Einnahmequelle gesucht

Internet: Die gebührenpflichtigen Extras kommen

Die Abkehr von der "Kostenlos-Kultur" wird Realität
Von Marie-Anne Winter / dpa

T-Online-Chef Thomas Holtrop dürfte sich freuen: Hatte er doch vor einem Jahr gefordert, dass man von der "Kostenlos-Kultur" im Internet wegkommen müsse. Inzwischen sind Bezahlinhalte im Internet nichts Neues mehr. T-Online und SpiegelNet haben in Deutschland damit angefangen, aber auch in den USA sind kostenpflichtige Angebote längst Realität: Immer mehr Online-Anbieter bieten neben einem noch immer kostenlosen "Basisangebot" kostenpflichtige Extras an. Schon gibt es Befürchtungen, dass ein "Zwei-Klassen-Internet" entstehe - hochwertige Informationen stünden künftig nur noch priviligierten Nutzern zur Verfügung, die dafür bezahlen wollen - und können. Auf der anderen Seite wird immer deutlicher, dass der Gratis-Selbstbedienungs-Laden Internet auf Dauer nicht finanzierbar ist. Besonders dringend wurde die Suche nach dem Profit, seitdem die Werbeeinnahmen der Websites sinken. Not macht erfinderisch: Im Internet wächst die Zahl der Sites, die mit kostenlosen Angeboten bekannt wurden und nun auf Gewinnkurs gehen wollen.

"Dankeschön dafür, dass Sie CNN.com-Video gewählt haben, das jetzt nur mit einem Abonnement erhältlich ist." Mit dieser Botschaft überrascht der Nachrichtensender CNN seine Online-Fans, die neuerdings nur noch nach Zahlung einer Monatsgebühr auf die Video-Bibliothek des Senders zurückgreifen können. So geht auch der US-Fernsehsender ABC vor, dessen Videoclips genau wie auch das CNN-Material nur im Abo-Service RealOne Superpass von RealNetworks zu empfangen sind, zum Monatspreis von zehn Dollar (11,41 Euro).

Immer noch kostenlos ist bei CNN, ABC und vielen anderen Online-Anbietern mit kostenpflichtigen Programmelementen das Textangebot. Und das soll auch so bleiben, denn die Websurfer sollen nicht verprellt werden. "Unser Angebot an harten Nachrichten muss gebührenfrei bleiben", sagt Larry Kramer, ein Programmdirektor beim Sender CBS. Er trat unlängst zusammen mit anderen Medienvertretern in New York bei einem Forum der Marktforschungsfirma Jupiter Media Metrix auf.

Einnahmen verspricht man sich mit Zusatzangeboten, dem Videoarchiv bei Fernsehsendern also, und dem umfassenden Textarchiv bei Zeitungen und Magazinen. Aber für den Zugang zum Grundangebot der Medien-Websites soll zumindest vorläufig keine Gebühr erhoben werden, darin war man sich in New York einig: "Wir werden dies so bald nicht tun", versprach Donald Graham vom Vorstand der Tageszeitung "Washington Post". Damit bleibt die Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" (WSJ) mit ihrem grundsätzlich kostenpflichtigen Programm die Ausnahme. "Es wird immer kostenlosen Wettbewerb bei den Nachrichten geben", sagt Neil Budde, der Herausgeber der "WSJ"-Onlineausgabe.

Nicht nur die Medienanbieter nutzen nun zunehmend ihr Grundangebot als Lockvogel für Nutzer, denen dann gebührenpflichtige Extras angeboten werden. Der Umstieg zum Mischmodell aus kostenlosen und kostenpflichtigen Elementen findet auch bei Anbietern statt, die mit völlig gebührenfreiem Service ungeheuer populär wurden. 110 Millionen registrierte Nutzer hat der von Microsoft angebotene E-Mail-Dienst Hotmail, der nun für ein erweitertes Angebot 20 Dollar pro Jahr verlangt. Für diese Summe gibt es einen Speicherplatz von zehn Megabyte (MB), nur zwei MB erhalten Nutzer, die nach wie vor Hotmail ausschließlich als kostenlosen Service nutzen wollen.

Beim Konkurrenten Yahoo ist das E-Mail-Konto nach wie vor grundsätzlich kostenlos. Aber auch dort sind neuerdings kostenpflichtige Service-Erweiterungen im Angebot. Für die automatische Weiterleitung von E-Mails aus dem Yahoo-Postfach in die Postfächer anderer Anbieter müssen Yahoo-Nutzer 20 Dollar pro Jahr zahlen, die Gebühr soll schon bald auf 30 Dollar erhöht werden. Yahoo erprobt zur Zeit auch andere Einnahmequellen: Im Bereich der Online-Spiele wird für eine Monatsgebühr von acht Dollar der Service erweitert. Und die Betreiber von Websites des Yahoo-Netzwerks GeoCities sollen größere Speicherplätze erhalten, bis zu 100 MB zum Monatspreis von 20 Dollar.