift: "Es wird günstiger". Denn einige Preissenkungen gibt es tatsächlich, zum Beispiel bei Telly Active für netzinterne Gespräche zur Hauptzeit oder bei der Grundgebühr. Die Preiserhöhungen wurden - wenn überhaupt - mit ein bis zwei Sätzen kurz abgetan. Sie gelten übrigens nur für Neukunden. Wer schon einen T-D1-Vertrag hat, telefoniert zu den alten Konditionen weiter.

Interessant, dass jetzt immerhin die SMS-Preiserhöhung die Runde macht. Der andere Hammer - dass Gespräche in die E-Netze zur Nebenzeit um bis zu 146 Prozent teurer werden - harrt nämlich immer noch der Entdeckung durch die Massenmedien.

So stellt sich weiterhin die Frage, ob T-Mobil mit der Preiserhöhung durchkommen wird. Denn nur dann, wenn der Durchschnittskunde erfährt, dass es teurer wird, wird sich das Kaufverhalten auch entsprechend ändern. Wenn nun viele informierte Kunden ab dem 1. Februar ihre Verträge woanders abschließen, könnte es dazu kommen, dass T-Mobil wieder zurückrudert. Kann hingegen T-D1 die Preiserhöhung erfolgreich durchsetzen, dürften weitere Netzbetreiber folgen. Die Folgen des überdrehten UMTS-Wettsteigerns liegen nämlich weiterhin allen Anbietern schwer im Magen.

Bei T-Mobil überlegt man vermutlich zwischendessen, ob es nicht doch sinnvoller gewesen wäre, die dratischen Preiserhöhungen in der originalen Pressemitteilung deutlicher zu benennen. Denn dann wäre diese zusammen mit der Preissenkung durch die Medien gegangen. Die jetzige Situation, dass die SMS-Erhöhung unabhängig die Runde macht, ist sicherlich keine schöne Situation für den Anbieter. Dafür aber um so besser für die Verbraucher.

Es kann aber auch sein, dass bei T-Mobil Absicht im Spiel ist, gemäß dem Prinzip: "Erst die Preise stark erhöhen, und dann medienwirksam wieder senken". So soll es ja auch Aldi bei der Euroumstellung gemacht haben.