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Mehr Spaß beim Call by Call über 0190-0-Nummern
Von Andreas Deckelmann

Die meisten preisbewussten Telefonierer kennen sie bereits: Die wie Pilze aus dem Boden geschossenen 0190-0-Billiganbieter der Firmen 01051 und 01058. Wer schon öfters probiert hat, über diese Anbieter zu telefonieren, der weiß: Die Preise ändern sich oft innerhalb von Stunden und kaum einer behält den Überblick. Doch das ist erst der Anfang.

Schließlich wird der Kampf gegen die Besetztzeichen für so manchen Call-By-Call-Junkie zum prickelnden Abenteuer: Immer wieder diese unerträgliche Spannung vor jedem Gespräch, wieviele Wahlversuche wohl dieses Mal nötig sind, um einen Verbindung zu bekommen: fünf Mal? 20 Mal? Oder werde ich aufgeben und eine andere Nummer ausprobieren? Wieviele Nummern werde ich versuchen müssen? Und: Welcher Preis wird am Schluss angesagt werden? Sind es noch die 1,5 Cent, die auf der Homepage des Anbieters stehen? Oder wird es mehr oder weniger sein?

Daher frage ich mich als bekennender 0190-0-Junkie, warum man nicht noch ein bisschen mehr Spiel, Spass und Spannung in diese neue Form des abenteuerlichen Telefonierens bringt? Es gäbe da unendlich viele Möglichkeiten. . Schließlich kennt jeder 0190-0-Junkie das gewöhnliche Besetztzeichen und die Überlastungs-Ansagen bereits in- und auswendig.

Wie wäre es mit einer Warteschleife, innerhalb derer man sich weiter nach vorne kämpfen muss? Zum Beispiel die Ansage: "Sie befinden sich an Position 347. Um 20 Plätze nach vorn zu rücken, drücken Sie die Taste "1", das Gespräch kostet dann aber 1,7 Cent pro Minute." Mit der "2" geht es dann 100 Plätze nach vorn, dafür kostet es 2,0 Cent. Mit der "4" wird man schließlich für 3,0 Cent sofort verbunden.

Wer es gerne billiger hätte: Bei Drücken der Tasten "9" oder "8" sinkt der Preis. Dafür muss man dann Werbesprüche über sich ergehen lassen. Bei der "5" hingegen werden Preis, Verbindungsqualität und maximale Gesprächsdauer zufällig ausgewählt. Hier kommt dann ab und zu sogar die Ansage: "Dieses Gespräch ist kostenlos".

Wie man sieht, sind der Kreativität der Anbieter keine Grenzen gesetzt. Interessant wäre auch die Variante, die Gespräche wetterabhängig zu machen. Eine kleine Station am Firmensitz des Anbieters misst Sonnenschein, Niederschlagsmenge, Temperatur und Luftdruck. Ein "Tief" würde sich dann auch preissenkend auswirken, während "eitel Sonnenschein" die Kasse beim Anbieter klingeln lässt. Selbstverständlich lassen sich die Daten über Wetter-Sites im Internet abrufen, und die Formel zur Preisberechnung ist auf der Homepage des jeweiligen Anbieters veröffentlicht.

Die Zielgruppe der Astro-verliebten wäre mit Tarifen je nach Mondphase und Sternzeichen anzusprechen: Bei Vollmond 3 Cent pro Minute, bei Halbmond 2 Cent und direkt bei Neumond den Sondertarif von 1 Cent. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Nie wieder genervt Tariftabellen durchforsten müssen! Ein Blick an den Himmel würde genügen. Sonderaktionen wären auch inbegriffen: Bei einer Mondfinsternis kann natürlich kostenlos telefoniert werden.