Prepaid im Festnetz

Neue Abrechnungsoption bei Tele2

Gebühren werden gegen Vergünstigungen schon im Voraus berechnet
Von Guido Klose

Einen neuen Weg der Abrechnung von Telefongebühren im Festnetz beschreitet der Anbieter Tele2 aus Düsseldorf: Bereits für das Call-by-Call-Angebot angemeldeten Bestandskunden wird zur Zeit schriftlich ein Wechsel in den sogenannten "Tele2 Direct"-Tarif offeriert. Dabei handelt es sich um eine Art "Prepaid-Tarif" im Festnetz.

Per Lastschriftverfahren bucht das Unternehmen zunächst 25 Euro vom Konto des Kunden im Voraus ab, die dieser dann zu den gleichen Gebühren, die auch im normalen Call-by-Call-Tarif anfallen, vom angemeldeten Anschluss aus vertelefonieren kann. Fällt das Guthaben unter 5 Euro, so werden automatisch erneut 25 Euro von Tele2 abgebucht und der Kunde darüber per Postkarte informiert. Eine Rechnung oder einen Einzelverbindungsnachweis gibt es jedoch nicht. Lediglich der aktuelle Stand des Guthabens kann jederzeit telefonisch unter einer kostenlosen 0800-Servicenummer abgefragt werden.

Um den Kunden diese neue Form der Abrechnung schmackhaft zu machen, gewährt Tele2 für die Ummeldung in den "Direct"-Tarif 120 Freiminuten, die in der Nebenzeit ins deutsche Festnetz vertelefoniert werden können. Dies entspricht beim derzeitigen Minutenpreis von 2 Cent in der Nebenzeit also einem Gegenwert von 2,40 Euro. Bei jeder Aufladung des Guthabenkontos um 25 Euro erhält man zudem jeweils weitere 30 Freiminuten im entsprechenden Gegenwert von 60 Cent. Schließlich werden alle Gespräche in dieser Tarif-Variante sogar sekundengenau abgerechnet.

Was Tele2 als Vereinfachung und Vorteil für die Kunden anpreist, erscheint bei genauerer Betrachtung jedoch in erster Linie vorteilhaft für das Unternehmen selbst: Der Kunde muss bei der Bezahlung in Vorleistung gehen, während Tele2 das eigene Risiko minimiert und sich zudem die schriftliche Rechnungsstellung sowie gegebenenfalls anfallende Mahnkosten spart. Da es auch keinen Einzelverbindungsnachweis gibt, ist es dem Kunden darüber hinaus praktisch unmöglich, Fehler bei der Abrechnung seiner Telefonate zu bemerken und zu reklamieren. Einen Rabatt von 30 bzw. sogar 45 Freiminuten gewährt das Unternehmen andererseits auch im normalen Privatkundentarif ab einer Rechnungshöhe von 20 bzw. 25 Euro, so dass die Regelung im "Direct"-Tarif nur bei geringen monatlichen Rechnungsbeträgen günstiger ist. Und der Vorteil der sekundengenauen Abrechnung wird schließlich dadurch getrübt, dass Tele2 weiterhin zusätzlich zu den Gesprächskosten eine "Einwahlgebühr" pro Verbindung von 2 Cent ins Festnetz bzw. von 4 Cent in die Mobilfunknetze und ins Ausland erhebt. Dadurch bleiben kurze Gespräche oft trotzdem teurer als bei anderen Anbietern, die im Minutentakt abrechnen.