Abfindung oder nicht?

MobilCom-Hauptversammlung: Viele ungeklärte Fragen

Insolvenz nicht ausgeschlossen; France Télécom gibt sich zuversichtlich, eine Lösung zu finden
Von dpa / Marie-Anne Winter

Das Büdelsdorfer Telekommunikationsunternehmen MobilCom hält morgen in Hamburg seine Hauptversammlung ab. Dort erwarten die Aktionäre von MobilCom-Chef Gerhard Schmid Antworten auf eine Reihe von ungeklärten Fragen. Noch immer ist der vereinbarte Ausstieg des MobilCom-Gründers nach dem Konflikt mit seinem Großaktionär France Télécom nicht abgewickelt. So lange nicht klar ist, wie der geplante Verkauf der Schmid-Aktien gestaltet werden soll, ist nach Ansicht von Aktienanalysten auch die Insolvenz von MobilCom noch denkbar.

France Télécom hatte mit Schmid abgemacht, dass er seine Anteile und die seiner Ehefrau, insgesamt knapp 50 Prozent, an einen Kreis von Gläubigerbanken abtreten könne. Als Preis wurden 22 Euro je Aktie genannt und von Schmid nicht dementiert. Die Verhandlungen ziehen sich mittlerweile bereits seit zwei Monaten hin. Ebenso ist ungeklärt, ob die Kleinaktionäre ein Abfindungsangebot von France Télécom oder der Banken erhalten, wie es im Aktienrecht vorgesehen ist. Außerdem ist unklar, wie mit den hohen MobilCom-Schulden verfahren werden soll.

France Télécom hingegen hat auf der gestrigen Hauptversammlung in Paris verkündet, dass das Problem mit der deutschen MobilCom schnellstens gelöst werden solle. Michel Bon, Vorstandschef des Telekommunikationskonzerns, gab sich zuversichtlich, eine Einigung mit den Banken über die MobilCom-Schulden zu finden. "Unser Ziel ist es, jegliches Risiko einer Schuldenerhöhung von France Télécom durch die MobilCom-Kredite zu vermeiden", erklärte Bon, ohne die angestrebte Lösung näher zu erläutern. Trotz des immensen Schuldenbergs von France Télécom sei keine Kapitalerhöhung geplant.

Aus den Finanzinstituten verlautete, dass die Schulden von MobilCom durch eine langfristige Wandelanleihe abgedeckt werden könnten, die nur bei steigenden Kursen von France Télécom ausgeübt werden dürfe. Bei MobilCom werden den Gläubigerinstituten zufolge im Juli Kredite über 4,7 Milliarden Euro fällig. Eine Einigung mit den Banken würde den Weg für die vereinbarte Übernahme von MobilCom durch France Télécom freimachen. Derzeit hält der französische Konzern über seine Mobilfunk-Tochter Orange 28,5 Prozent an dem Büdelsdorfer Unternehmen.

Bon bekräftigte wie schon zuvor das französische Finanzministerium, dass "eine Kapitalerhöhung bei France Télécom nicht notwendig ist". Bei den niedrigen Börsenkursen würde eine Aufstockung auch nichts einbringen, sagte Bon. Der Staat hält mit 54 Prozent die Mehrheit am Kapital. Ähnlich wie die Deutsche Telekom ist France Télécom extrem hoch verschuldet. Rund 61 Milliarden Euro Schulden haben die Franzosen, bei der Deutschen Telekom sind es 67 Milliarden. Die Aktionäre beklagten auf der ruhig verlaufenden Hauptversammlung vor allem den starken Kursverfall der Aktie. Der Kurs von France Télécom ist seit Jahresanfang um mehr als 50 Prozent auf zuletzt rund 21,6 Euro gesunken.