Stagnation

Mobilfunk: Kundenzahlen rückläufig

Nur o2 und Quam verzeichnen noch Zuwächse
Von Volker Schäfer

Die Zeiten des Handybooms in Deutschland sind vorbei. Das wird deutlich, wenn man sich die Entwicklung der Kundenzahlen der großen Netzbetreiber T-Mobile und Vodafone D2 ansieht. T-Mobile hat nach eigenen Angaben im ersten Quartal 2002 rund 43 000 Kunden verloren. Bei Vodafone sind sogar rund 400 000 SIM-Karten weniger im Netz als Ende 2001.

Diese Entwicklung erstaunt nicht unbedingt. Vor allem im Jahr 2000 machten die Netzbetreiber und Provider derart günstige Angebote, dass heute fast jeder, der ein Mobiltelefon haben möchte, schon eins - oder sogar mehrere - besitzt. Die Laufzeit vieler Zweit- und Drittkarten endet in diesem Jahr. Da die Karten oft nur dazu dienten, um ein zusätzliches subventioniertes Handy zu bekommen, wird deren Laufzeit nur selten verlängert, so dass sinkende Kundenzahlen die Folge sind.

Der Markt ist gesättigt, die Netzbetreiber konzentrieren sich derzeit auf Kundenbindung anstelle von Neukunden-Werbung. Beispielsweise unterbreiten die D-Netze derzeit Angebote für Partnerkarten. Darunter sind Zweitverträge zu verstehen, bei denen eine reduzierte Grundgebühr eingeräumt wird. Dieses Modell hat jedoch gleich zwei Nachteile: Zum einen bekommen die Händler weniger Provision ausgezahlt, so dass sie lieber einen eigenständigen neuen Vertrag verkaufen. Außerdem erhalten Kunden kein subventioniertes Handy.

Geschickter geht der Mobilfunk-Neuling Quam vor, der Partnerkarten seit Anfang Mai anbietet und diese voll subventioniert. Kein Wunder also, dass sich die Aufträge bei der deutschen Tochtergesellschaft des spanischen Unternehmens Telefonica derzeit stapeln, so dass Freischaltungen oft mehrere Tage oder sogar Wochen auf sich warten lassen.

Auch o2 Germany, ehemals Viag Interkom, verzeichnet nach wie vor ein großes Kundeninteresse. Mit dem Genion-Produkt, bei dem die Kunden auf dem Mobiltelefon zusätzlich einen virtuellen Festnetz-Anschluss erhalten, ist die Münchner Firma nach wie vor konkurrenzlos auf dem deutschen Markt. Anfangsprobleme mit der Kartenaktivierung und Rechnungsstellung gehören längst der Vergangenheit an, so dass o2 für viele Handyfans, deren bisherige Verträge in diesem Jahr auslaufen, eine interessante Alternative darstellt.

E-Plus spricht derzeit von stagnierenden Kundenzahlen und hofft, durch den neuen Multimediadienst i-mode neue Interessenten für sich zu gewinnen. Ob diese Rechnung aufgeht, werden die nächsten Monate zeigen.

Spannend bleibt die Entwicklung in jedem Fall. Umfragen zufolge sind derzeit schon rund 20 Prozent der deutschen Mobilfunkkunden nach Ende ihrer Vertragslaufzeit zu einem Providerwechsel bereit. Dieser Prozentsatz könnte ab November noch höher werden. Dann nämlich ist ein Anbieterwechsel nicht mehr zwingend mit einem Rufnummernwechsel verbunden.